Chapter 28

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Shae's Pov

Ich mache mit Josh schluss. Ich werde schluss machen. Es geht nicht mehr, ich ziehe das durch. Wieder und wieder spielte ich diesen Gedanken in meinem Kopf ab, in allen möglichen Ausführungen. Ich hatte Josh gestern ziemlich abrupt sitzen gelassen, nachdem mir klar wurde, was ich eigentlich wollte. Ich hatte irgendeine Ausrede genuschelt, während ich schnell meine Sachen gegriffen hatte und dann aus der Tür gestürmt war. Nun stand ich seit geschlagenen zwanzig Minuten vor Eds Haustür und traute mich nicht zu klopfen. Vielleicht war das ja hier alles eine ganz blöde Idee. Nervös spielte ich mit meinen Händen, die vor Aufregung ziemlich verschwitzt waren. Vielleicht war es in meiner Vorstellung auch viel besser mit Ed, als in der Realität? Von Minute zu Minute wurde ich unsicherer und war kurz davor, wieder auf dem Absatz kehrt zu machen, als ich Schritte zur Tür kommen hörte. Ich bekam Panik - also klopfte ich und stand dann stocksteif da. Immerhin wirkte es jetzt nicht, als würde ich einfach vor seiner Wohnung rum stehen. Warum zur Hölle war ich überhaupt so nervös? Es gab eigentlich keinen wirklichen Grund dazu, oder? Ed öffnete die Tür und sah mich überrascht an. Ich sagte nichts, er sagte nichts und so standen wir einfach nur so da und starrten uns an.

"Ich...ähm...", begann ich, doch irgendwie blieb mir im Hals stecken, was ich ihm eigentlich sagen wollte.

"Hi?" Er zog abwartend beide Augenbrauen nach oben. Aus irgendeinem Grund fiel mir auf einmal nichts mehr von dem ein, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Kein einziger Punkt. Ich fühlte mich, als würde ich in einer Matheklausur sitzen, für die ich nicht gelernt hatte. Er sah mich immer noch an und wartete anscheinend darauf, dass ich irgendwas sagte, doch ich wusste einfach nicht was. Stattdessen entschied ich mich dazu, ihm einfach zu zeigen, was ich wollte. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn. Ich musste einfach diesen Vergleich zwischen ihm und Josh haben.

"Shae...ich...-" Ich ließ ihn nicht ausreden, vergrub stattdessen meine Hände in seinen Haaren und drückte ihn sanft weiter in seine Wohnung.

"Bitte. Lass mich was ausprobieren", flehte ich und er sagte nichts weiter, was ich als Zustimmung nahm. Also küsste ich ihn weiter.

"Spring", sagte er mit belegter Stimme und trug mich dann auf die Couch, auf der er mich sanft wieder ablegte. Es wunderte mich ein wenig, dass er einfach so darauf einging, aber irgendwie hoffte ich auch einfach, dass er mich genauso vermisst hatte, wie ich ihn, also hinterfragte ich es nicht weiter. Er begann, die Stelle an meinem Nacken zu küssen, die mich völlig den Verstand verlieren ließ und in diesem Moment wurde mir klar, dass Ed alles hatte, was ich bei Josh vermisste. Ich konnte nicht mehr klar denken, wenn ich Eds Hände auf meiner Haut spürte. Jeder einzelne Kuss, den er auf meiner Haut hinterließ, fühlte sich an wie eine Liebeserklärung und ich merkte, nur an der Art wie liebevoll seine Hände meine Konturen nachfuhren, wie sehr er mich wollte. Da war dieses Verlangen. Dieses Verlangen, aber gleichzeitig auch dieses Vertrauen. Ed zog mein Shirt aus und drückte sich dann wieder an mich, weshalb ich nicht dasselbe bei ihm tun konnte. Dann folgte meine Hose und mein BH. Einen kurzen Moment hielt er inne und sah mich einfach nur an. Seine Hand strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und ich hätte in diesem Moment alles gesagt, was er hören wollte. Alles.

"Es tut mir leid Shae", sagte er zu meiner Überraschung und ich legte meine Hand auf seine.

"Das muss es nicht, ich werde mit Josh schluss machen." Da waren sie also. Die Worte, vor denen ich solch einen Respekt gehabt hatte, sie auszusprechen.

Einen Moment lang tat Ed gar nichts. Er sah mich einfach nur an und ich wurde mit jeder verstreichenden Sekunde unruhiger. Konnte er denn nicht irgendwas sagen? Irgendetwas? Dann begann er zu lächeln und legte seine Hand an mein Gesicht. Sein Daumen strich sanft über meine Wange und als nächstes begann er einfach, mich wieder zu küssen.

"Das ist toll", sagte er, während er seine Küsse immer wieder auf meine Haut hauchte und ich musste lächeln. Ich weiß nicht, ob es in diesem einen Moment irgendwas gegeben hätte, irgendetwas, was mich glücklicher gemacht hätte. Meine Hände fuhren über seinen Rücken und nach einer Weile zog ich mich an ihm hoch, sodass ich auf ihm drauf saß und ihm endlich sein Shirt ausziehen konnte. Er grinste, als er bemerkte, was ich vorhatte, doch ich küsste ihn schnell wieder, bevor er irgendetwas anmerken konnte. Ich hatte es vermisst, seine warme Haut auf meiner zu spüren, ihm einfach so unglaublich nah sein zu können.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir hier schon so saßen, beziehungsweise lagen, doch um ehrlich zu sein, war es mir auch nicht wichtig, ich wollte einfach nicht, dass dieser Moment je enden würde. Wenn ich mit Ed zusammen war, fühlte es sich einfach an, als hätten andere Dinge, die mich beschäftigten einfach kein Gewicht mehr. Als wäre alles andere nicht mehr von Bedeutung.

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Ein wenig später lag ich neben ihm, an seine Brust gekuschelt und versuchte langsam wieder zurück in die Realität zu finden. Er spielte mit einer meiner Haarsträhnen, während meine Hände über jedes einzelne seiner Tattoos strich. Es war ein bisschen wie eine Sucht ihn zu berühren, eine Sucht, der ich mich gerne hingab.

"Wann sagst du es ihm?"

Ich stoppte in meiner Bewegung und legte mich so hin, dass ich ihn ansehen konnte.

"Ich weiß es nicht", gab ich zu und sah sofort, wie er sich anspannte.

"Bald", fügte ich deshalb mit Nachdruck hinzu und Ed musterte mich. Ich sah ihm an, dass er mit sich rang, ob er mir vertrauen sollte und es tat mir weh, ihm nicht sagen zu können, wann genau "bald" war. Die Wahrheit war nämlich, dass ich absolut nicht wusste, wie ich das anstellen sollte. Es war, als müsste ich nicht nur mit Josh schluss machen, sondern mit meiner ganzen Familie. Jeder mochte ihn und immerhin war er in die Familie "integriert" worden, als wir beide noch zur Schule gingen. Es war einfach komisch mir vorzustellen, dass er bei keinem Familienessen mehr dabei sein würde. Er würde keine wichtigen Entscheidungen mehr mit mir gemeinsam treffen und ich würde seine Nummer - die einzige Nummer, die ich auswendig kannte - nie wieder wählen. Hier, in diesem Moment mit Ed, schien das alles keine Bedeutung zu haben. Wenn ich allerdings später allein in meiner Wohnung sitzen würde, war ich nicht sicher, wie ich diesen Schlussstrich ziehen sollte. Auch wenn mir klar war, dass das so schnell wie möglich passieren musste.

The boy at the window [Ed Sheeran Fanfiction]Where stories live. Discover now