Nasblutnougat

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"Blödes Verschwindekabinett, jetzt funktionier doch endlich!", rief ich wütend und trat mit dem Fuß dagegen. Ein Fehler, denn jetzt schmerzten meine Zehen.
Ich warf die beiden Hälften des Schachbretts weg, die vorhin noch eines gewesen waren, und setzte mich erschöpft auf den Boden.
Ich sah um mich und sah die sandlose Sanduhr und die entzweigebrochene Vase, die ich vor dem Schachbrett ins Kabinett gestellt hatte, wieder.
Das letzte Mal in diesem Jahr wollte ich den Raum der Wünsche betreten und ihn ausnahmsweise mal nicht niedergeschlagen und erfolglos verlassen.
Ich stand wieder auf und wollte so schnell wie möglich weg von dem Ding, von dem möglicherweise unser Leben abhing.
Ich lenkte mich mit dem Gedanken an Zuhause ab, wo ich bereits morgen wieder sein werde. Vorfreude stieg in mir auf, als ich mich in einen der Ohrensessel vor dem Kamin mit einem Glas Punsch in der Hand träumte.
Doch davor stand noch die Weihnachtsfeier mit Blaise in wenigen Stunden an. Mein Outfit war, seit ich mit Daphne beschlossen hatte, dass ich mir ein Paar Schuhe von ihr ausleihen konnte, komplett.
Doch plötzlich fiel mir ein, dass ich trotzdem noch mehr Kleidung brauchte. Wie ein Schock überkam mich der Einfall, wie eingefroren stand ich da, bereits die Türklinke nach draußen in der Hand.
Das Kleid, das ich tragen werde, war ärmellos. Wie soll ich so das Dunkle Mal verstecken können? Eine passende Jacke hatte ich nicht und außerdem wird vermutlich jedes der Mädchen etwas kurzes tragen, also würde ich dann fast noch mehr Blicke auf mich ziehen.
"Verdammt, wieso hab ich das nicht bedacht...", murmelte ich und stieß die Tür auf.
Draußen stand ein kleines Mädchen, das mit einer ihrer Haarsträhnen spielte, ich ignorierte sie und ging wortlos an ihr vorbei.
"Hey, wo gehst du hin?", rief sie, allerdings mit einer tieferen Stimme als erwartet.
"Geht dich einen Dreck an, Goyle. Bin fertig, du kannst wieder gehen", sagte ich und drehte mich im Gehen kurz zu ihr - oder besser gesagt ihm - um.
"Die Wirkung hält glaub ich noch 'ne Viertelstunde. Ich bleib noch hier"
"Mir egal", erwiderte ich und bog um die Ecke.
Draco hatte es geschafft den Vielsafttrank fertigzustellen und offenbar hatte er sich zwei Erstklässlerinnen als Opfer ausgesucht, die jetzt täglich mindestens ein Haar hergeben mussten.
Ich ging eine Treppe nach unten und konnte im Korridor, in den diese führte schon von weitem Stimmen hören. Ich konnte nicht genau verstehen, was gesagt wurde, aber das Gespräch zwischen drei bis vier Mädchen und Jungen handelte über Süßigkeiten und irgendetwas mit Streichen, soviel konnte ich raushören.
"Schnell Leute, da kommt wer!", flüsterte ein Mädchen, worauf hin Papiergeraschel und schnelle Schritte zu hören waren. Die Gruppe hatte sich in dem Korridor befunden, in den ich gerade einbog, doch sie waren so schnell verschwunden, dass man glauben könnte, sie wären nie hier gewesen, hätten sie nicht einen kleinen Hinweis hinterlassen.
Auf dem Boden lag ein kleiner orange-violette Würfel. Ich kannte diese Süßigkeit, sie stammte aus dem Sortiment der Weasley-Zwillinge, das letztes Jahr ordentlich die Runde gemacht hatte. Einmal hatte ich bereits die vorteilhafte Wirkung einer dieser Schwänz-Leckereien erfahren und hatte nun vor es wieder zu tun, denn in dem Moment wo ich den kleinen Block sah, kam mir eine Idee.
Ich hob ihn vom Boden auf, putzte ihn etwas, und während ich die orangene Hälfte zu meinem Mund führte, überlegte ich was wohl der schnellste Weg zum Krankenflügel wäre.
Sobald ich das verhexte Nougat geschluckt hatte, spürte ich etwas warmes und feuchtes an meiner Nase. Mit vors Gesicht gepresstem Umhang machte ich mich auf den Weg in den Krankenflügel drei Stockwerke unter mir, die lilane Hälfte des Nasblutnougats in meiner Faust versteckt.

"Madame Pomfrey?", sagte ich durch den Stoff meines Umhangs hindurch, als ich den Krankenflügel betrat. Drei Betten darin waren belegt, allesamt gebrochene Beine oder Arme, höchstwahrscheinlich, weil die Patienten draußen auf dem Eis ausgerutscht waren.
Die Heilerin sah von einem leeren Bett auf, bei dem sie gerade den Polster ausschüttelte, auf. "Was gibt es denn, meine Liebe?", fragte sie und eilte zu mir rüber.
Ich hob den Arm etwas von meiner Nase, damit sie mein Nasenbluten sehen konnte.
"Oh, ja, das haben wir gleich", meinte Pomfrey und ging zu ihrem Medikamentendepot.
Schnell steckte ich mir das violette Gegenmittel in den Mund und zwei Sekunden später stoppte meine Nase zu Bluten. Ich vergewisserte mich, dass Pomfrey noch nicht aufschaute und machte einen Schritt zur Seite, zu einem Bett wo ein kleiner Junge mit gebrochenem Bein lag.
Auf dessen Nachttisch hatte ich beim Eintreten eine Rolle Verbandsmaterial liegen sehen.
"Hey!", sagte er empört, als ich sie mir nahm und in meinen Umhamg verschwinden ließ.
"Ssh!", zischte ich und warf ihm einen drohenden Blick zu, ich konnte keine Petze gebrauchen.
Gerade noch rechtzeitig entfernte ich mich von dem Bett, da gleich darauf Pomfrey mit einem kleinen Tiegel in der Hand vor meiner Nase stand.
"Ich glaube, es hat wieder aufgehört zu Bluten", sagte ich und wischte nochmal über meine Nase.
"Ja, das glaub ich auch", stimmte Pomfrey mir zu. "Lass mich noch schnell deinen Umhang sauber machen"
Sie fuhr mit ihrem Zauberstab über den blutgetränkten schwarzen Stoff meines Ärmels, der in wenigen Sekunden wieder trocken war.
"So, brauchst du sonst noch etwas?", wollte Pomfrey wissen.
"Nein, brauch ich nicht. Danke", sagte ich und verließ den Krankenflügel.

Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt