Kapitel 25

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Es war ein sonniger, aber kalter Tag heute. Die ersten bunten Blätter fielen bereits von den Bäumen und der Wind wehte stark ums Schloss und ließ die Äste biegen.

Wir waren im Speisesaal. Das Essen verlief wie immer schweigend, jedoch war es kein unangenehmes, sondern ein verständnisvolles Schweigen, was mich zum nachdenken brachte. Was war passiert, dass ich dem schwarzen Magier auf einmal so sehr vertraute, wie vergangene Nacht? Ich hatte mich vorbehaltslos in seine Arme gelegt, wo ich auch eingeschlafen bin. Auch heute morgen war alles anders. Ich bin neben ihm aufgewacht. Er lag da mit offenen Augen, beobachtete mich und begrüßte mich dann mit einem Lächeln. Doch es war kein oberflächliches wie sonst. Es war echt und herzlich.

Ezra gab mir heute eines der weniger extravaganten Kleider. Es war schlicht und bequemer als das gestern. Er half mir auch heute wieder hinein. Doch auch das konnte ich einfach geschehen lassen, ohne Angst vor überraschenden Berührungen. Es musste etwas mit unserem Gespräch vergangene Nacht zutun haben. Wenn ich daran zurück dachte wurde ich rot. Wie konnte ich ihn bloß anfangs überzeugen wollen mich zu Küssen?

Doch das anschließende Gespräch, seine Worte, er würde auch nicht mehr versuchen mit mir zu schlafen, ließen mich seine Berührungen ertragen. Ich gestand es mir nicht gerne ein, doch ich genoss sie manchmal. Sie gaben mir die Zuwendung, dir Wärme und Geborgenheit, die ich sonst immer von meiner Familie bekam und ich vermisste. Und um ehrlich zu sein, war ich froh für die Worte gestern Nacht. Für seine Zuwendung.

"Ezra?" ich hatte mein Messer zur Seite gelegt und guckte ihn gedankenverloren an. Überrascht, dass ich das schweigen gebrochen hatte guckte er zurück. "Danke." sagte ich. Seine Verwunderung war ihm anzusehen. "Wofür?" fragte er perplex "Für heute Nacht. Für deine Ehrlichkeit und die Zuwendung zu mir und ... und das du die Situation nicht ausgenutzt hast." fügte ich noch leise hinzu, und vermied es Blickkontakt zu halten. "Ich danke dir." bekam ich als Antwort und schaute zu ihm auf. Ich war mir nicht sicher doch ich glaubte eine Hauch rosa auf seinen Wangen zu sehen. "Wofür?" lag es diesmal an mir zu Fragen "Dafür, dass du mir vertraut hast." Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und er erwiderte es.

Das Essen endete, wie es begonnen hatte, schweigend.

"Möchtest du etwas bestimmtes tun heute?" fragte Ezra mich und ich war überrascht. Hatte er keine Ideen mehr oder wollte er etwas machen, was ich machen wollte? Wo war der alte Ezra de Fray? Was war passiert? "Lass uns bitte 'raus. Es ist so schönes Wetter." meinte ich, Ezra nickte. "Das hatte ich mir auch überlegt. Komm mit." Er hielt mir seinen Arm hin und nach einigem Zögern hackte ich mich bei ihm ein. "Was hattest du dir überlegt?" Er war so gut gelaunt, dass ich meiner Neugierde freien Lauf lassen konnte. "Ich hatte mir überlegt mit dir auszureiten. Das Gelände ist riesig und zu Pferd wirklich gut zu ..." ich unterbrach ihn, indem ich stehen blieb. Hatte ich richtig gehört? "Zu Pferd?" fragte ich unglaubwürdig "Du ... du willst reiten?" Ich war geschockt. "Ja. Ich will mit dir reiten. Was ist denn?" setzte er dahinter, bei meinem entsetzten Gesichtsausdruck. "Nur über meine Leiche!" stieß ich hervor. Das war doch nicht sein ernst? "Warum nicht?" "Ich reite nicht! Niemals! Da kannst auch du mich nicht zu zwingen!" Ich sah an dem bösen Funkeln in seinen Augen, dass ich etwas sehr, sehr dummes gesagt hatte und ich bereute meinen letzten Satz. "Ich kann," meinte Ezra mit dunkler, tiefer Stimme, die plötzlich ziemlich bedrohlich klang "und ich werde. Denk an deine Schwester. Ich weiß, dass du sie vermisst, aber so sehr, dass du sie hier haben möchtest?" "Du meintest, du würdest sie nicht holen." Meine Stimme zitterte, wie auch meine Knie. Ich wusste, ich hatte verloren. "Ich sagte ich würde sie nicht holen, nur weil du nicht mit mir schlafen willst. Denk dran, du versprachst mir deinen Gehorsam!" ich wagte nicht weiter zu sprechen. Seine Stimme klang so drohend. Vor Angst er könne die Drohung wahr machen, war ich einmal mehr den Tränen nahe. "Kommst du nun? Ansonsten ist deine Schwester bestimmt bereit mich zu begleiten." Ich wagte nicht zu widersprechen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Also begann ich langsam wieder einen Fuß vor dem anderen zu setzen und harkte mich nach Ezras Aufforderung wieder bei ihm unter.

