°22

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Taehyung

Alles, was ich höre ist, wie die Decke raschelt, dann vernehme ich hastige Schritte, die sich von mir entfernen, als nächstes eine Tür. 

Müde und auch nicht wirklich dazu bereit, irgendetwas zu tun, öffne ich meine vom Schlaf verklebten Augen und reibe mir über das Gesicht, um etwas wacher zu werden. Mir ist unerträglich warm und die zwei Decken, die über mir ausgebreitet sind, machen das nicht besser. 

Ich würde ja normalerweise nur mit einer schlafen, aber Jungkook friert so dermassen, dass ich seine Mutter um eine zweite gebeten habe, damit er nicht ständig am ganzen Körper zittert. Ich habe kurzerhand beschlossen, bei ihm zu übernachten und da weder meine Eltern, noch seine Mutter oder er selbst, etwas dagegen hatten, bin ich kurz nach Hause, habe ein paar Sachen in eine Tasche gestopft und war dann wieder hier.

Obwohl Jungkook nachmittags noch den Anschein machte, es ginge ihm bald wieder besser und die Grippe sei keine so ernste Sache, so ist das Fieber am Abend dafür wieder angestiegen und ich hatte das Gefühl, bald Spiegeleier auf seiner Stirn braten zu können. 

Mit einem Blick auf den Wecker erkenne ich, dass es gerade mal knapp nach Drei Uhr morgens ist und ich frage mich wirklich, wieso der Jüngere um diese Zeit aufsteht. Seufzend schlage ich die beiden Decken zurück, stehe auf und öffne ein Fenster, sodass die sticke Luft hier drinnen etwas mit frischer ersetzt wird. 

Im Flur ist es stockdunkel, kein Licht brennt, doch als ich mich genauer umsehe, erkenne ich dank dem Spalt zwischen Badezimmertür und Boden den Schein Licht, der mir sagt, wo der Dunkelhaarige sich befinden muss.

Sachte klopfe ich gegen die Tür und halte meinen Kopf nahe gegen das Holz, um alles zu verstehen, falls er mir überhaupt irgendetwas sagen wird. "Jungkook?", zische ich leise und auch ziemlich verschlafen klingend, "Ist alles in Ordnung?"

Zur Antwort kriege ich keinen Satz oder zumindest ein Wort, viel mehr das Geräusch einer Person, die sich gerade übergibt. Dadurch bin ich plötzlich ziemlich wach und ich reisse die Tür auf, um zu sehen, wie Jungkook sich vor der Toilette aufrichtet, mit tränenden Augen und zitternden Gliedmassen, umständlich von ihr wegrutscht und sich dann einfach schwer atmend auf den kalten Fliesenboden legt.

Das sieht gar nicht gut aus.

"Kookie", flüstere ich besorgt und knie mich zu ihm hin. Der Jüngere wimmert bloss leise und hält die Augen geschlossen, stösst dann aber doch noch ein leises: "K-kalt", hervor. Ich kann gar nichts tun, als er sich plötzlich wieder aufsetzt und zurück zur Toilette rutscht, sich darüber beugt und geräuschvoll erbricht.

Seufzend schliesse ich die Augen, geselle mich zu ihm und streiche ihm tröstend über den Rücken, während ich leises Schluchzen von ihm wahrnehmen kann. Erbrechen gehört für mich zu den schlimmsten Dingen. Es gibt kaum Dinge, die ich mehr hasse, als das. Es ist nicht nur ekelhaft, sondern auch verdammt unangenehm und ich bin froh, dass ich es nie oft getan habe. Die paar Mal haben mir definitiv gereicht und ich verstehe Jungkook wirklich, wenn er so fertig ist, weil er jetzt auch das über sich ergehen lassen muss.

Während der Jüngere also sein Abendessen wieder hervorwürgt, hocke ich bloss still neben ihm und versuche ihm etwas Trost und Wärme zu spenden. 

Als er sich wieder etwas erholt hat, aber sich weiterhin nicht aufrichtet, streiche ich durch seine dunklen Haare. "Geht es wieder?", erkundige ich mich leise. Er nickt langsam, wenn auch etwas zaghaft und ohne gross zu überlegen, hieve ich ihn langsam auf die Beine, bevor ich die Spülung drücke. "Na komm", murmle ich dabei leise und schlinge einen Arm um seine Taille, während ich seinen über meine Schulter lege. 

Wir taumeln erst zum Waschbecken, wo ich ihn dazu bringen kann, sich den Mund auszuwaschen, bevor wir aus dem Bad schlurfen.

Jungkook ist nicht gerade leicht, dementsprechend dauert es auch etwas, bis wir wieder im Zimmer angekommen ist. Dadurch, dass ich gelüftet habe ist es auch frisch im Zimmer und für jemanden mit Fieber ist das dann wohl wie eine Eiszeit. Der Jüngere schlüpft unter die Decke und krallt sich so fest in diese, dass ich mir Sorgen mache, er wird bald das inner dieser erreichen.

Ich schliesse hastig das Fenster und trete ans Bett. "Brauchst du noch etwas?", möchte ich leise wissen und lege meine Hand auf seine Schulter. Jungkook greift nach seinem Handy, tippt etwas schwerfällig und mit zusammengekniffenen Augen darauf herum, bevor er es mir hinstreckt.

Er hat zwar lange gebraucht, allerdings hat er nur ein Wort hingeschrieben.

Kopfschmerzen

Ich nicke. "Soll ich dir eine Tablette holen?", frage ich nach, was er mit einem Nicken beantwortet. "Warte solange", weise ich ihn an, drehe mich um und verlasse das Zimmer. Da ich davon ausgehe, dass seine Familie die Medikamente wie wir im Bad lagert, mache ich mich wieder auf zu diesem und durchsuche das Spiegelschränkchen, wo sich die Arzneien tatsächlich befinden, nach Schmerztabletten.

Als ich eine Packung gefunden habe, versuche ich so leise wie möglich damit in die Küche zu gehen, um ihm dort ein Glas Wasser zu holen. Nachdem ich auch das habe, schleiche ich zurück zum Zimmer und zu seiner Seite des Bettes. Als ich Jungkook aber darüber informieren möchte, dass ich alles habe, bemerke ich erst, dass er wieder eingeschlafen ist, in der kurzen Zeit.

Schmunzelnd mustere ich den Jüngeren, schüttle leicht den Kopf und stelle die Tablette, sowie das Glas auf das Nachttisch, bevor ich selbst zurück ins Bett krabble und ihn von hinten umarme, um ihm so etwas Wärme zu geben, die er wohl ganz klar zu brauchen scheint.

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Ich muss euch sagen, dass diese Geschichte hier nicht so lange wird. Also, erwartet bitte nicht so viel wie Forbidden, denn das wird es auf keinen Fall. Ich schätze, die Länge wird etwa so wie Calls werden. Ich hoffe, dass stört euch nicht zu sehr <3

Stutter [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt