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Danke, wir haben jetzt schon über 20k *-*

Jungkook

Wie vor einigen Stunden schon, bin ich dicht an Taehyung gekuschelt und geniesse dessen Anwesenheit und vor allem die Wärme, die von ihm ausgeht. Mir ist kalt, weswegen ich seine Nähe umso mehr begrüsse.

Er beschwert  sich nicht darüber, dass ich mich so an ihn klammere, als sei er mein Kuscheltier, vielmehr zieht er mich näher an sich und hält mich genauso fest, wie ich ihn. Um ehrlich zu sein, löst seine Nähe ein schönes, angenehmes Gefühl in mir aus. 

Ein Gefühl von Geborgenheit und Zuneigung, Verständnis. Ich mag seine Anwesenheit und selbst wenn ich eigentlich niemanden um mich herum haben möchte, wenn ich krank bin, weil ich dann wohl am unausstehlichsten bin und vor allem, alle anderen anstecke, so bin ich froh darum, dass er meine Bitte zu gehen heute ignoriert hat und geblieben ist. Ich bin froh darum, dass er hier ist und dass er sich ein wenig um mich gekümmert hat.

Ich bin froh darum, dass er für mich da ist. Selbst wenn ich es weder sage noch sonst irgendwie zeige. Dabei würde ich ihm gerne meinen Dank aussprechen. Besonders jetzt, wo wir bloss still im Bett liegen und ich versuche, wieder einzuschlafen. 

Er war den ganzen Tag praktisch nur hier und hat sich um mich gesorgt, er verdient zumindest ein einfaches Danke, wenn nicht sogar viel, viel mehr.

Aber ich habe solche verdammte Angst, dass selbst dieses Wort Herzklopfen bei mir verursacht. Und es ihm bloss schreiben ist nicht gerade sehr kreativ oder viel besser. Sowas sollte man sagen, nicht schreiben. Aber auch nur daran zu denken, sorgt dafür, dass ich mir ein Schaudern unterdrücken muss. Trotzdem hole ich tief Luft und schliesse die Augen. Ich öffne den Mund und kralle meine Finger in das Shirt des Dunkelhaarigen.

"Tae?", bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und bin erleichtert, seinen Spitznamen ohne ein Stottern geschafft zu haben, selbst wenn er durch das krampfhafte Unterdrücken meines Sprachfehlers nur noch ein scharfes Zischen ist. Doch das Danke wird das nicht mehr sein, dessen bin ich mir sicher. Das Danke wird ein einziges Gestotter sein und er wird sich darüber lustig machen. "Ja?", höre ich seine müde Stimme fragen, wodurch mein Herz beinahe aussetzt.

Kann ich das? Zur Hölle nein, kann ich nicht. Er soll das nicht hören. Er soll mein Gestotter nicht hören, er soll es nicht wissen. Aber ich will ihm meinen Dank ausrichten. Er soll darüber Bescheid wissen, wie froh und dankbar ich um seine Anwesenheit bin. Aber ist mir dieser Wunsch wichtig genug, um meine schreckliche Angst und den Scham zu überwinden, um ein Danke hervorzubringen?

Wohl kaum, das ist sicher. Ich bin zu egoistisch, und dafür verabscheue ich mich in dieser Sekunde selbst, als ich ergeben seufzen und nur den Kopf gegen seinen Oberkörper schüttle, sodass ich ihn wissen lassen kann, dass es sich erledigt hat. 

Es tut mir leid. Meine Angst, dich, einen guten Freund, wegen meines Sprachfehlers zu verlieren, ist so gross, dass ich mich nicht einmal traue, dir meinen Dank zu vermitteln.

Mir kommen bei meinen Gedanken die Tränen und nicht zum ersten Mal in meinem Leben wünsche ich, dass ich Leute meine Gedanken lesen lassen könnte, wenn ich das will. Dann würde Tae zumindest wissen, was ich ihm sagen will. Stattdessen liegt er unwissend wie eh und je in meinem Bett und beschwert sich nicht einmal darüber.

Ich habe ihn doch gar nicht verdient. So liebevoll und fürsorglich und nichts erhält er dafür von mir. Was bin ich für ein Freund?

Wieder spüre ich den Kloss in meinem Hals, der mir das Atmen schwer macht und das Ziehen in meiner Brust, genauso wie meine Sicht leicht durch die aufkommenden Tränen verschwimmt. Ich blinzle, um wieder klar zu sehen, schlucke leer, um den Kloss zu vertreiben, doch letzteres funktioniert nicht - er wird nur noch grösser, so fühlt es sich an.

Zitternd hole ich Luft und vergrabe mein Gesicht stärker in Taes Shirt. Als spüre der Ältere, dass ich wieder Trost brauche, festigt sich sein Griff um mich und er zieht mich noch ein Stückchen an sich. 

"Weisst du, dass du nicht redest, genau das ist, was mich so fasziniert an dir?", höre ich ihn plötzlich sagen und kann ein ungläubiges Auflachen nicht verhindern. Der Typ kann wohl echt meine Gedanken lesen. Auf seine Frage hin zucke ich nur mit den Schultern.

"Ich habe mich gefragt, woran das liegt", fährt er leise fort und ich halte die Luft an. Fragt er mich gerade aus? Will er etwa solange bohren, bis ich ihm erkläre, was mit mir nicht stimmt?

Oh bitte nicht. Das würde ich nicht mitmachen, das könnte ich nicht mitmachen. Eher werde ich mich heulend in seine Arme begeben und ihn anflehen, mich nicht von sich zu stossen.

"Aber mittlerweile ist es mir egal. Ich finde es nur faszinierend, wie stur du bleibst. Kein Ton verlässt deine Lippen, trotzdem weiss ich, was du mir sagen willst, ohne dass du dich mir wirklich mitteilst. Sei es deine Mimik, deine Augen oder bloss deine Gesten - so wie jetzt", erklärt er und ich lockere meine Griff um seinen Bauch, um in sein Gesicht aufzusehen. 

Taehyung lächelt sanft auf mich herab und fährt mir durch meine Haare, während er ruhig meint: "Du brauchst mir nicht zu Danken, Kookie, sowas machen Freunde für einander." Meine Augen weiten sich und ich nicke zaghaft, woraufhin er kichert und mich in die Wange kneift. "Du bist so süss", seufzt er.

Nun verdrehe ich die Augen und lasse von ihm ab, um ihm demonstrativ zu zeigen, dass ich dieses "Kompliment" nicht gerade geniesse. Ich bin doch nicht süss! Mädchen sind süss! Ich bin ein Mann, die sind nicht süss oder niedlich oder knuffig. Zumindest sollten sie das nicht sein...

"Ach Jungkook!", lacht Taehyung nun erheitert, "Sei doch nicht so!" Ich brumme nur, als er fertig gesprochen hat. In der nächsten Sekunde spüre ich, wie er sich von hinten an mich drückt und sein Gesicht in meinem Nacken vergräbt. 

Trotz der vorherigen Situation, fällt meine ernste Miene und stattdessen kann ich gar nicht anders, als ein Lächeln aufzusetzen, mich an den warmen Körper hinter mir zu kuscheln und schliesslich so einzuschlafen.

Stutter [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt