Kapitel 11

52 4 0
                                    

Nachdem Ezra de Fray entgültig gegangen war hatte keiner mehr Hunger. Ivana und ich drängten unsere Eltern dazu uns endlich zu erzählen was los war und nach wiederholter Aufforderung gaben sie nach. So gingen wir ins Wohnzimmer und nachdem wir alle saßen begann Mom zu erzählen.

"Es ist eine komplizierte Geschichte" fing Mom an "Ich bin mir sicher wir können folgen." erwiderte ich.

 Sie holte noch einmal tief Luft und sagte:" Es begann alles lange vor deiner Geburt Avelle. Noch bevor ich euren Dad kennenlernte.Als ich noch ein Mädchen war mit neun Jahren verlief ich mich hier im Wald. Ezra tauchte plötzlich auf und half mir zurück zu finden. Er war unglaublich freundlich zu mir, er war witzig und gleichzeitig auch unglaublich einfühlsam. Ich mochte ihn. Auch damals sah er schon aus, wie ein 25-jähriger Mann. Sein richtiges Alter habe ich bis heute nicht erfahren. Ezra war für mich damals wie ein großer Bruder und ich lief am nächsten Tag wieder in den Wald, in der Hoffnung, es sei da. Und ich hoffte nicht vergebens. Auch diesmal tauchte er wie aus dem nichts auf. Wir machten viel miteinander, doch ich musste ihm versprechen ihn zu Hause nicht zu erwähnen. Ich traute ihm blind, also erzählte ich auch nichts. Die Jahre verstrichen und für mich waren wir beste Freunde. Aber anscheinend nicht für ihn. Ein Jahr bevor ich euren Dad traf, machte er mir einen Heiratsantrag. Es kam mir nie so vor, als hätte er mich geliebt, und da ich ihn nicht liebte, lehnte ich ab. Ezra war unglaublich sauer und verschwand dann spurlos mit den Worten." Du wirst schon noch zu mir kommen. Kurz darauf erzählte ich es meiner Mutter. Ihr stockte damals der Atem und sie sagte, ich solle froh sein, dass er weg sei, denn er ist ein schwarzer Magier.  Als er erfuhr, dass ich euren Dad heiraten würde tauchte er plötzlich wieder auf. Er versuchte alles mögliche um mich umzustimmen, hatte aber keinen Erfolg. So schwor er:"Ich komme zurück und nehme mir deine erst geborene Tochter! Sie soll mir gehören!"

Wir zogen, als ich dann mit dir, Avelle, schwanger war um nach England, in der Hoffnung, er könne uns, dich, dort nicht finden. Das Zaubern haben wir an den Nagel gehängt, da es möglich war Zauberei aufzuspühren. Vor ein paar Wochen jedoch habe ich ihn in dem kleinen Dorf gesehen, woraufhin wir umgezogen sind."

Ich war sprachlos. Jetzt verstand ich das ganze Theater, warum wir umziehen mussten, warum wir nicht von unseren Zauberkräften erfahren durften. Ich war ein wenig angewidert, dass der selbe Mann, der meiner Mutter einmal den Hof gemacht hatte, nun auch mir nachstellte.

Er war also ein schwarzer Magier.

"Besteht ein Unterschied zwischen schwarzen Magiern und Zauberern und Hexen? Außer natürlich die schwarze Magie." fragte ich"Ja," antwortete Dad "Magier sind unsterblich und sind mächtiger. Wir konnten ihn nur mit vereinten Kräften verjagen, wie du vielleicht mitbekommen hast." 

"Ja. Das habe ich mitbekommen. Wird er zurückkommen?"  "Mit größter Wahrscheinlichkeit." murmelte meine Mutter deprimiert.

"Vielleicht sollte ich dann lernen, wie man zaubert, um mich wenigstens etwas verteidigen zu können."

Meine Eltern nickten zustimmend.  "Wir weden morgen mit deinem Unterricht beginnen, aber fürs erste sollten wir nun alle ins Bett. Es ist schon spät." sagte mein Vater, küsste Ivana und mir auf die Stirn und ging mit Mom, die uns noch 'Gute Nacht' zu rief aus dem Raum.

"Was denkst du gerade?" fragte meine kleine Schwester leise."Weiß' nicht so genau." antwortete ich genauso leise.

Ich wusste wirklich nicht, was ich dachte. Es ging mir gerade einfach viel zu viel im Kopf herum. Auch meine Gefühle konnten sich nicht entscheiden, was ich jetzt direkt fühlen sollte. Einerseits, war ich schockiert, dass jemand ... hinter mir her war. Es war beängstigend zu wissen, dass der selbe Typ mich seit einiger Zeit sogar in meinen Träumen heimsucht. Ich war verwirrt, denn er war mir doch schon einmal begegnet. Im Wald. Warum kam er nicht da schon auf mich zu?

Und ich freute mich auf morgen, weil ich lernen werde zu zaubern, obwohl sich auch da ein mulmiges Gefühl zu mischte.

"Avelle?" Die Stimme Ivanas riss mich aus meiner Analysation meiner Gefühle.  "Mhhh?"

 "Kommst du auch? Ich gehe jetzt schlafen."

 "Ja. Ich komme."

Gemeinsam verließen wir den großen Raum und gingen schlafen.

Ich nahm viel des heute Erlebten mit in den Schlaf und trämte nicht gut.

Und auch der Anblick der durchdringend blauen Augen blieb mir nicht erspart.

L'Histoire d'AvelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt