Kapitel 19

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Ohne meine Gedanken zusammen halten zu können zog ich mir meine Schuhe wieder an und stand schließlich schwer atmend in meinem Zimmer, beide Hände um das Medaillon. Doch so sehr ich auch versuchte es zu öffnen verweigerten meine Finger mir den Dienst. Jetzt, wo ich meine Entscheidung eigentlich schon getroffen hatte überkamen mich Zweifel. Zweifel und Angst. Ich hatte Angst vor dem, was mich erwarten könnte, vor Ezra de Fray. Aber - Nein! Ich konnte nicht kneifen. Schließlich ging es um meine Schwester, Ivana, mein Ein und Alles! Nach ein paar unkontrollierten Luftschnappern gelang es mir tief Luft zu holen. Ich zog den Sauerstoff in mich hinein und schöpfte aus ihm neue Kraft. Kraft, um das kleine Medaillon in meinen Händen zu öffnen. Ein kalter Luftstoß kam mir daraus entgegen, der unerwartet die Richtung änderte und mich mit einem starken Ruck in den kleinen Anhänger hinein zog und mich zu verschlingen schien.

Kein Wort, kein Laut entrang meiner Kehle, wo ich am liebsten geschrien hätte. Es war, als würde ich durch einen Schlauch gezogen werden. Alles in und an meinem Körper schien erdrückt zu werden und im ersten Moment war ich froh, als die frische kühle Luft mich wieder erreichte. Doch als ich sah, wo ich gelandet war lief es mir kalt den Rücken herunter und mein Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen. Vor mir stand ein großes schwarzes Schloss, eine Festung, die hoch und bedrohlich in den Himmel ragte und die Wolken zur Seite drängten. Die Tatsache,dass ich dieses Schloss schon einmal in einem meiner Träume gesehen hatte machte das ganze nicht besser.

Es war eiskalt, als ich einen Schritt nach dem Anderen in Richtung Schloss tat. Das dünne weiße Seidenkleid und die High Heels wärmten nicht wirklich. In Gedanken tadelte ich mich für meine Dummheit mir nichts vernünftig warmes und vor allem bequemes angezogen zu haben. Aber schnell war meine Gedankenlosigkeit, die tauben, schmerzenden Füße und der kalte Wind um mich herum vergessen, als das riesige Tor des schwarzen Schlosses vor mir auftauchte. Ich verlangsamt meinen Schritt und blieb schließlich vor den dunkel schimmernden Eisenstäben stehen. Mit einem Schaudern legte ich die Hand daran, holte tief Luft und wollte das Tor aufdrückte, als es von selbst aufschwang. Dichter Nebel umfing mich, als ich das Grundstück dahinter betrat und ich zwang mich ein ängstliches Käuchen zu unterdrücken. Nach ein paar weiteren Schritten erreichte ich die riesige Flügeltür, die ins innere des Schlosses führen musste. Wie angewurzelt blieb ich davor stehen, darauf konzentriert nicht weg zu rennen. Doch selbst wenn ich gewollt hätte, so konnte ich nicht. Denn noch immer war meine Schwester dort drinnen gefangen. So streckte ich auch diesmal wieder die Hand aus, um die Tür zu öffnen, doch noch bevor ich sie berührte schwang sie wie auch das Tor von selbst auf und ich trat ein.

Die Eingangshalle war, wie auch das Schloss von außen, aus dunklem schwarz glänzenden Stein und wurde alle zwei Meter mit einer Fackel erleuchtet. Doch anstatt dass die Flamme alles in ein warmes orange rotes Licht tauchte, tauchten die blau grünen Flammen alles in ein kaltes Licht und gaben der Situation einen gruseligen Flair. Laut hallte das Klacken meiner Schuhe an den Wänden wieder, als ich die Halle langsam durchschritt. Mein Blick glitt immer wieder durch den Raum, auf der Suche nach einem Hinweis auf meine Schwerster. Am Fuße der großen schwarzen Treppe blieb ich stehen, den Blick nach oben gerichtet, doch alles was ich sehen konnte war schwarze Finsternis.
Die ersten Stufen waren hinter mir gelassen als ich einen Umriss in der Dunkelheit ausmachen konnte, ein Schatten, der am Ende der Treppe stehen zu bleiben schien. Erschrocken von dem Schemen blieb ich wo ich war, guckte in der Erwartung, mehr, als nur einen Umriss erkennen zu können vergeblich hoch und setze dann meinen Weg nach oben fort. Als ich meine Fuß auf den obersten Absatz stellte erhellten die blau grünen Fackeln den Flur und ich erkannte das Gesicht Ezra's.

"Ich gehe richtig in der Annahme, dass du gekommen bist, um deine Schwester zu befreien?" eine Augenbraue hochgezogen starrte er mich mit ernstem Blick an.

"Ja" meine Stimme klang verunsichert, nicht im klaren darüber, was ich eigentlich genau sagen sollte. Nun, wo ich meiner Schwester so nahe war, wusste ich nicht, was ich tun sollte, um sie zurück zu bekommen.

L'Histoire d'AvelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt