Ein einziges, großes Chaos

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Der Raum der Wünsche war so unvorstellbar groß. Um ihn ganz zu erkunden bräuchte man bestimmt einen ganzen Tag oder vielleicht sogar mehr, aber die Zeit würde ich mir sogar nehmen.
Aber stattdessen sehe ich schon zum gefühlt tausendsten Mal die selben Ecken, mit der einzigen Abwechslung, dass manchmal jemand zweites - so wie jetzt - vor mir her geht.
"Daphne hat sich in den letzten Tagen irgendwie komisch benommen. Weißt du was davon?", fragte Draco.
"Seit wann kannst du denn Smalltalk?", fragte ich zurück, um von dem Thema abzulenken. Denn es stimmte, Daphne verhielt sich komisch.
Ich war mir nicht mal sicher, ob sie in den letzten Nächten wirklich geschlafen hatte oder ob sie das, was ich ihr gestern erzählt hatte, noch verarbeiten musste.
Seit gestern hatte sie jedenfalls die Angewohnheit, dass sie, sobald sie nur in die Nähe meines Armes kam, leicht zusammenzuckte und, dass sie diesem den ganzen Tag lang Blicke zuwarf.
"Was ist mit ihr?", fragte Draco erneut.
"Keine Ahnung, frag sie doch sel-"
"Warte, hast du ihr was verraten? Über das hier?", unterbrach er mich, blieb stehen und drehte sich zu mir um.
"Nein", sagte ich sofort.
"Lucie, was weiß sie?", hakte Draco weiter nach.
"Ich hab's ihr gezeigt", gab ich nach und versuchte es so beiläufig wie möglich zu sagen.
"Du hast - Was hast du dir dabei gedacht?!"
"Du hast es Crabbe und Goyle gezeigt und das gleich am ersten Tag", entgegnete ich.
"Aber auch nur, weil die sonst nicht da draußen Wache stehen würden. - Aber du. Wir sind so kurz davor dieses blöde Verschwindekabinett endlich zu reparieren, wieso musstest du sie jetzt noch einweihen?!", fuhr er mich an.
"Seit über einem Monat lang stellt sie mir Fragen, was das ganze denn soll mit dem Verschwinden und den Geheimnissen. Misstrauisch war sie schon die ganze Zeit über", erklärte ich.
"Aber trotzdem musst du es ihr jetzt nicht verraten! Was glaubst du wie mir Pansy auf die Nerven geht, aber ich sag ihr auch nichts"
"Hey, es ist meine Sache wie ich meine Probleme löse! Und es betrifft meine Freundschaften, die ich gerne noch aufrecht erhalten möchte, also hältst du dich da raus", wollte ich klar stellen.
"Aber du weißt, was er gesagt hat, dass -"
"- dass die Mission geheim bleiben soll, ja, und ich hab Daphne nicht gesagt was wir machen, sie weiß nur, dass es eine gibt", unterbrach ich Draco. "Ich bin nicht so dumm und verrate ihr alles, glaub mir. Kommt es mir nur so vor oder traust du mir einfach immer noch nichts zu?"
Er sagte nichts darauf, in der kurzen Stille war das Ticken einer Uhr zu hören.
"Dabei kommt's mir so vor, als würde ich fast mehr auf die Reihe kriegen als du", fuhr ich fort. "Pansy hat langsam keine Lust mehr, weil du dich immer mehr distanzierst, du hast mehr Nachsitzen als in den Jahren davor zusammen und jede freie Minute bist du entweder hier oder bei Myrte"
Bei der Erwähnung des Geistes sah Draco mich plötzlich erschrocken an. "Wieso weißt du das von...", sagte er, stoppte aber.
"Ja, ich weiß das, schon seit längerem. - Und schau, ich verbringe schon fast am meisten Zeit mit dir, aber nicht mal mit mir willst du was zutun haben" Ich machte eine kurze Pause, sprach dann leiser weiter und deutete dabei kurz auf meine rechte Wange. "Du hast dich nicht mal für das hier entschuldigt"
Draco wusste offenbar immer noch nicht, was er sagen soll und schaute zwischen mir und dem Boden hin und her.
"Du musst nichts sagen, ich weiß, dass du das nicht wolltest. Es wäre aber trotzdem schön, wenn du mal mit dir reden ließest"
"Du bist auch nicht derjenige, der... jemanden umbringen muss...", sagte er schließlich.
"Du musst niemanden umbringen", sagte ich kopfschüttelnd.
"Aber wenn Dumbledore nicht stirbt, dann... wir. Und ich wäre daran schuld"
"Es wäre niemandes Schuld, Draco", versuchte ich ihn weiter zu beruhigen.
Er drehte sich weg und blinzelte heftig, vermutlich wollte er mal wieder nicht zugeben, dass er auch weinen kann.
Er wollte sich an eine Statue aus Holz neben ihm lehnen, die eigentlich recht stabil aussah, doch sie kippte um und löste eine Kettenreaktion aus. Nacheinander fielen mehrere Bücher, Kelche und andere Gegenstände herab und ein lautes, nachhallendes Klirren erfüllte den Raum, als zwei große Kelche aus Glas zu Boden fielen und zerbrachen.
Draco und ich wichen zurück um nicht von den Scherben getroffen zu werden.
Wir schauten eine Zeit lang auf das umgestürzte und kaputte Chaos hinab, ich zumindest, und ehrlich gesagt fühlte ich mich genau so.
Am Boden, in Tausend Teile zerbrochen, einfach ein einziges, großes Chaos.
Aber irgendwie musste dieses Chaos beseitigt werden, egal von wem...
"Räumen wir auf und gehen dann. Ich glaube, heute ist nicht unser Tag", meinte ich leise.
Draco nickte und zog seinen Zauberstab, ich ebenfalls und wir ließen das Glas verschwinden.

"War's das schon? Sonst seid ihr immer 'ne Stunde drinnen", wollte Crabbe wissen, der diesmal vor dem Raum der Wünsche Wache gestanden hatte.
Draco beachtete ihn nicht mal und ging mit schnellen Schritten davon.
"Hey, Malfoy, was ist los?", rief Crabbe ihm nach, aber er war schon um die Ecke verschwunden.
"Halt einfach deine Klappe", sagte ich kopfschüttelnd und ging ebenfalls.

Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt