Die Luft knisterte, während die beiden sich mit ihren Blicken töteten und ein jeder wusste, dass es nicht dabei bleiben würde. Eine leise Stimme sagte mir, ich sollte mich dazwischenstellen, doch die verdrängte ich, ehe sie ausgesprochen hatte.
Es war wie in Zeitlupe: Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tim zu seinem Messer griff und sein Gewicht nach vorne verlagerte.
„Helen, pass auf!"
Und schon war Tim auf Helen zugestürzt und die beiden rangen miteinander auf dem Boden, Klingen klirrten und unterdrückte Schmerzenslaute ertönten durch zusammengepresste Zähne. Ich war froh, dass Tim seine markante, orangene Jacke anhatte, sonst hätte ich den einen nicht vom anderen unterscheiden können, und dass nur nach einer Minute. Es wurden alle Tricks verwendet, die man sich vorstellen kann: Helen warf Tim Dreck ins Auge und gewann so genügend Zeit um Tim auf den Boden zu befördern; Tim trat ihn in die Weichteile, um seine Position zurückzuerlangen. Nur in kurzen Momenten, wo sie ihre Kräfte miteinander messten, um zu versuchen ihre Position zu tauschen oder zu behalten, konnte ich sehen, wie schwer wer verletzt war.
Die prügeln sich wegen dir.
An meiner Schule hatte es gelegentlich Prügelein gegeben, auch wegen Mädchen. Aber es war nie wegen mir gewesen und auch nie so heftig.
Die Kontrahenten wurden plötzlich von zwei großen Tentakeln auseinandergezogen und gegen den nächstbesten Baum geschleudert, an dem sie leicht benommen herunterrutschten. Slender hatte sich eingemischt; Wütend stand er da und baute sich auf:
„Was in Zalgos Namen ist hier los?!"
Sofort rappelten sich beide auf, die Wut wieder in ihren Augen, und zeigten auf den jeweils anderen:
„Er hat angefangen!!"
Ich glaube, hätte Slender gekonnt, hätte er die Augen verdreht. Vorallem, da Helen mit seinem Veilchen und Tim mit seiner gebrochenen Nase nicht wirklich ernst zu nehmen waren. Er wandte sich kurz an mich mit seinem "Blick" und seufzte:
„Tim, geh und bereite dich auf deine Mission vor. Ich will, dass du heute Abend aufbrichst. Helen, du kommst mit und hilfst mir beim Sortieren meiner Bücher."
Beide sahen nicht grade fröhlich aus. Tim, da seine Mission ihn zum kältesten Ort in Alaska führte, und Helen, da Slender drei Räume voll Bücher besaß. Doch sie wussten, würden sie nach diesem Verhalten auch noch Widerworte geben, würde auf sie eine ordentliche Tracht Prügel warten. Also nickten sie zähneknirschend und trotteten ins Haus.
„Eowyne, würdest du Toby beim Einkaufen helfen? Ich will nicht, dass er wieder das ganze Geld für Mikrowellen-Waffeln und Ahornsirup ausgibt."
„Natürlich, Boss."
Doch bevor ich zu Toby in die Küche ging, stellte ich mich erstmal unter die Dusche. Ich fühlte mich schmutzig, egal wie heiß ich das Wasser stellte. Krebsrot zog ich den Duschvorhang beiseite und spülte spontan meinen Mund mit Listerine aus. Danach schmeckte er nach Minze und Zigarette, was schonmal etwas besser war. Mein Griff in den Kleiderschrank war wahllos; die Haare band ich zu einem unordentlichen Dutt zusammen.In der Küche war Toby schon fleißig am Durchwühlen der Schränke und Aufschreiben von Sachen, die wir brauchten. Ich ließ ihn machen; strich nur die Sachen weg, die er versuchte unterzumogeln, wie Zuckerstangen oder Fertigmischungen für Pancakes.
„W-Was soll das denn, Ewy?"
Seit wann nennt er mich denn so?
„Wir haben noch genügend, Toby."
Er schmollte:
„Gar n-nicht wahr.."
„Und ob. Und jetzt schreib Gurken auf."
„Aber die s-sind eklig."
„Die sind gesund und der Gurkensalat, den ich mache, schmeckt dir doch auch immer. Also los, schreib Gurken auf."
Letztlich dauerte das Erstellen der Einkaufsliste knapp eine halbe Stunde, da ich immer wieder den Axtmörder dazu bringen musste, auch mal andere Sachen aufzuschreiben, die er nicht unbedingt mochte und ich immer die Liste kontrollieren musste. Am Ende war sie schwer zu durchschauen bei dem ganzen Gekrakel, aber es war eine nette Ablenkung gewesen.
Hatte mich Slender vielleicht deshalb hierhin geschickt?
Unweigerlich wanderten meine Gedanken zu Helen. Vielleicht konnte ich ihm ein neues Glas Blut besorgen, dafür, dass er seines wegen mir verschüttet hatte. Kurzerhand schrieb ich deshalb noch Einmachgläser auf den Einkaufszettel hinzu, während Toby von Slender das Geld abholte und sich umzog. Ich nutzte die Zwischenzeit, um für Toby ein Glas Wasser zu machen. Kaum hatte ich es auf den Tisch gestellt, kam er schon wieder, mit der kleinen Pille in der Hand. EJ hatte diese entwickelt, zusammen mit Slender.
„D-Danke."
Grinsend nahm Toby die Pille ein. Gerade, als er das Glas gelehrt hatte, begann der Effekt der Pille einzutreten: Seine markante Schnittwunde im Gesicht wuchs zu und die Narben an seinen Händen verblassten. Wir benutzten diese Pillen nicht häufig, aus Angst der Körper könnte dann dagegen abstumpfen. Ich hatte sie momentan eh noch nicht nötig.
„Bereit, Ewy?"
Ich nickte und gemeinsam verließen wir die Mansion.
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Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory
FanfictionEowyne ist nach außen hin normal, innen führt sie aber einen ewigen Kampf mit sich selbst. Jahrelang geht das schon so. Und zu allem Überfluss kommt dann auch noch ein gesuchter Mörder in ihr Leben und verwirrt sie noch mehr als sie es schon selbst...