L'Histoire d'Avelle

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Kapitel 1

"Sehen wir uns morgen wieder?" fragte Cloe und guckte mich fragend an. Eigentlich war diese Frage unnötig, denn wir treffen uns fast jeden Tag. "Ich de- ..." setzte ich an, wurde jedoch von meiner Mom unterbrochen " Das kann sie heute noch nicht sagen." meinte sie betont freundlich, zog mich aus dem Türrahmen heraus und schlug die Tür zu. "Was ist los mit dir?!" ich musste mich richtig beherschen, um sie nicht anzuschreien, normarlerweise war sie nicht so.

"Wir müssen reden." sagte sie nur knapp und führte mich ins Wohnzimmer, wo mein Dad und meine kleine Schwester Ivana saßen. "Was ist los?" fragte ich und warf der 13 jährigen einen fragenden Blick zu, die jedoch zuckte nur mit den Schultern und sah genauso verwirrt aus wie ich.

Nachdem ich mich zwischen Ivana und meine Mutter gesetzt hatte vekündete mein Dad mit ernstem Blick :"Wir werden umziehen. In einer Woche gehts los."

Ich starrte aus dem getönten Fenster unseres Autos. Der Abstand zwischen den dunklen Tannen verringerte sich frappiede. Nachdem wir unsere Heimat in England zurückgelassen hatten, haben wir uns auf den Weg zu dem Geburtsort meiner Mutter gemacht, wo wir vorraussichtlich die nächste Zeit wohnen werden. Ich liebte England, die steilen Hänge an der Küste, das so lebendigwirkende, immer tosende Meer, an dem wir gelebt hatten. Das unberechenbare Wetter. Die liebenswürdige und manchmal sehr nervige Freunlichkeit der Bewohner des kleinen Dorfes. Der mir so vertraute Geruch unseres alten Hauses. Der Wind, der einem beim Einschlafen Geschichten zugesäuselt hat, wenn er ums Haus pfiff. Die unzähligen Sterne, die man in einer wolkenlosen Nacht bewundern konnte. Meine Freunde. Ich habe mein ganzes leben in England verbracht. Wir sind nicht einmal woandershin in den Urlaub gefahren.

Doch jetzt sind wir in Deutschland. Statt zerklüfften Küsten sind hier in der Gegend nur immer stärker bewaldete Hügel, die immer höher und steiler wurden. Das Anwesen, zu dem wir fuhren, war schon seit Ewigkeiten in dem Besitz der Familie meiner Mutter. Und wir werden dort zusammen mit meiner Großmutter Edeltraut, meiner Tante Fiona und deren verlobten Tochter Antonia leben. Das schlimme daran ist, dass die Familie adeliges Blut in sich tragen, und daher viel Wert auf gute Erziehung legten. das Problem daran war nicht, das meine Eltern das bei Ivana und mir vernachlässigt haben, sondern, dass ich keine Lust auf diese ... Spießer hatte!

"Avelle." die leise Stimme meiner Mutter drang nur langsam zu mir durch. "Sag doch bitte was!" Seit der Abreise aus England hatte ich kein Wort gesprochen. Ich guckte sie kurz an - sie sah müde aus und ein wenig gestresst - wandte dann meinen Blick jedoch wieder ab und richtete ihn nach draußen. Ab und zu konnte man durch ein par Lücken zwischen den Bäumen in kleine Täler gucken. Sie schienen alle so weit weg.

Nach weiteren Minuten, die sich wie etliche Stunden hinzogen, dämmerte ich langsam weg und nach ein par weiteren Minuten Schlief ich schließlich ganz ein.

Ich wurde durch ein lautes Klopfen wach. Als ich meine Augen Aufschlug guckte ich auf ein weißes Samttuch, durch das gedämpft goldenes Sonnenlicht strahlte. Ich lag in einem Haufen weißer Spitzenkopfkissen und war mit einer weichen weißen Decke zugedeckt.

Panisch, wegen der mir unbekannten Umgebung, sprang ich auf, trat dabei auf den herunterhängenden Stoff, der mir die Sicht versperrte und riss ihn mit einem ohrenbetäubendem krachen herunter. Die hölzerne Gardienenstange viel dabei unsanft auf meinen Kopf. Plötzlich sah ich überall kleine Sterne, bevor ein fürchterlicher Schmerz in meinem Kopf explodierte.

"Ach Kind!" rief eine energische aus. Ruckartig - etwas zu ruckartig für meinen pochenden Kopf - fuhr ich herum und sah eine ca. 60 jährige Frau mit einer strengen Hochsteckfrisur guckte mich total entgeistert an.

"Weist du eigentlich wie viel arbeit es bedeutet einen tüchtigen Zimmermann zu finden, der in der Lage ist, das wiedr zu reparieren?"   "Ach Mutter!" meinte Mom, die hinter meiner - wie sich gerade heraus gestellt hatte - Großmutter erschinen war. "Geht es dir gut liebling?" fragte sie besorgt. Ich nickte abwesend. Ich wusste zwar, dass meine Verwandten ... anders waren, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass meine Oma - wo Omas sonst immer leicht ründlich und liebevoll waren - eine großer dünner Drachen war!

Gut, vielleicht war Drachen etwas übertrieben aber in gewisser hinsicht passte die Vorstellung, Rauch aus ihrer Adlernase aufsteigen zu sehen.

"Dorothea!" wandte sich der Drachen nun zu Mom "sind beide deiner Töchter so ungeschickt? Oder ist nur Eleanor so tollpatschig?"

Ich wusste nicht was mich wütender machte. Die Tatsache, dass sie mich 'tollpatschig' oder bei einem meiner Namen genannt hat. Also eines stand jetzt schon fest - ich mochte meine 'Oma' nicht!

"Naja. Eleanor gegenüber ist ein Bad. du hast eine halbe Stunde um dich fertig zu machen. Tom wird dich dann in den Speisesaal bringen, wo wir gemeinsam frühstücken werden." Damit wandte sie sich um und verschwand. Meine Mom trat näher an mich heran und legte auromatisch ihre Hand auf meinen Arm. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie mich besorgt doch ich entzog mich ihrer Berührung und verschwand im wieß-beigen Bad gegenüber. Ich hatte nicht vor mein Schweigen zu brechen.

Ich duschte mich kurz, nahm mir eines der im Regal liegenden Handtücher, trocknete mich ab und wickelte mich in dem weichen Tuch ein. Ich trat vor den Spiegel, aus dem mir zwei ausdruckslose graue Augen entgegensahen. Darunter eine gerade, etwas zu große Nase und ein trockener Schmollmund. Umrahmt wurde das  bleiche Gesicht  von schwarzen, lockigen Haaren, die bis über die Brust reichten. Das war ich - Ava Eleanor Luise, kurz Avelle.

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