Shae's Pov
"Würdest du mir jetzt sagen, was los ist?"
Ed schwieg und sah aus dem Fenster, seine Kapuze tief in sein Gesicht gezogen. Er knabberte an seinen Fingernägeln und schien Welten von mir entfernt zu sein. Dann räusperte er sich, sah mich jedoch nicht an als er antwortete.
"Meine Großmutter ist im Krankenhaus. Sie hat Krebs."
Oh. Ich schluckte und überlegte, was ich sagen könnte, doch es gab nichts, was ihn irgendwie besser fühlen lassen könnte, das wusste ich. Ich erinnerte mich an die Nacht, in der wir auf seinem Balkon gesessen hatten und er mir erzählt hatte, wie viel sie ihm bedeutete. Ich schaltete in einen anderen Gang und legte meine Hand von der Kupplung auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen und nun nervös am Saum seines Hoodies spielten.
Er sah auf unsere Hände und ich glaubte, ihn lächeln zu sehen, aber wahrscheinlich hatte ich mir das eingebildet. Ich richtete den Blick schnell wieder auf die Straße.
"Das tut mir leid Ed."
"Ich weiß." sagte er leise und presste seine Lippen aufeinander.
"Sie ist doch nicht..? Ich meine wir müssen doch nicht deshalb ins Kranken-"
"Nein", unterbrach er mich.
"Obwohl, ich weiß es nicht. Die Ärztin hat nur gesagt, dass ich kommen soll, aber ich glaube sie dürften soetwas nicht übers Telefon sagen, oder?"
Ich wusste es nicht, aber ich wollte so sehr irgendetwas sagen, das ihn beruhigen würde, wenn auch nur ein kleines bisschen. Automatisch fuhr ich etwas schneller, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass das Krankenhaus außerhalb von Framlingham lag. Ziemlich weit außerhalb.
Es war mittlerweile fast 8 Uhr und ich hatte nicht geschlafen, was ich bis jetzt ein Glück nicht merkte. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich mit Ed seine Krebskranke Großmutter besuchen würde und ich ehrlich gesagt ziemlich nervös war, dabei kannte ich sie nicht einmal.
Gegen 9 Uhr fuhr ich dann auf den kleinen Parkplatz vor dem Krankenhaus. Wir stiegen aus, ließen uns die Zimmernummer von Eds Großmutter sagen und standen ein wenig später vor ihrer Tür.
"Soll ich hier warten?", fragte ich und wollte mich schon auf einen der Stühle im Gang setzen, doch Ed nahm meine Hand.
"Nein, bitte nicht. Bitte komm mit rein."
Ich stand wieder auf und lächelte ermutigend. Dann gingen wir rein. Im Bett lag eine Frau um die 75 Jahre mit weißen, kurzen, lockigen Haaren. Sie hatte die Augen zu und atmete schwer. In ihrem rechten Arm steckte ein Katheter und sie war an eines dieser Pieps-Dinger angeschlossen, die den Rhythmus des Herzens anzeigten.
"Granny?" fragte Ed leise und sie schlug die Augen auf. Ihr Lächeln, als sie Ed sah, war müde und angestrengt. Ich wollte seine Hand loslassen, doch er umklammerte sie nur noch fester und zog mich mit sich auf zwei Stühle, die neben dem Bett standen.
"Was ist passiert?" fragte er und beugte sich ein wenig zu ihr vor.
Sie versuchte erneut zu lächeln, scheiterte jedoch.
"Ach, es ist alles gut Edward, das wird wieder. Ich bin einfach nur...ein wenig weggetreten, das ist alles. Morgen bin ich wieder fit."
"Weggetreten? Du bist ohnmächtig geworden?"
"Ja, naja ich denke, ich habe einfach zu wenig gegessen, mach dir bitte keine Sorgen."
Ich denke, Ed wusste genauso gut wie ich, dass sie nicht einfach nur weggetreten war. Sie musste eine Weile bewusstlos gewesen sein, sonst hätten die Ärzte Ed nicht angerufen. Er beließ es jedoch dabei.
"Wen hast du denn da mitgebracht Ed? Ist das deine Freundin? Wieso hast du mir denn gar nicht von ihr erzählt?"
Ohne Eds Antwort abzuwarten, wandte sie sich an mich.
