Kapelle

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Dina PoV:

Das Licht schien in schillernden Farben auf den, mit Holzdielen ausgelegten, Altar. Es war eine verlassene Kapelle, welche ich vor Jahren etwas im Wald versteckt gefunden hatte. Sie war ziemlich heruntergekommen; die Holzdielen waren teilweise gebrochen, mit Moos bedeckt oder kleine Pilze wuchsen auf ihnen, die Marmorfliesen vom Rest der Kapelle hatten Sprünge und zwischen ihnen wuchs Unkraut, die Räume waren voll von Spinnenweben und das Dach war schon damals undicht und teilweise eingestürzt...aber es war meine Kapelle. Mein eigener, kleiner Rückzugsort. Und jedesmal wenn ich diese Luft, Schimmel vermischt mit diesem ganz gewissen Geruch, den nur Kirchen haben konnten, roch, dann begann ich mich sofort zu entspannen. Naja, normalerweise. Denn heute, in meiner Hängematte direkt über dem Altar liegend, gelang es mir einfach nicht meinen Kopf frei zu bekommen. Immer wieder kehrten sie zu Hoodie zurück. Sein Verhalten war seltsam gewesen im Wald. Normalerweise hatten wir kaum Kontakt. Generell, hatte er zu kaum jemanden Kontakt. Und bei Konflikten war er derjenige, der am wenigsten eingreifen würde. Also wieso ist er an diesen Abend zu mir gekommen?

Seufzend stand ich auf. Es musste doch irgendwas geben, was mich ablenken würde. Entschlossen öffnete ich die große Eingangstür..und traf sofort auf einen Widerstand, welcher schmerzhaft aufstöhnend zurücktaumelte. Aus Reflex griff ich mein Schwert und trat raus um zu sehen wer es wagte zu meiner Kapelle zu kommen. Und was mich dort erwartete, riss mir fast den Boden unter den Füßen weg: Hoodie, sich die Nase unter seiner Maske haltend, stand da und taumelte leicht.

,,Hoodie? Was machst du denn hier?!''

Als er schmerzhaft aufgrund meiner lauten Stimme aufstöhnte, schlug ich sofort die Hände vorm Mund:

,,Oh, sorry!", sagte ich wesentlich leiser.

,,Schon okay."

,,Was machst du denn hier?"

Er schwieg auf diese Frage; hielt sich weiterhin die Nase fest. Schuldgefühle überkamen mich.

,,Komm doch rein, dann kann ich mir das besser anschauen."

Langsam nickte er und ich lies ihn den Vortritt. Vorsicht schritt er über den Boden und ließ sich sachte auf einer der Kirchenbänke nieder. Das er so vorsichtig, man könnte sagen ehrfürchtig, mit den Sachen umging gefiel mir irgendwie.

Schnell ging ich zu ihn und beugte mich leicht, um ungefähr mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

,,Nimm mal eben die Maske ab."

Wieder schwieg er nur und abermals seufzte ich:

,,Bitte?"

Langsam setzten sich seine Hände in Bewegung, holten den Saum der Maske unter dem Kragen seiner Hoodie hervor und krempelten sie vorsichtig hoch, bis er sie ohne allzu große Schmerzen abnehmen konnte.

Sein Gesicht hatte sich seit dem letzten Mal in meinen Kopf eingebrannt, mit all seinen Einzelheiten. Doch in Echt und noch dazu im Hellen haute es mich von Socken. Seine Augen ruhten ganz ruhig auf mir, beobachteten mich und meine Reaktion. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln:

,,Sieht meine Nase so schlimm aus?"

Erst wollte ich nachfragen, doch dann fiel mir wieder ein, weshalb ich ihn eigentlich gebeten hatte die Maske abzunehmen. Schnell richtete ich mein Augenmerk auf seine Nase. Sie blutete und war geschwollen.

,,Ich weiß nicht, vielleicht habe ich sie dir gebrochen....", murmelte ich kleinlaut.

Nun schmunzelte er:

,,Du hast einen ziemlich guten Schwung drauf."

Auch ich musste schmunzeln, ging dann aber schnell um ein paar Taschentücher und kühlende Salbe zu holen. Dabei fiel mir auf, dass meine Knie plötzlich ganz weich waren. Was war nur los mit mir?

Vorsichtig versorgte ich seine Wunde. Sein Blick auf mir half nicht dabei meine plötzliche Nervosität unter Kontrolle zu bekommen.

,, K..könntest du aufhören mich so anzustarren?"

,,Mache ich dich etwa nervös?"

,,Quatsch. So, bin auch schon fertig."

Er lächelte:

,,Dann sollte ich wohl wieder los."

Und mit diesen Worten verließ er schnell die Kapelle.

Seltsam...aber was wollte er jetzt hier?


Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt