Kapitel 17

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Langsam schlug ich meine Augen auf. Ich lag quer auf meinem Bett, die Bettdecke am Boden und keines der Kissen lag unter meinem Kopf. Eigentlich hatte ich versucht mich wach zuhalten, war anscheinend aber kläglich gescheitert. "Scheiße!" stieß ich nach dem zweiten Blick auf die Uhr aus. Ich hatte total verschlafen und hatte noch fünf Minuten, um pünktlich zum Frühstück zu kommen. Wo war bloß dieser Butler wenn man ihn brauchte?
Ich wusch mich nur kurz mit kaltem Wasser unter den Armen und das Gesicht, um anschließend wieder in mein Zimmer zu spurten und mir einfach eines der weißen, langen Kleider mit viel Spitze anzuziehen. Nur für den Geburtstag meiner Schwester zog ich dazu weiße High Heels an. Einerseits mochte ich diese Dinger, weil sie mich größer machten und dadurch meine Beine Schlanker wirkten, aber sie waren dennoch total unbequem. Ungeachtet dessen rannte ich die Treppe herunter zum Speisesaal, mein Geschänk in den Händen. Es war ein Spiegel. Wir hatten ihn zusammen in England in einem Schaufenster eines Antiquitätenladens gesehen. Sie fand ihn damals schon so schön,wir hatten nur keine Zeit mehr den silberne Spiegel zu kaufen.
"Guten Morgen." sagte ich, als ich auf die Sekunde genau in den großen Saal kam, der für Ivana schon festlich geschmückt war. Der Anblick war atemberaubend, überall waren Blumen, es hangen sogar welche von der Decke. "Guten Morgen Schätzchen" antwortete mir Mom. Ich legte mein Geschenk zu den anderen dazu. Es waren viele, unterschiedlich große, bunt verpackte Päckchen und in der Mitte thronte eine Schokoladentorte.
"Guten Morgen!" kam Ivana strahlend herein. "Happy Birthday to you, ... " sagen wir, als sie komplett in den Raum getreten war und nun mit einem freudigen Blick den Saal bewunderte. "Herzlich Glückwunsch, und alles Liebe und Gute zu deinem 14. Geburtstag." gratulierten wir ihr alle und nahmen sie nacheinander in den Arm - abgesehen von Antonia, die falsch lächelnd auf uns herab sah.
"Der Spiegel!" jubelte Ivana, als sie mein Geschenk erreicht hatte und drückte mich als Dankeschön. Es war schön zu sehen, wie sie sich freute.
"Das Hauptgeschenk," begann Dad "konnten wir allerdings nicht hier herein bringen und verpacken. dafür musst du mit raus." Als er das sagte wusste natürlich jeder, was das Hauptgeschenk war und als wir den Stall betraten (ich nur weil es Ivanas Geburtstag war) stand auf dem Gang ein mittelgroßes weißes Pferd.
"Danke!" quiekte sie nur, fiel Mom und Dad um den Hals und ging dann auf das Tier zu.
"Sie heißt La Douce das ist Französisch und heißt Die Sanfte. La Douce ist vier Jahre und grade eingeritten." erklärte Dad "In der Sattelkammer findest du ihre Sachen" fügte erlächelnd hinzu, als Ivanas Augen immer größer wurden. "Kann ich sie jetzt reiten?" fragte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme "Aber wir müssen doch noch Frühstücken!" lachte Mom "Ich habe keinen Hunger. Ich bin auch in einer Stunde wieder zurück!" "Ich finde, wir sollten sie lassen."mischte ich mich ein, als ich merkte, dass unsere Eltern nicht so begeistert von der Idee waren. "Schließlich ist sie jetzt 14 und kein kleines Mädchen mehr." "Na gut." stimmten sie letztendlich doch zu. "Danke." flüsterte sie mir im vorbei gehen noch zu und ich schmunzelte. Sie war so begeistert von diesem riesen Vieh! Ich ging schon mal wieder ins Schloss, wärend Mom und Dad Ivana noch halfen La Douce fertig zumachen. Das gemeinsame Frühstück wurde aufgelöst und so nahm ich mir einfach zwei Toasts mit Quark und Marmelade und ging hoch in mein Zimmer, schnappte mir eines meiner guten Bücher (Harry Potter Teil eins) und begann es zu lesen - das vierte mal.
"Avelle, kommst du mit herunter?" fragte Mom nachdem sie mit einem leisen Klopfen die Tür aufgemacht hatte "Ivana wird gleich wieder da sein und wir haben draußen ein Picknick vorbereitet." "Ich komme" antwortete ich ihr, legte ein Lesezeichen zwischen die Seiten und stand von dem kleinen bequemen Stuhl auf. Gemeinsam gingen wir nach unten in den Garten. Ich verfluchte mich dafür, dass ich die High Heels wieder angezogen hatte, denn meine Füße hatten sich von dem vielen Laufen in ihnen noch nicht wieder komplett erholt.
Wir saßen nun schon eine gute halbe Stunde auf der Decke im Gras, doch noch immer war keine Spur von Ivana."So langsam mache ich mir ja schon Sorgen." meinte Mom und stand auf, um immer wieder auf- und ab zu gehen, wodurch sie alle anderen auch verrückt machte. "Was, wenn etwas passiert ist?" fragte sie mit Panik in der Stimme. "Es wird schon nichts sein." versuchte Dad sie zu beruhigen. Es brachte jedoch nichts. "Wir hätten sie nicht allein reiten lassen sollen! Was ist wenn ... " "Ach jetzt mach dir nicht so viele Sorgen. Ivana ist doch keine Kleinkind mehr." "Aber was, wenn ... " doch weiter kam sie nicht mehr, denn aus dem kleinen Wald trat Ezra de Fray.
"Warum denn so lange Gesichter? Freut ihr euch denn nicht mich nach so langer Zeit wiederzusehen?" fragte er gut gelaunt, was mich skeptisch machte, denn es passte nicht zu der momentanen Situation. Müsste er nicht eigentlich genervt, gereizt und schlecht gelaunt sein, weil seine Geduld verbraucht war?
Als wir ihn nur stumm anstarrten fuhr er fort:"Habt ihr nicht mit meinem Erscheinen gerechnet? Komisch, wo es doch eigentlich klar war, dass ich euch noch einmal besuchen komme. Wenn auch nur um mir das abzuholen, was ich haben will." Ein fieses Lächeln umspielte seinen Mund. "Ich werde nicht mit dir gehen!" sagte ich sachlich und in überraschend ruhigen Ton. "Deinen Standpunkt hast du mir klar und deutlich zu verstehen gegeben. Aber ich habe eine recht annehmbare Alternative gefunden." erwiderte er spöttisch. Verwirrt guckten wir nur weiter in seine Richtung, als neben ihm noch eine weitere Person auftauchte, ein Mädchen mit wunderschönen braunen Haaren und glänzenden blauen Augen, die panisch und mit Tränen gefüllt zu uns guckten. Neben Ezra stand Ivana.
"Ich dachte mir, da du mir zu Willensstark bist nehme ich mir deine Schwester. Mit 14 ist man leichter zu brechen als mit 17." Es war kein fieses Lächeln mehr sondern ein gemeines, welches mir einen Schauer über den Rücken jagte. Doch viel schlimmer war die Tatsache, dass er Ivana, meine kleine Schwester, so süß, noch so zart, fest am Handgelenk hielt. Als ich auf sie zurannte prallte ich wie so oft auf eine unsichtbare Barriere, vor der ich auf den Boden sank, angelehnt, wie an einer Wand. Ezra schaute mir zu, mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte.
"Lass sie gehen, bitte!" flehte ich "Sie ist doch noch ein Kind!" Doch er lachte nur leise und sagte:" Ich wünsche noch einen angenehmen Geburtstag. Ohne Gebutstagskind." setze er noch leise hinzu, und verschwand spurlos. Mit Ivana.

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So. Da ich euch so lieb habe und das Kapitel schon fertig war, ist hier ein kleines zwischendurch-Special. Am Ende des Monats kommt trotzdem noch das 'zweite' Kapitel für diesen Monat.
Gute Nacht.
Janaaa14 :-*

L'Histoire d'AvelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt