Verteidigung gegen die dunklen Künste

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Am nächsten Tag hatte ich in der ersten Stunde Alte Runen.
Diesen Kurs hatte ich vor drei Jahren eigentlich nur gewählt, damit ich die alten, seit Generationen weitervererbten Bücher meiner Eltern entziffern konnte, doch ich war nun stolz, dass ich diesen ZAG, neben Zaubertränke, als einzigen mit 'Ohnegleichen' bestanden hatte.
Draco hatte mich nicht in seine Noten sehen lassen, aber allzu viele Kurse würden wir dieses Jahr wohl nicht mehr miteinander besuchen.

Gleich nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in den Unterricht, doch so richtig freute ich mich nicht darauf. Ich war noch ziemlich müde und allgemein galt Alte Runen als schweres Fach, was es auch war.
Aber ich versuchte mich so gut es ging am Unterricht zu beteiligen, mit Vorfreude auf die nächste Stunde, welche Verteidigung gegen die dunklen Künste war.
In der Pause zwischen den beiden Fächern hatte ich gerade noch genug Zeit um den Berg Hausaufgaben nach unten in den Gemeinschaftsraum zu bringen und um zum nächsten Klassenraum zu rennen. Wer unsportlich war, war in diesem Schloss wirklich falsch, tausende Räume verteilten sich auf sieben Stockwerke, weshalb ein guter Orientierungssinn auch nicht gerade unpraktisch war.
Als ich beim Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste angekommen war, hatte sich vor der geschlossenen Tür bereits eine Menschenmenge gebildet.
An den Kapuzen der Umhänge meiner Mitschüler versuchte ich grünen Stoff, und somit andere Slytherins, zu erkennen.
"Hey, hab's erst jetzt geschafft", sagte ich zu Pansy, als ich diese fand.
"Echt? Ich hatte grade Freistunde", sagte sie und grinste etwas schadenfroh.
Jemand tippte mir von hinten auf die Schulter, ich drehte mich zu demjenigen um.
"Wann hast du die nächste Freistunde?", fragte Draco.
"Nächste Stunde, glaub ich. Wieso?", antwortete ich.
"Bleib im Gemeinschaftsraum. Wir müssen reden", sagte er.
"Seit wann willst du denn freiwillig mit mir reden?", fragte ich übertrieben dramatisch.
"Du weißt genau worum es geht, also halt die Klappe", meinte Draco.
Ich drehte mich wieder um.
Ja, ich wusste, was er meinte, in diesen Zeiten konnte es nur um eines gehen.
Die Tür zum Klassenzimmer ging in diesem Moment auf und Snape ließ uns eintreten.

Nachdem er uns einen kurzen, allgemeinen Vortrag darüber gehalten hatte, um was es in seinem Kurs gehen wird, sagte er, wir sollten die Tische zur Seite stellen, was wir natürlich taten.
"Was das Ausführen von Zaubern ohne diese auszusprechen betrifft, seid ihr alle noch erbärmliche Anfänger. Das sollte sich schnell ändern. Auf mein Kommando sucht sich jeder einen Partner, dieser wird versuchen euren - selbstverständlich nur in Gedanken gesagten Zauber - ebenfalls stumm abzuwehren. - Los"
Sobald Snape den Startschuss für die Übung gegeben hatte, stürmten die Schüler wild durch den Raum, um ihren Wunschpartner zu finden.
Ich wäre am liebsten mit Pansy zusammen gegangen, aber schon von weitem konnte ich sehen, wie sie sich am anderen Ende des Raumes sofort auf Draco stürzte und diesen förmlich zwang mit ihr zu üben.
Also wartete ich auf denjenigen, der am Schluss übrig blieb und hoffte nur, dass es kein Hufflepuff war.
Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, das mein Partner dann fast schlimmer als ein Hufflepuff war.
Harry schien ebenso nicht sehr erfreut darüber, sich mit mir mehr oder weniger zu "duellieren", doch es blieb uns nichts anderes übrig.
"Ladies first?", meinte er höflich, doch ich erkannte sofort, dass diese Höflichkeit nur gespielt war.
Ich holte meinen Zauberstab aus meinem Umhang und nickte Harry leicht zu, als Zeichen, dass ich bereit war.

Es stellte sich als äußerst schwierig heraus einen Zauberspruch nicht automatisch laut zu sagen, da ich es ja seit Anbeginn so gewohnt war. Doch irgendwann, nach ungefähr einer halben Stunde gelang mir zumindest einmal der Schildzauber, ohne ihn heimlich zu flüstern.
Harry hingegen schien es nicht mal versuchen zu wollen.
Bei jedem meiner Zauber, den er abwehrte, konnte ich deutlich sehen, wie sich seine Lippen bewegten.

Am Ende der Stunde suchte ich schnell meine Bücher zusammen und verließ den Klassenraum, ich wollte einfach weg von Harry.
Wir mochten gut befreundet gewesen sein, doch das war jetzt einfach vorbei, die Zeiten haben sich nun mal geändert.
Ich war bereits im Gang draußen, doch hinter mir konnte ich noch Harrys Stimme hören.
"Hey, Lucie! Du warst gut - vorhin", sagte er und versuchte mit mir Schritt zu halten, da ich einfach weiter ging.
"Danke", sagte ich schlicht, ohne ihn anzusehen.
"Hey ... es tut mir leid, okay?", versuchte Harry sich zu entschuldigen. "Es tut mir leid wegen dem im Ministerium"
Diese Lüge hätte ich auch erkannt, wenn er sie mir aus meilenweiter Entfernung zugerufen hätte.
Wütend blieb ich stehen, Harry erschrak wegen meiner abrupten Bremsung.
"Du brauchst nicht zu lügen, Harry, ich weiß, dass es das nicht tut. Dir gut gar nichts leid!", rief ich, mir war egal, wer uns hörte. "Für dich mag er zwar nur ein Todesser sein, der sowieso nach Askaban gehört oder am besten gleich tot sein sollte. Aber das ist mein Vater, den du da ins Gefängnis gebracht hast! Wenn du eine Familie hättest, wüsstest du, wie sich das anfühlt"
Harry sah überrascht und schon fast geschockt aus. Dass ich ihn so anfahren würde, hatte er nicht erwartet.
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und ging weiter in Richtung der Treppen.

Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt