Kapitel 23

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Sprachlos stand ich da, nicht fähig mich zu bewegen. Der kleine Funke Hoffnung glühte noch immer in mir. Als ich mich endlich wieder regen konnte, war Ezra nicht mehr zu sehen.

Ich war allein.

Langsam ging ich weiter, wusste nicht, ob ich ihn suchen sollte oder nicht. Ich entschied mich dafür einfach den Weg weiter zu gehen, vielleicht fand ich ihn ja so.

Der Garten war groß und angelegt, wie bei einem Schloss. Es gab viel Wald, der jedoch symmetrisch angepflanzt worden war. Ich wunderte mich, wie das alles gepflegt wurde, denn ich hatte weder im Schloss Angestellte, noch hier draußen Gärtner gesehen. Doch der entscheidende Gedanke kam mir nur wenige Sekunden später.

Magie.

Alles hier wurde mit Magie im Stand gehalten.

Seit ich hier war hatte ich nicht mehr gezaubert, und selbst wenn ich es erst seit ein paar Wochen konnte, fehlte es mir.

Zwischen zwei Bäumen Stand eine Statur, ich ging darauf zu, Strecke meinen Arm aus und fuhr von unten nach oben über den kalten Stein. Wo meine Hand die Figur berührten sprossen Blumen und schlangen sich gewunden darum herum. 'Sehr gut machst du das.' hörte ich die lobende Stimme meines Vaters. Erwartungsvoll fuhr ich herum. Doch er war nicht da. Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen und drehte mich zurück. Ich vermisste Dad, Mum, Ivana. Sogar meine Großmutter, Tante und Cousine vermisste ich. Mein Leben lang hatte ich mit meiner Familie zusammen gelebt, bin mit ihnen aufgewachsen, hatte immer eine Gemeinschaft um mich herum gehabt. Man war nie allein. Manchmal war das nervig, doch meistens schön. Aber jetzt ... hier war ich einsam. Die einzige Person die hier war, war Ezra. Doch nicht einmal ihn fand ich jetzt. Ich war im Moment einsam.

Ich war weiter gegangen und an einer alten steinernen Mauer angekommen. Ein starker Druck ging von meiner Kette aus und ich wusste, hier war das Ende des Gartens. Ich konnte bis hier hin, doch nicht weiter.
Ein Stück weiter war ein Teil der Mauer zusammengebrochen und gab den Blick auf das, was hinter ihr lag preis. Ich raffte mein Kleid und lief schnell dort hin, mit wachsender Anspannung im Bauch, was wohl dahinter war. Ich hatte mir erhofft, mir ein Bild machen zu können, in welchem Land wir waren. Doch alles was ich sah, waren hohe Tannen und Bäume. Die selben, die auch hier in dem Garten zu finden waren. Ein wenig enttäuscht ging ich langsam zurück.

Es wurde bereits dunkel, als ich vor der Tür ankam, von der aus wir den Garten betreten hatten. Ich hatte den Spaziergang genossen. Seit langem war ich nicht mehr draußen gewesen doch das Gefühl von Einsamkeit nagte an mir und verschlechterte meine Laune.

"Hat dir der Spaziergang gut getan?" Ich drehte mich auf den Absätzen um und sah Ezra unmittelbar hinter mir. Kaum stand ich richtig, packte er mich an den Hüften und zog mich zu sich. Reflexartig hob ich meine Hände, die auf seine Brust trafen. "Ich habe die Statue gesehen." Sagte er monoton und ich schluckte. Hatte ich etwas falsch gemacht? Hätte ich das nicht tun dürfen? "Sie ist hübsch." flüsterte er sanft und entlockte mir einen erleuchteten Säuftzer. Er schmunzelte. "Du bist entspannter als sonst. Nicht so verkrampft."stellte er fest und fast augenblicklich spannten sich meine Muskeln an, so nach dem Motto, jetzt wo er es sagt, ...

Ezra lachte nur leise, meinte: "Lass uns essen.", nahm mich bei der Hand und führte mich in den Speisesaal. Wir aßen schweigend und ich konnte ungestört meinen Gedanken nachgehen.

Nicht nur ich war heute entspannter. Auch er war lockerer und ungezwungen. Als ich an sein leises, ehrliches Lachen zurück dachte überkam mich eine warme Welle. Es war ein gutes, angenehmes Gefühl, doch konnte ich nicht beschreiben, was es war. So gefiel Ezra mir viel besser.

Verwirrt über meine Gedanken und Gefühle schüttelte ich leicht meinen Kopf, um die seltsamen Gedanken loszubekommen und aß den Rest auf meinem Teller auf. "Fertig?" fragte Ezra, doch, ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf und auch mein Stuhl glitt zurück. "Bist du müde?" er klang ehrlich interessiert und ich wollte eigentlich verneinen, musste jedoch herzhaft gähnen. Ein amüsiertes Lächeln, ohne Hintergedanken oder fiese Hintergründe schlich sich auf seine Lippen und ließen sein Gesicht fasst freundlich gucken. Überrascht über die vielen ungewohnten Gefühlsausbrüche guckte ich ihn nur relativ irritiert an, bevor er mir bedeutete ihm zu Folgen und aus dem Raum schritt.

"Hier liegen Schlafsachen für dich." Ezra deutete auf ein langes weißes Hemd und begann seine eigenen Sachen auszuziehen. Beschämt schnappte ich mir das Nachthemd, drehte mich um und begann an dem Kleid herum zu fummeln.
Meine Finger taten bereits weh, als sanft warme Hände die meinen umschlossen und sie vorsichtig zu Seite legten. "Ich helfe dir." Geschickt lockerte er die Schnüre und das Kleid rutschte mir herunter. Ich rechnete mit seinen warmen Fingern, die meine entblößte Haut streichen würden. Doch statt dessen ging er auf das Bett zu und legte sich schon mal hinein. Schnell, während Ezra nicht guckte, schlüpfte ich aus dem einen Kleid heraus, und in das andere hinein und kam fertig umgezogen langsam auf das Bett zu. Ezra schlug die Bettdecke für mich zurück und ich machte es mir an dem Bettrand bequem. "Gute Nacht." Sagte er noch leise, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drehte sich von mir weg. Kurz danach hörte ich sein regelmäßiges Atmen und stellte beruhigt fest, dass er schlief. Auch ich schloss meine Augen und wartete darauf, dass der Schlaf mich übermannte, doch nichts geschah. Das Gefühl von Einsamkeit kehrte zurück, heftiger als zuvor. Ich sehnte mich, nach den Gute-Nacht-Küssen meiner Mama, das lange reden mit meiner Schwester und das schweigsame Verstehen zwischen meinem Vater und mir. Doch nichts von dem würde ich in den nächsten Jahren haben können.

Ein Arm legte sich, ganz selbstverständlich um meine Taille. Meine Muskeln verkrampften sich und mein Atem ging unregelmäßig. Doch als ich weiterhin das ruhige gleichmäßige Atmen hörte, war ich mir sicher, er würde noch schlafen und entspannte mich mit dem Gedanken, im Schlaf könne er eh nicht viel machen.
Plötzlich zog er mich näher an sich heran. So nah, dass ich gegen seine Brust gelehnt da lag. Panisch waren meine Augen weit geöffnet, doch als ich merkte, dass Ezra schlief und sonst nichts machte, schloss ich meine mittlerweile schweren Lider.

Ich stellte fest, dass die Berührung Ezra's ein angenehm warmes Kribbeln in meinem Körper auslöste. Das erste mal schlief ich mit einem angenehmen Gefühl ein.

Dieses Kapitel sollte eigentlich an Weihnachten veröffentlicht werden, aber das Internet reichte scheinbar nicht dazu aus (ich bin umgezogen und habe kein Wlan).
Also hier nachträglich: fröhliche Weihnachten 😄

L'Histoire d'AvelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt