Let's get this started~
Taehyung
"W-woher ko-kommt sie?", fragt er mich auf einmal, in die Stille hinein. Verwundert sehe ich von meinen Englischaufgaben auf und in sein Gesicht. Jungkooks Miene ist gezeichnet von Neugier, die er nicht einmal zu verstecken versucht. Er hat sich interessiert über den Tisch zu mir gebeugt und starrt mich an, als könnte er damit auch die Antwort auf seine Frage kriegen.
Verwirrt hebe ich eine Augenbraue und breche ein Stück von der Schokolade ab, die mir die Krankenschwester gegeben hat, bevor ich es mir in den Mund schiebe. "Was genau meinst du?", frage ich zurück und lehne mich ebenfalls vor. Der Tisch bei mir zuhause ist nicht besonders gross, demnach berühren sich unsere Nasenspitzen fast, wenn sich einer nur noch ein wenig vorlehnen würde.
"D-deine K-klau-s-stro-phobie", meint er rasch. Ich lehne mich wieder zurück und seufze resigniert, bevor ich den Stift wieder in die Hand nehme und den Blick auf die Hausaufgaben senke. Selbst wenn ich einen 'leichten Schwächeanfall', wie sie es nannten, hatte, hat man mich dennoch nicht von denen befreit.
Um ehrlich zu sein, weiss ich nicht, was ich Jungkook darauf antworten soll. Es gibt einen Grund für diese Angst bei mir, aber keiner sagte, dass ich das gern erzähle und selbst wenn ich Jungkook als einen Freund sehe, so wissen es eigentlich nur meine Eltern. "Woher kommt dein Stottern?", frage ich also und klopfe mir innerlich stolz auf die Schulter für diese gute Gegenfrage.
Ich schaue nach oben, ohne den Kopf wirklich zu heben und begegne wieder Jungkooks Blick, der nun vielmehr nachdenklich ist. "G-gute F-fra-age", kommentiert er dann lächelnd. Ich zucke mit den Schultern.
"S-schon g-gut", fügt er dann hinzu. Erneut richte ich mich auf und sehe ihn fragend, mit schief gelegtem Kopf an. "Du m-musst m-mir g-gar ni-nichts s-sa-agen." Dieser Satz und das verständnisvolle Funkeln in seinen Augen sagt mir, dass er sehr wohl verstanden hat, wieso ich diese Frage gestellt habe, anstatt eine klare Antwort zu liefern.
Allerdings möchte ich das auch wieder nicht. Er vertraut mir. Er redet mit mir und anstatt, dass ich ihm ebenfalls etwas verrate, verschweige ich es. Ganz okay ist das nicht wirklich.
Doch es scheint ihn nicht im Geringsten zu stören und sonst lässt er es sich nicht anmerken, denn Jungkook hat sich bereits wieder über seine Mathesachen gebeugt und kümmert sich nicht weiter darum.
Ich drehe den Bleistift in meinen Händen und denke kurz nach, ehe ein tiefes Seufzen meine Lippen verlässt. "Also gut", gebe ich mich geschlagen, was ihn nun wieder zu mir schauen lässt. "Du willst wissen, woher die Angst kommt?", hake ich nach und ernte ein aufgeregtes Nicken von ihm.
"Es gibt doch immer dieses eine Kind, in der Klasse, dass keiner so wirklich leiden kann, nicht wahr?", frage ich, als ich auch schon erkenne, wie sich sein Gesichtsausdruck verändert. Von neugierig und aufgeregt, wechselt er zu traurig und mitleidig. Er weiss bereits, worauf ich hinaus will. "Dieses Kind war damals ich."
"W-was i-ist pa-pass-iert?", fragt er schüchtern, so als würde mir die Frage vielleicht wehtun. "Sie haben mir gezeigt, dass sie mich nicht mögen. Für nichts waren sie sich zu schade, solange sie mich dabei schikanieren konnten. Und eines Tages haben ein paar der älteren Jungs mich in irgendeine Abstellkammer der Schule gesteckt und die Tür verschlossen. Ich hatte kein Licht da drinnen und es war so unglaublich eng. Ich dachte, nie wieder da raus zu kommen. Ich weiss nicht, wie lange ich genau da drinnen war, bis mich ein Lehrer gefunden hat, aber es war die Hölle für mich."
Um ehrlich zu sein, nimmt es mich heute gar nicht mehr gross mit, wenn ich daran denke. Es ist passiert, ich habe meine Klaustrophobie gekriegt, daran kann ich nichts ändern. Ich habe es akzeptiert. Aber dennoch ist es mir unangenehm es zu erzählen. In mir kommt jedes Mal das Gefühl von Schwäche auf, wenn ich daran zurück denke. Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, hätte ich mich wehren können und es wäre vielleicht nicht passiert.
Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich mich ziemlich erschrecke, als ich spüre, wie Jungkook sich auf meinen Schoss setzt. Ich komme gar nicht dazu, zu fragen, was das werden soll, als er die Arme fest um mich schlingt. Mit einem Lächeln erwidere ich seine Umarmung und vergrabe mein Gesicht in seinen weichen Haaren.
"D-das w-wird n-nie wi-wied-er pa-pass-ier-ren", nuschelt er gegen meine Schulter, "U-und so-onst v-verprügle i-ich di-dieje-enigen!"
Ein kleines Lachen entfährt mir. "Von mir aus", willige ich ein und drücke ihn fester an mich. Seine Nähe tut gut. Sein Lachen tut gut und auch seine Stimme ist unglaublich schön zu hören. Sie ist etwas heiser, aber klingt dennoch wie eine schöne, klare Melodie.
Verlegen lächelnd seufze ich und bin froh, dass Jungkook weder meine Gedanken lesen, noch mein Gesicht sehen kann, dass ganz bestimmt den Hauch von Röte trägt.
Was stellt der Junge mit mir nur an?

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Stutter [Vkook]
FanfictionEr redet nicht. Das ist wohl das erste, was Taehyung einfällt, wenn man ihn fragt, wie sein neuer Tischnachbar ist. Er scheint nicht einsam zu sein, bloss sehr schweigsam. Was Taehyung nur nicht weiss, ist, dass es Jungkook sehr schwer fällt, zu s...