Viel zu schnell kamen wir den Ställen näher, in denen große, laut wiehernde Pferde standen, die gefährlich den Kopf schwenkten und mit den Hufen schabten. Als mich eines der Viecher hart mit der Schnauze traf, trat ich hastig hinter Ezra und versuchte mich hinter seinem Rücken vor den viel zu großen, wilden Tieren zu verstecken. "Hast du ... " verwundert drehte er sich zu mir um und sah mich durchdringend an "hast du Angst vor Pferden?" "Ein bisschen" sagte ich leise, wobei ich keinen Augenblick eines der Pferde in meiner Reichweite aus den Augen ließ. "Du hast Angst? Warum sagst du das denn nicht eher? Dann wollen wir dich doch langsam an Pferde gewöhnen." Sagte er, nahm sich Halfter und Strick und holte ein schwarzes Riesenviech heraus.

"Er ist ganz sanft." Ezra band ihn fest und trat dann hinter mich. "Ich werde dich jetzt zu ihm heran führen." Ich wollte protestieren, doch da war es schon zu spät. Er war hinter mich getreten und hat mich nach vorne geschoben. Nur ein paar Zentimeter von dem Hengst entfernt blieb er stehen. Zurück konnte ich nicht, Ezra versperrte mir den Weg. "Entspann dich." Sagte er als mir mein Herz bis zum Hals klopfte. Er hatte gut reden. Ich war es, die Angst vor Pferden hatte. Nicht er. "Streck deinen Arm aus."Nein!" "Ich möchte, dass du dich mit Thunder vertraut machst." Ezra war ruhig und geduldig. In seiner Stimme lag etwas starkes, mutmachendes, doch ich wollte nicht. "Ich will mich aber nicht mit Thunder vertraut machen. Lass mich doch bitte einfach hier weg. Lass uns was anderes machen!" ich drückte mit meinem ganzen Körper gegen ihn, doch das brachte nichts. Er umfasste mit Daumen und Zeigefinger mein Handgelenk und führte meinen Arm mit sanfter Gewalt zum Pferdehals. Ich versuchte mich dagegen zu wehren aber gegen Ezra war ich gerade zu schwach. Es war, als würde eine Ameise gehen einen Elefanten kämpfen. Natürlich musste ich dabei die Ameise sein.

Meine Hand traf auf Thunders weiches warmes Fell und im ersten Moment verkrampfte ich mich total. Doch als ich merkte, das es ruhig stehen blieb, beruhigte ich mich auch. "Siehst du? Du berührst ein Pferd. Streichel es." Ezra führte meinen Arm den Hals entlang und ich spürte den leisen Herzschlag des Tieres. Ich musste mich erst daran gewöhnen, doch nach einiger Zeit genoss ich die Nähe zu dem Tier. "Das machst du gut." Ezra ließ meine Hand los und ging ein paar Schritte zurück. Ich blieb weiter bei Thunder stehen und begann ihn hinter seinem Ohr zu kraulen, was er genoss. Während dessen holte Ezra ein weiteres Pferd aus der Box. Mit einem silbernen aufblitzen seiner Augen waren beide sauber und gesattelt. "Na dann mal los." und noch bevor ich schalten konnte hob er mich hoch und warf mich in den Sattel.

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