Mittwoch war zum Glück der gnädigste und kürzeste Schultag in meinem Stundenplan. Neben einer Doppelstunde Zaubertränke und jeweils einer Stunde Alte Runen und Zauberkunst hatte ich drei Freistunden, die ich zum Lernen nutzte und in denen mir ein paar meiner Mitschüler alles Gute wünschten.
In Zauberkunst hatte ich heimlich einen kleinen und einfachen Geburtstagskuchen gezaubert, den ich unter uns Slytherins aufteilte.
Ich war wahrscheinlich die jüngste im ganzen Jahrgang, jedenfalls war ich die jüngste Slytherinschülerin in meinem Jahr, und deshalb war ich froh endlich Sechzehn zu sein.
Nach dem Abendessen konnte ich Daphne und Pansy gerade noch so überreden mich noch kurz in die Eulerei gehen zu lassen, da sie mich unter dem Vorwand, sie hätten eine Überraschung für mich, sofort in den Gemeinschaftsraum bringen wollten.
Mit meinem an der Spitze leuchtenden Zauberstab ging ich den bereits nachtdunklen Weg zum Eulenturm, da ich zumindest einen Brief von Mutter zuhause erwartete. Ich betrat den kleinen Turm, in dem es nach Vögeln und deren Hinterlassenschaften roch und schaute, ob meine Eule auf ihrem üblichen Platz oben in der Kuppel des Steinturms saß. Da dies nicht der Fall war, nahm ich an, dass sie noch auf dem Weg von Wiltshire nach Schottland war.
Ich stellte mich ans Fenster und beobachtete die paar Vögel, die gerade auf die Eulerei zuflogen.
Plötzlich war das Quietschen der alten Holztür zu hören und ich schrak auf.
Erschrocken wandte ich mich um, um zu sehen wer eingetreten war, und sah Harry in der Tür stehen.
Ich drehte mich wieder zum Fenster und auch er sprach kein Wort, sondern rief hinter mir seiner Eule, die, was ich aus den Geräuschen, die wie Flügelschläge klangen, schloss, zu ihm heruntergeflogen kam.
Im nächsten Moment sah ich einen hellen Fleck in der Dunkelheit direkt auf das Fenster zufliegen. Als der Fleck näher kam, erkannte ich meine Schleiereule, die ein kleines Päckchen an ihr Bein geschnürt hatte.
Ich ließ sie auf dem Fensterbrett landen, befreite sie von dem Paket und streichelte kurz über ihr Federkleid.
Danach ließ ich das weiß-hellbraune Tier in den Turm fliegen und wollte wieder gehen.
Ich hatte die Tür bereits geöffnet, doch dann meldete sich Harry hinter mir.
"Lucie", sagte er. Als keine Antwort von mir kam, fuhr er fort: "Alles Gute zum Geburtstag"
"Danke", sagte ich trocken und verließ die Eulerei.
Ich konnte und durfte Harry keine Chance mehr geben, nicht nach dem, was ich getan hab. Er würde mich sowieso hassen, wenn er es wüsste."Alles Gute, Lu", sagte Daphne und überreichte mir ein unerwartet schweres Paket. Ich hatte mich in einen der Sessel beim Kamin gesetzt, jedoch saß ich auf Theos Schoß, Daphne und Pansy jeweils auf den Armlehnen.
Ich riss das Papier des Päckchens auf und zwei Tintengläser kamen zum Vorschein. Als ich sie aus der Verpackung nahm, war die Farbe der Tinten bläulich-violett, doch schnell färbten sie sich in ein knalliges Rot.
"Wow, die sind ja cool", sagte ich und lächelte Daphne an.
"Farbwechseltinten. Hab ich in Hogsmeade gekauft", erklärte sie.
"Wirklich? Hast du die gesehen?", fragte ich und drehte mich zu Theo um, er schüttelte den Kopf und sah neugierig zu den Gläsern in meinen Händen, ich gab ihm eines und es färbte sich augenblicklich dunkelgrün.
"Dunkelgrün müsste Faszination sein, wenn ich mich nicht irre", kicherte Daphne.
"Da hast du recht...", stimmte ihr Theo zu.
"Es liegt noch ein Zettel bei, wo die einzelnen Farben angegeben sind. Je nach Gefühl des Schreibers, oder dessen, der das Glas in der Hand hält, verändert sich die Farbe.", erklärte Daphne.
Ich nahm den kleinen Beipackzettel aus dem Päckchen und las ihn durch.
"Das Violett von vorhin ist Überraschung und Rot ist Freude - das Zeug kann ja wirklich was!", sagte ich.
"Zeig mal", sagte Draco, der auf dem Sofa saß und gelegentlich zu uns vier rüberschaute. Sobald das Tintenglas, das ich zu ihm rüberreichte, seine Hand berührte, färbte sich der Inhalt dunkelblau.
"Uuh, schnell, sieh nach, was ist dunkelblau?", fragte Pansy aufgeregt grinsend.
Ich sah auf dem Zettel nach und lachte auf.
"Neid, soso...", sagte ich grinsend. "Entweder du wartest noch das halbe Jahr oder du wünschst dir sowas zu Weihnachten"
"Schwachsinn das Zeug", erwiderte Draco, stellte das Glas auf den Tisch vor sich, stand auf und ging.
"Jetzt meins", verlangte Pansy, griff nach einer hellblauen Schachtel auf dem Tisch und überreichte sie mir.
Anhand der Aufschrift darauf erkannte ich sofort, dass es sich um Süßigkeiten aus dem Honigtopf handelte.
"Gut, dass Draco jetzt nicht mehr hier ist, sonst wäre die Tinte jetzt erst recht dunkelblau geworden", lachte ich und nahm den Deckel von der Schachtel.
Von Lakritzzauberstäben bis Schokofröschen war jede erdenkliche magische Süßigkeit darin und ich hätte, glaub ich, sofort die Hälfte davon gegessen, wäre ich nicht schon voll vom Abendessen gewesen.
"Mhm, danke Pansy", sagte ich und stellte die Schachtel auf den Tisch. "Nehmt euch was raus, wenn ihr wollt. Aber nicht zu viel! Und auch nur ihr, nicht, dass irgendwelche Erstklässler mein Zeug anfassen", sagte ich und drehte mich zu Theo um.
"Und was hast du für mich...?", fragte ich lächelnd.
"Nichts", sagte er lässig.
"Nein, Spaß", lachte er gleich darauf. "Ich hol's schnell, komm mit"
Wir standen auf und gingen zu den Schlafräumen nach hinten, er war in den der Jungen hineingegangen, während ich draußen wartete.
Das Geschenk von Mutter hatte ich in meinen Schlafraum geräumt, ich wollte es später in Ruhe auspacken. Von Draco hatte ich erst gar keines bekommen, auch die Jahre zuvor nicht. Wir hatten uns schon als wir klein waren ausgemacht, dass wir uns nie etwas gegenseitig schenken mussten, nicht an Weihnachten und auch nicht an den Geburtstagen. Das sparte wenigstens Zeit und Geld.
Theo kam wieder in den Gemeinschaftsraum und gab mir eine kleine braun-graue Pappschachtel.
"Das beste Geschenk, das du jemals bekommen hast, wetten?", sagte er noch bevor ich die Schachtel öffnete.
"Wir werden sehen...", sagte ich und grinste.
Als ich den Deckel der Box anhob, sah ich den Inhalt. Es abfand sich absolut gar nichts darin, ich hielt lediglich zwei Schalen von grauer Pappe in den Händen.
"Da ist aber nichts drinnen?", sagte ich, in der Hoffnung, dass noch was kommen würde, eine zweite Schachtel oder so.
"Wer sagt denn, dass das Geschenk in der Box ist?", meinte Theo und lächelte etwas teuflisch.
"Clever, clever, muss ich schon sagen...", gab ich zu.
"Vielleicht passt mein Geschenk auch in gar keine Schachtel", sagte er und beugte sich etwas näher zu mir.
"Wehe dir, du lügst", sagte ich wieder lächelnd. "Sich mit einem Malfoy anzulegen, kann gefährlich sein..."
"Das Risiko geh ich ein", sagte Theo.
Er beugte sich noch weiter zu mir, bis sich unsere Lippen trafen und ich erwiderte den Kuss.
Ich weiß nicht, wie lange wir küssend dort neben den Schlafsälen standen, aber in dem Moment war mir das ziemlich egal, welche und wieviele Leute uns für wie lange sehen konnten.
Als wir uns wieder voneinander lösten, spürte ich, wie mein Herz Saltos in meiner Brust schlug.
"Gut, du hattest recht, was das beste Geschenk betrifft...", sagte ich.
"Happy Birthday, Lucie", sagte Theo und küsste mich ein zweites Mal.
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Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionLucie Malfoy ist, abgesehen von ihrer Herkunft, relativ unscheinbar. Aber sie ist jemand Besonderes. Nein, sie ist kein Metamorphmagus und spricht auch kein Parsel oder besitzt ähnliche Fähigkeiten. Aber sie ist nur etwa fünf Monate jünger als ihr B...