Chapter 29

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Ed's Pov

Shae war nach Hause gegangen und ich hatte mir seit langer Zeit mal wieder meine Gitarre genommen und spielte ein paar willkürliche Melodien. Noch immer sah ich Shae vor mir, wie sie mir sagte, dass sie mit dem Schlipsträger schluss machen würde und dieser Gedanke ließ mich lächeln. Als mein Handy dann klingelte, war ich mir fast sicher, dass es Shae sein würde, die mir sagte, dass sie es ihm gesagt hatte, also ging ich gut gelaunt ran, ohne genauer auf die Nummer zu sehen, die mich anrief.

"Mr Sheeran? Hier ist Mrs. Moore vom Seniorenheim in Framlingham. Es geht um ihre Großmutter. Sie ist verstorben."

In diesem Moment kam es mir vor, als hätte die Welt aufgehört sich zu drehen. Als wäre sämtliche Luft aus dem Raum gewichen. Als wäre mein Kopf leer. Als wäre alles irgendwie leer.

"Mr. Sheeran? Sind sie noch dran?"

Ich nickte, unfähig etwas zu sagen, bis mir irgendwann auffiel,dass sie mich nicht hören konnte.

"Ja. Ok."

Dann legte ich auf und saß einfach nur da. Ich konnte nicht weinen, ich konnte nicht schreien, es war, als würden die Worte von Mrs. Moore nicht zu mir durchdringen wollen. Irgendwann tropfte etwas auf meine Hose und ich bemerkte, dass sich doch eine Träne ihren Weg über mein Gesicht gebahnt hatte. Das konnte doch nicht real sein. Das ging einfach nicht. Sie hatte gesagt, dass es ihr gut ginge. Dann hatte ich also nicht bemerkt, wie es ihr von Tag zu Tag schlechter ging? In diesem Moment brach meine Schutzmauer endgültig ein und ich hatte so viele Gedanken und Fragen in meinem Kopf, dass mir einfach alles zuviel wurde. Dann stand ich auf, griff meinen Hoodie und fuhr ins Seniorenheim.

Als ich an der Rezeption ankam, sträubte sich alles in mir, mit der unfreundlich aussehenden Frau zu reden, die gerade etwas in ihren Computer tippte.

„Hallo. Ich bin Ed. Ed Sheeran. Sie hatten mich angerufen...wegen...meiner Großmutter?"

Ich räusperte mich, in der Hoffnung den Kloß in meinem Hals los zu werden.

„Ja, genau. Sie können ihre Sachen aus ihrem Zimmer gerne mitnehmen. Wissen sie, wie sie gestorben ist?", fragte sie und tippte etwas in ihren Computer ein. Ich wusste es nicht, war mir jedoch nicht sicher, ob ich es im Moment wissen wollte, also bejahte ich die Frage in der Hoffnung, sie würde das Thema fallen lassen und drehte mich zum Gehen um.

„Warten sie." Ich blieb stehen und merkte erst jetzt, dass ich meine Hände zu einer Faust geballt hatte und meine Fingernägel sich die ganze Zeit schmerzhaft in meine Haut bohrten.

„Im Computer steht, dass sie ihnen einen Brief hinterlassen hat. Ich würde ihn kurz holen gehen, warten sie bitte hier."

Etwas perplex blieb ich stehen, während die Frau los ging und kurze Zeit später mit einem Umschlag in der Hand wieder kam, den sie mir mit einem Lächeln reichte.

„Mein Beileid", sagte sie und ich bedankte mich.

„Haben sie bereits einen Bestatter?"

Völlig überrumpelt von der Frage schüttelte ich den Kopf und sie begann, mich mit weiteren Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, zu löchern. Am Ende brummte mein Kopf und ich hatte irgendetwas unterschrieben, war mir aber nicht mehr genau sicher was. Dann fuhr ich nach Hause, ohne jedoch den Brief zu öffnen. Ich drehte Eminem in meinem Auto viel zu laut, aber irgendwie half es mir, meine Gedanken zu übertönen.
Als ich dann ausstieg, ging ich gleich hoch zu Shae, den Brief in meiner Hand fest umklammert. Ich wollte, dass sie da ist, wenn ich ihn las.
Als ich allerdings bei ihr klingelte, machte niemand auf. Einen Moment stand ich unschlüssig vor ihrer Wohnung und überlegte, ob ich einfach wieder gehen sollte, entschied mich jedoch dagegen, immerhin hörte ich Schritte in ihrer Wohnung. Also klingelte ich nochmal, diesmal etwas aufdringlicher. 
Einen Moment tat sich gar nichts, doch dann hörte ich endlich Schritte in Richtung Tür kommen.
Shae öffnete die Tür einen Spalt weit und sah mich dann mit großen Augen an.

"Hey, das ist ein ganz schlechter Mome-"

"Meine Großmutter ist tot", schnitt ich ihr das Wort ab und sie sah mich überrascht an. Die nächsten paar Sekunden sagte sie gar nichts, bis plötzlich der Schlipsträger an die Tür kam und seine Hände an ihre Hüfte legte.

"Shae? Wer ist das?" 

Ich war mir ziemlich sicher, dass der Typ ganz genau wusste, wer ich war.

"Das ist Ed. Er ist...ein Freund."

Der Schlipsträger beäugte mich kritisch und zog Shae dann ein Stückchen näher zu sich heran.

"Aha", sagte er schließlich und Shae löste sich aus seinem Griff.

"Gibst du mir eine Minute mit ihm Josh?"

Sie küsste ihn auf die Wange und ließ ihn dann stehen ohne auf seine Antwort zu warten. Dann standen wir in ihrem Hausflur, ich noch immer mit dem nun bereits zerknittertem Brief in der Hand.

"Es tut mir so leid Ed."

"Das hab ich gesehen." 

Ich wollte eigentlich nicht so schnippisch klingen aber in diesem Moment konnte ich nicht anders. 
Dann schlang sie ihre Arme um mich und obwohl ich eigentlich sauer auf sie sein sollte, brauchte ich gerade einfach ihre Nähe, also ließ ich es geschehen. Verzweifelt versuchte ich, nicht wieder alles völlig über mir zusammen brechen zu lassen, doch das fiel mir unendlich schwer. Es kam mir vor wie wenige Sekunden, obwohl ich mir sicher war, das wir in dieser Position mehrere Minuten verweilten.

"Kann ich irgendwas tun Ed?", fragte sie und ich überlegte. Sie hätte mit Josh schluss machen können und sich dann mit mir auf ihre Couch setzen können, aber ich wollte nicht wieder mit diesem Thema anfangen. Nicht jetzt, dazu war ich gerade einfach nicht in der Lage. Also schüttelte ich den Kopf und umarmte sie erneut, als die Tür sich plötzlich wieder öffnete.

"Kommst du wieder rein Shae?"

Sie blickte zwischen mir und ihrem Freund hin und her und schien nicht wirklich zu wissen, wie sie sich verhalten sollte. Ich lächelte müde und nickte ihr zu.

"Ich komm schon klar."

Sie sah mich ein letzter Mal an, nuschelte ein: "Es tut mir leid." und verschwand dann in ihrer Wohnung.

Shae's Pov

Ich musste zu ihm, das wusste ich. Was ich allerdings nicht wusste war, wie ich Josh los werden sollte. So vergingen ein paar Minuten, die mir allerdings ohne Ed wie Stunden vorkamen und ich zerbrach mir den Kopf darüber, was ich tun konnte.











The boy at the window [Ed Sheeran Fanfiction]Where stories live. Discover now