°30

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Taehyung

Ich nehme nur das leise Klopfen wahr, bis das Knarren meiner Tür zu hören ist. "Tae, willst du nicht langsam aufstehen? Es ist schon..." Mitten im Satz verstummt die Stimme meiner Mutter und als ich leise brumme, fügt sie hörbar irritiert hinzu: "Jungkook war gestern Abend aber noch nicht hier?"

Schwerfällig hebe ich die Hand und bedeute ihr dann lahm damit, hinaus zu gehen und mich wieder in Ruhe zu lassen. Tatsächlich hört sie dieses eine Mal auf mich, anstatt wie sonst immer mir die Decke vom Körper zu rupfen, die Fenster aufzureissen und mich damit praktisch aus dem Bett zu werfen.

Kaum höre ich die Tür ins Schloss fallen, seufze ich tief und rücke näher an Jungkook, um den ich bereits meine Arme geschlungen habe, die Nacht über. Es scheint ihn nicht gestört zu haben, im Gegenteil, er ist noch näher an mich herangerutscht und jetzt meine ich sogar, das Gewicht seines Beines auf meiner Hüfte zu spüren.

Allerdings bleibt das nicht lange so, denn als ich schon wieder dabei bin, auch die restlichen Stunden des Tages mit ihm zu verschlafen, spüre ich, wie er sich aus der Umarmung sachte löst und auch das Bein von meiner Hüfte nimmt. Es verlässt mich auch die angenehme Wärme seines Körpers und als ich ein Auge öffne, um zu sehen, wohin er geht, erkenne ich, wie er noch immer mit dem Rücken zu mir an der Bettkante sitzt und sich gerade durch die Haare fährt.

Ohne lange zu zögern, packe ich sein Handgelenk und ziehe ihn rückwärts wieder neben mich auf die Matratze. Jungkook gibt einen überraschten Laut von sich, ehe er doch noch ein amüsiertes Lachen über die Lippen kriegt. "T-tae", beschwert er sich halbwegs, mit einer kratzigen Morgenstimme. 

"Hm?", mache ich nur grinsend und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. Ich schlinge meine Arme um den seinen und höre ihn seufzen. "La-lass m-mich lo-os."

"Noch nicht jetzt", murmle ich fast schon schmollend und hole tief Luft. Ich geniesse die Wärme, die von ihm ausgeht, denn die Decke liegt wohl irgendwo am Boden unten. "A-aber ich m-m-muss a-auf d-die T-toi-llette", erwidert er nun. 

Einen Moment verharre ich so, sage nichts, lasse dann aber grummelnd von ihm ab. Ich sehe Jungkook dabei zu, wie er aufsteht und mir ein entschuldigendes Lächeln zuwirft. "Ich bin in der Küche", seufze ich bloss, woraufhin er nickt und dann als erstes aus meinem Zimmer verschwindet. Ich dagegen drehe mich auf den Bauch und blicke über die Bettkante auf den Boden und entdecke tatsächlich die Decke, die wir wohl irgendwie im Schlaf dahin befördert haben müssen.

Beim Gedanken an unsere Konversation ein paar Stunden zuvor, beginne ich zu lächeln und vergrabe mein Gesicht zufrieden in meinem Kissen. Einige Sekunden bleibe ich in dieser Position, lasse das Geschehen nochmals Revue passieren, bevor sich der Hunger meldet und ich auf den Wecker schaue, der mir kurz vor zwölf anzeigt.

Kein Wunder, wollte Mum mich schon wieder aus dem Bett holen. Dabei brauchen doch besonders Jugendliche ausreichend Schlaf, das predigt sie selbst immer wieder.

Kopfschüttelnd stemme ich mich auf, werfe die Decke zurück auf die Matratze und verlasse dann ebenfalls mein Zimmer. Unten in der Küche, begegne ich Mum zum zweiten Mal. Als sie mich hört, blickt sie in meine Richtung und schüttelt dann bereits missbilligend den Kopf. "Wie schön, dass du es auch geschafft hast", sagt sie spitz.

Ich grinse schief, sage aber nichts dazu, denn wenn ich mich verteidige, meint sie bloss, ich solle früher zu Bett gehen. Allerdings hat Mum nicht vor, mich so schnell einfach in Ruhe zu lassen, denn noch während ich mir eine Tasse für Kaffee hervorhole, fragt sie bereits wieder: "Und wann ist Jungkook hier angekommen?"

"Ich hab nicht auf die Uhr geschaut", antworte ich Schulterzuckend, ohne einen Blick in ihre Richtung und höre sie schnauben. "Ihr seid mir ja welche."

Erneutes Schulterzucken meinerseits. 

Während ich mir endlich Kaffee mache, höre ich, wie Mum Jungkook begrüsst. Er muss ihr wohl nur zunicken, denn eine Antwort von ihm kann ich nicht hören. Er traut sich immer noch nicht, vor allen anderen zu reden, aber mir reicht es vorerst auch gänzlich, wenn er mit mir spricht. Am Rest arbeiten wir schon noch.

Allerdings redet er wohl auch nicht mit mir, wenn andere Leute in der Nähe sind, denn ich spüre nur, wie er von hinten die Arme um mich schlingt und seufzend sein Kinn auf meiner Schulter abstützt. "Hast du gut geschlafen?", erkundige ich mich und hole eine zweite Tasse hervor, als er auf meine zeigt, die gerade mit Kaffee gefüllt wird. Ich merke, wie er nickt, auf meine Frage hin, nehme meine Tasse und ersetze sie mit Jungkooks, bevor ich ein weiteres Mal auf den entsprechend Knopf an der Kaffeemaschine drücke.

Anschliessend drehe ich mich zu ihm um, lege die Arme um seine Taille und lächle leicht. "Nachher verziehen wir uns zurück ins Bett, oder?", hake ich nach. Er lacht leicht und nickt abermals, bevor er sich vorlehnt und einen Kuss auf meiner Wange hinterlässt. 

Diese Aktion allein, bringt ihn wohl in Verlegenheit, denn seine Wangen verfärben sich in ein sanftes Rosa, sodass ich gerne hineinkneifen würde, weil es so niedlich wirkt. Aber anstatt, dass ich das mache, hebe ich eine Hand und lege bloss an seine Wange, ehe ich ihm einen richtigen Kuss gebe.

Lange währt er nicht, da Kookie sich wieder von mir löst und einen kurzen Blick zum Eingang der Küche wirft. Ich folge dem und verstehe nun auch, wieso ihn ein simpler Wangenkuss derart verlegen gemacht hat. Meine Mum steht da und mustert uns mit einem kleinen Lächeln.

"Also...", fängt sich bereits an, als ich bereits die Augen verdrehe. "Mum, nein", bitte ich, "Frag mich jetzt nicht aus und nachher auch nicht, lass es einfach."

Stutter [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt