Kompliziert ( 200 Reader Special)

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Kaum waren alle fertig mit dem Essen verzog ich mich auf meinem Zimmer. Dort durfte NIEMAND ohne meine Erlaubnis rein. Schließlich diente es auch als mein Attelier. Routiniert lehnte ich mich an die Tür und griff hinter mich, ich wusste, dass dort der Türknauf und damit auch das Schlüsselloch mit dem Schlüssel war. Schnell schloss ich ab und atmete erstmal durch. Nun, wo ich sicher war, ließ ich gemächlich den Blick durch den Raum schweifen: Überall waren Leinwände, manche mit fertigen Werken, manche halb bemalt. Der Boden war übersäht mit meinen Skizzen, manche mit Blut, die meisten aber mit Bleistift. Ich wollte meine Resourcen lieber nicht verschwenden. Mit geübten Schritten ging ich durch mein Zimmer zu meinem Schemel mit meiner Staffelei und den einzelnen Bottichen mit dem Blut meiner Opfer. Auf der Staffelei stand noch ein altes Bild, eines von meinem Lieblingsplatz in diesem Wald. Nur eine Sache, eine klitzekleine und doch weltbewegende, war unrealistisch. Und ich hasste es, dass ich sie hinzugefügt hatte, obwohl ich genau wusste, dass sie diesen Ort, dieses Werk erst komplett machte. Es war wieder so ein bescheuertes Gefühl. Ich kann Gefühle nicht ausstehen. Sie verwirren einen nur. Und dennoch war dieses Gefühl da, welches mich immer mehr in den Wahnsinn trieb. Ich holte aus meiner Jackentasche den kleinen Becher mit ihrem Blut raus. Dieses Blut würde ich aufheben für wahre Meisterwerke. Vorsichtig stellte ich es auf die Fensterbank, dann zog ich meine Jacke aus, warf sie übers Bett und setzte mich auf den Schemel. Mit zwei kurzen Handgriffen rollte ich meine Hemdärmel hoch und holte eine neue Leinwand heraus. Sofort fing ich an zu malen. Bewusst war mir nicht, was ich nun eigentlich malte, ich überließ es einfach meiner Hand. Das war normal geworden mittlerweile. Dabei schweiften meine Gedanken immer mehr ab. Zu ihren Haaren, welche offensichtlich gefärbt waren. Welche Haarfarbe sie wohl wirklich hatte? Genauso wie ihre Augen. Was versteckt sie hinter ihren getönten Kontaktlinsen? Ein tiefes blau? Oder doch ein tiefes braun, fast schwarz? Da tauchte vor meinem geistigen Auge ihr Blick auf, den sie Sally zugeworfen hatte. Fast schon mütterlich, so warm war er gewesen. Und dieses angedeutete Lächeln in ihren Mundwinkeln.

Wenn sie mich doch nur so anschauen könnte..

Schnell schüttelte ich den Kopf und hörte auf zu malen. Was war nur los mit mir? Wieso war ich so seltam?

,,Das ist alles ihre Schuld..",

Murmelte ich. Stimmt ja auch. Sie machte das doch mit Absicht. Sie spielte mit mir. Und leider, leider klappte das auch noch. Irgendwas an ihr, ich wusste nicht genau, was es war, aber irgendwas an ihr fazinierte mich einfach. So sehr, dass ich sie andauernd malte. Dass ich meine Augen nicht von ihr lassen konnte. Dass ich ununterbrochen, genauso wie jetzt gerade, an sie dachte. Alleine der Klang ihres Namens: Eowyne...

Ich seufzte und griff wieder zum Pinsel. Es war wie ein Zwang, eine Droge. Ich MUSSTE weitermalen. Musste ihre Ausstrahlung auf der Leinwand festhalten und zum Ausdruck bringen. Also malte ich weiter und verfluchte das alles hier. Diese Gefühle, dieses Mädchen...und dass ich es irgendwo genoss. Ja, ein kleiner Teil in mir genoss diese ganzen Sachen. Dieses Gefühl. Die Nähe von ihr. Diese Verwirrtheit. Und dieser Teil bemerkte es auch: Dass alles in ihrer Umgebung irgendwie...freundlicher zu sein schien. Dass ich mich immer zurecht machte, kurz bevor ich sie traf. Dass mir die Spucke wegblieb, wenn sie mich ansprach und dass meine Ohren heiß wurden. Es war so bizarr. Und es sollte auch nicht sein. Menschen waren hinterhältig und falsch. Sie verletzten einen nur. Da war sie nicht besser, das merkte man doch.

,,Wooah
We're half way there
Woah-oh
Livin' on a prayer
Take my hand and we'll make it
I swear, livin' on a prayer.",

Ertönte plötzlich ihre Stimme in meinem Kopf. Das war's. Frustriert über mich selbst schmiss ich die Staffelei um und sprang auf. Ich schrie und trat gegen die Zettel auf dem Boden. Überall war SIE. Am liebsten hätte ich alles verbrannt, geschreddert, mir egal. Hauptsache für immer weg. Fort aus meinem Leben. Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich auf meinem Bett nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Langsam fuhr ich mir durchs Haar und versuchte mich zu beruhigen. Dabei ertappte ich mich aber, wie ich immer wieder auf meine Werke von ihr schaute, die jetzt überall verstreut lagen ohne System oder sonst irgendwas. Abermals seufzte ich. Es half doch alles nichts. Also stand ich auf und sammelte langsam alles ein, brachte Ordnung ins Chaos.

,,Danke."

,,Jaja....", murmelte ich, obwohl mir klar war, dass ich mir ihre Stimme nur eingebildet hatte.


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Tadaa! Das war das Special. Ich hoffe, euch hat meine Darstellung von unserem lieben Bloody Painter gefallen.^^ Mal sehen, wann ich das nächste Mal seine Sicht verwenden werde. Bei Verbesserungsvorschlägen einfach in die Kommis schreiben ^^ Und hier noch zum Abschied ^^:

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie finde ich passt es echt gut zu Helens Gefühlen.^^ xD

Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt