Es soll geheim bleiben

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"Warst du das, die sich grad oben mit Harry gestritten hat?", fragte Daphne, als wir uns in den Gängen im Kerker trafen.
"Ja", seufzte ich.
"Wieso? Wegen dem - naja, du weißt schon...", wollte sie wissen.
"Wenn du gestern meinst, dann ja. Er wollte sich deswegen entschuldigen."
"Und du lässt ihn nicht?", fragte Daphne ungläubig und blieb stehen. Inzwischen waren wir fast die letzten auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum und konnten deshalb relativ offen hier draußen reden.
"Was bringt mir eine Entschuldigung? Außerdem hat er selbst gesagt, dass er den Zauberspruch noch nicht wirklich kannte, und wenn er dumm genug ist, den in so einer Situation auszuprobieren, dann kann ich ihm auch nicht weiterhelfen!", erklärte ich.
"Aber Draco geht es doch wieder besser, als wäre nichts passiert! Kannst du ihm nicht mal unter den Umständen verzeihen?", versuchte Daphne mich zu überreden.
Als ich nichts darauf sagte, fuhr sie fort: "Weißt du, am Anfang dachte ich, du wärst noch immer wegen deinem Vater auf ihn sauer, aber inzwischen - keine Ahnung, was mit euch beiden ist. Mir kommt es echt so vor, als wolltest dieses Jahr alles und jeden aufs Spiel setzten. Harry lässt du links liegen, mit Draco hast du dich sowieso noch nie wirklich gut verstanden - wir haben es sogar soweit gebracht, dass Pansy, du und ich zerstritten waren..." Daphne machte eine kurze Pause. "Ich frage mich immer noch, was so geheim sei-"
"Bitte, Daphne, fang nicht wieder damit an!", unterbrach ich sie.
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare, Daphne sah mich jetzt auffordernd an.
Ich war hin und her gerissen. Irgendwann würde ich es ihr verraten müssen, ansonsten riskierte ich echt unsere Freundschaft. Wir kennen uns seit wir denken können und hatten uns immer gegenseitig vertrauen können.
Also warum sollte das jetzt anders sein...
Ich sah kurz um mich, ob niemand in der Nähe war, aber trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen.
"Komm mit", sagte ich zu Daphne die mit einem Mal überrascht wirkte.
Ich hatte den Eingang zu einem weiteren Gang entdeckt, eine Sackgasse, in die ich sie führte.
Ich überlegte nochmal, ob ich das wirklich machen wollte, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
"Okay, Daphne, du glaubst nicht wie riskant und eigentlich verboten das ist, was ich dir jetzt zeige, aber du wirst es verstehen", erklärte ich leise. "Du darfst keiner Menschenseele was davon erzählen, verstanden? Nicht Pansy, nicht Theo, nicht mal Draco - vor allem nicht ihm. Ich muss dir absolut vertrauen können, verstehst du?"
"Das kannst du, Lucie, das weißt du", versicherte Daphne nickend, allerdings etwas verwirrt.
"Zu Tausend Prozent. Es muss ein Geheimnis bleiben. Streng genommen gefährde ich sogar jeden, der es weiß, also tut es mir leid.", sagte ich und griff bereits zu meinem Handgelenk.
"Hey, wenn du mir jetzt nicht sagst, dass du jemanden umgebracht hast, dann wird es schon nicht so schlimm sein", meinte Daphne leicht lächelnd.
"Oh, doch...", dachte ich.
Ich brachte es schnell hinter mich und zog den linken Ärmel bis zum Ellenbogen hoch.
Das Lächeln auf Daphnes Gesicht verflog auf der Stelle, als sie das dunkle Mal erkannte.
"Das - das ist... Lucie...", stotterte sie atemlos.
"Ich hab's dir gesagt...", sagte ich leise und schulterzuckend.
"Wieso?", fragte Daphne und sah mir wieder ins Gesicht.
"Das ist meine Sache", antwortete ich bestimmt und schob den Stoff wieder über den Unterarm.
"Jetzt wird dir alles klar oder?", fragte ich, als Daphne etwas nachdenklich aussah und große Augen machte. "Die langen Ärmel, die Ausreden, der Verband bei der Weihnachtsparty"
"Dein Verschwinden am Abend und an den Wochenenden. Ist... ist das wegen dem?", wollte sie wissen.
"Ja, irgendwie schon...", überlegte ich. "Hör zu, frag nicht, was wir dort oben machen, aber -"
"Wir?" Daphne schien immer verwirrter über die ganzen neuen Sichtweisen und Informationen.
Ich zögerte kurz. "Ja, ich und Draco - aber er darf nicht wissen, dass du es weißt!"
"Er doch nicht etwa auch, oder?", fragte Daphne vorsichtig, ich antwortete mit einem Blick, der ihr sagte, dass sie selbst überlegen sollte und sie begriff.
"Und was macht ihr?", hakte Daphne weiter nach, verständlich, ich würde dasselbe tun.
"Das darf ich nicht sagen, tut mir leid, darf ich wirklich nicht", meinte ich ernst, "aber... es ist - naja, wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Und für die bleibt uns nicht mehr viel Zeit..."
"Deine Zeit läuft...", sagte Daphne leise.
"Was?"
"Weißt du noch, gestern Nacht? Du hast gesagt 'meine Zeit läuft'.", erklärte sie.
Ich blinzelte ein paar Tränen weg, die auf einmal da waren. "Ja, stimmt"
"Oh, Lucie..." Daphne kam ganz nah an mich ran und umarmte mich. "Alles wird gut, keine Sorge. Alles wird okay sein", wollte sie mich aufmuntern.
Ich schüttelte leicht den Kopf. "Es funktioniert nicht. Wir kriegen das nicht mehr hin..."
"Doch, Lucie", sagte Daphne. "Seit wann denkst du eigentlich so negativ, so kenn ich dich gar nicht!"
Das half tatsächlich ein bisschen und ich schaffte ein leichtes Lächeln.

Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt