Erst ein paar Tage später fiel mir ein, dass die Zusage auf Blaises Einladung doch etwas überstürzt war.
Theo hatte ich noch nichts davon gesagt, warum denn auch, es findet erst in einem Monat statt.
Aber ich überlegte schon seit ich von Blaise gefragt wurde, was ich überhaupt zur Party anziehen sollte. Natürlich hatte ich nichts wirklich festliches eingepackt, außer vielleicht die paar dunkelfarbenen Kleider, die ich in meiner Freizeit für gewöhnlich trug, wenn ich nicht gerade die Schuluniform anhatte.
Der nächste Hogsmeade Ausflug war erst für das nächste Halbjahr vorgesehen, also war neue Kleidung zu kaufen auch keine Option.
Ich überlegte auch ein paar Mal, ob ich Mutter per Brief bitten sollte mir ein Kleid zu kaufen, doch immer wieder fiel mir ein, dass, wenn sie früher für mich Kleidung besorgt hatte, das meist ein Fehlkauf war, den ich schlussendlich nie getragen hatte. Unsere Geschmäcker waren in Sachen Kleidung dann doch etwas verschieden...
Doch eines Abends bei den Hausaufgaben kam mir die rettende Idee.Ich suchte zwischen den Büchern in meiner Tasche ein leeres Blatt Pergament und als ich so eines fand, räumte ich sofort meine Schulbücher auf dem Tisch zur Seite und begann zu schreiben, bevor ich den Einfall wieder vergaß.
Ich hatte mich zum ruhigen Arbeiten in einen der kleinen Nebenräume im Gemeinschaftsraum gesetzt, doch meine persönliche Nervensäge kam immer genau dann zu mir, wenn ich meine Ruhe von ihm wollte.
Draco setzte sich an den Tisch und warf ein Blatt Pergament auf den kleinen Haufen Bücher neben mir.
"Was ist das?", fragte ich ohne vom Schreiben aufzusehen.
"Ein Brief von Mutter", sagte er.
"Witzig, der ist für sie", meinte ich und deutete auf den Zettel vor mir. "Was steht drinnen?"
"Lies selbst"
"Sehe ich aus, als ob ich gerade Zeit hätte den Brief zu lesen?", fragte ich und sah auf, da ich mich nicht gleichzeitig auf Konversation und Schrift konzentrieren konnte. "Was hat sie geschrieben?"
"Sie will, dass wir Weihnachten nachhause kommen", antwortete Draco und wartete auf meine Reaktion.
"Ja, und? Wo ist das Problem?", fragte ich verwundert. Ich verstand ehrlich nicht, warum er diese Einladung jetzt in Frage stellte, bis auf einmal war es immer klar gewesen, dass wir über die Weihnachtsferien nachhause fuhren.
"Hallo?! Fast die ganze Schule bleibt in den Ferien nicht hier, auch die meisten Lehrer gehen. Tag und Nacht wird fast niemand auf den Gängen herumgehen. Lucie, in den Wochen wäre die beste Zeit um dieses beschissene Verschwindekabinett zu reparieren!", erklärte Draco, als wären seine Pläne schon festgelegt.
"Ja, da wäre zwar die beste Zeit, um sich um das Ding zu kümmern, aber möglicherweise täte uns etwas Abstand von dem Ganzen auch mal gut.", erwiderte ich. "Hör mal, du bist fast jeden Tag da oben und glaubst du etwa, ich merke nicht, dass du mit jedem Tag mehr Wut auf das Teil hast? Wir stehen unter Druck, ja, aber so können wir nicht weitermachen"
"Eben genau wegen diesem Druck soll alles so schnell und früh wie möglich passieren und deshalb darf ich auch mal ausrasten, wenn es nicht funktioniert! Von mir aus fahr du nachhause und ich bleib hier, mir kommt's sowieso vor, als würde ich das alles ernster nehmen als du."
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie ernst mir die Sache ist, ich geh das ganze nur geduldiger an als du" Langsam wurde mir dieses Gespräch zu viel, ich wollte es so schnell wie möglich beenden.
"Und du bleibst ganz bestimmt nicht hier, du kommst gefälligst mit nachhause!", sagte ich bestimmt. "Weißt du, in solchen Zeiten wie jetzt, sind mir Ruhe und jedes Fünkchen Freude Goldwert. Deshalb wünsche ich mir an Weihnachten einfach zuhause im Salon vor dem Kamin zu sitzen, und nicht hier im Schloss anstatt zu einem Weihnachtsbaum mit Geschenken drunter, zu dem Verschwindekabinett zu gehen und wieder enttäuscht zu werden."
Diese Aussage dürfte Draco doch endlich etwas wachgerüttelt haben. Er hatte den Blick gesenkt, einen Punkt vor mir auf dem Tisch fixiert, doch sein Blick war nun nachdenklich, nicht mehr so festgefahren wie vorhin.
"Außerdem können wir Mutter nicht mit Bella allein lassen. Ihr Sinn für Familie ist gerade mal so groß wie eine Walnuss", meinte ich. "Lass uns einfach Zuhause Weihnachten feiern. - Es könnte unser letztes sein", fügte ich leise hinzu.
"Sag sowas nicht", zischte Draco, sah aber immer noch nicht auf.
"Okay, dann fahren wir nachhause", gab er sich nach einer kurzen Pause geschlagen, stand gleich darauf auf und ging wieder.
Ich war selbst erstaunt über meine plötzlich vorhandenen Überzeugungskräfte und war schon beinahe stolz auf mich, dass ich meinen sonst so sturen Bruder überreden konnte.Ich schrieb den Brief an Mutter zu Ende und fügte dem Hauptinhalt der Nachricht noch die Zusage für Weihnachten hinzu, danach erledigte ich weiter die Hausaufgaben.
In dem Brief bat ich Mutter mir das Kleid, das ich vor zwei Jahren zum Weihnachtsball trug, zu schicken, da dies das festlichste Kleidungsstück war, das mir noch nicht zu klein sein dürfte, an das ich mich momentan erinnern konnte.
Abschicken wollte ich den Brief erst am nächsten Morgen, da es nun bereits zu dunkel war um in die Eulerei zu gehen und jeden Morgen die Eulen sowieso die neue Post parallel zum Frühstück servierten.
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Hey Brother (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionLucie Malfoy ist, abgesehen von ihrer Herkunft, relativ unscheinbar. Aber sie ist jemand Besonderes. Nein, sie ist kein Metamorphmagus und spricht auch kein Parsel oder besitzt ähnliche Fähigkeiten. Aber sie ist nur etwa fünf Monate jünger als ihr B...