"Ich bin Lillyana, aber du kannst mich Lilly nennen Liebes."
Ich lächelte, wusste jedoch zunächst nicht, was ich darauf antworten sollte. Langsam und widerwillig ließ Ed meine Hand los und räusperte sich.
"Granny, das ist nicht-"
"Es ist schön Sie kennenzulernen, ich bin Shae", unterbrach ich ihn und setzte mein breitestes Lächeln auf, das sie schwach erwiderte. Dann nahm ich Eds Hand wieder in meine und drückte leicht zu.
"Ach Gottchen, du brauchst mich doch nicht zu siezen. Dann kochst du also für Ed und ich muss mir keine Sorgen machen, ja? Du kannst doch kochen und backen oder Liebes?"
Ich lachte und sah zu Ed, der etwas beschämt auf unsere Hände sah.
"Ja, ich kann kochen und backen."
"Sehr gut. Er isst gerne Apfelkuchen, aber das weißt du ja wahrscheinlich schon."
"Sie ist nicht hier, um mich zu bekochen Gran", sagte Ed und mein Lächeln wurde breiter.
"Ach lass mich doch Edward. Ich bin nur froh, dass du unter die Haube gekommen bist, bevor ich mich von dieser Welt verabschiede."
"Granny!"
"Was denn? So ist das nunmal. Sag mal Edward, würdest du mir vom Gang einen Kaffee aus dem Automaten holen? Auf meinem Nachttisch liegt noch Kleingeld denke ich. Bring dir und deiner Freundin doch auch einen mit, okay?"
Ed stand auf und folgte der Bitte. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm Lillyana meine Hand und sah mich ernst an.
"Versprichst du mir etwas Liebes?"
Ich sah sie etwas überrumpelt an, nickte jedoch.
"Passt du auf Ed auf, wenn ich nicht mehr da bin? Ich weiß, er kann sehr schwierig sein, aber er hatte es nicht einfach und er braucht jemanden, der durch seinen harten Kern kommt. Jemanden, der zu ihm durchdringen kann und so, wie er dich ansieht, hast du das geschafft Shae."
Ich zögerte kurz.
"Okay, ich verspreche es."
Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen, obwohl ich mich nun unglaublich schlecht fühlte, weil wir seiner Großmutter etwas vormachten. Bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, kam Ed wieder ins Zimmer. Er gab Lilly einen der Becher und stellte seinen eigenen auf den Tisch neben sich. Dann reichte er mir meinen. Ich hatte mich bereits auf einen viel zu starken Kaffee mit einer Tonne Zucker eingestellt, doch er schmeckte wie immer.
"Woher weißt du, wie ich ihn mag?" Ich sah überrascht zuerst auf den Becher und dann zu ihm.
"So hast du ihn auch getrunken, als wir zusammen bei mir gefrühstückt haben. Ein Cappuccino mit einem gestrichenen Löffel Zucker."
Ich ließ mir nicht ansehen, wie sehr ich es zu schätzen wusste, dass er sich das gemerkt hatte. Etwas, dass Josh nach all den Jahren noch immer nicht für nötig erachtete.
"Danke", sagte ich nur und lächelte ihn an.
Wir blieben noch eine Weile und jetzt, wo ich mich langsam entspannt hatte, überkam mich die Müdigkeit. Ich merkte, wie meine Augen immer schwerer wurden und während Ed noch mit Lilly redete, schlief ich irgendwann einfach ein. Als Ed mich weckte, war es 17:30 Uhr und über mir lag eine Decke.
"Wollen wir langsam fahren?" fragte er und seine Großmutter sah uns erstaunt an.
"So kannst du sie doch nicht fahren lassen Edward, das arme Mädchen ist doch völlig übermüdet. Sie trägt sogar noch ihr Tanzkleid und musste wahrscheinlich mitten in der Nacht hierher fahren. Hier in der Nähe ist ein Bed and Breakfast, warum bleibt ihr nicht über Nacht, ich habe euch diese ganzen Umstände gemacht, ich bezahle euch das."
Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich antworten sollte, aber ich musste zugeben, dass die Vorstellung nicht schlecht klang, jetzt nicht die ganze Strecke zurück fahren zu müssen.
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The boy at the window [Ed Sheeran Fanfiction]
Hayran KurguSein Atem streifte meinen Nacken erneut und dann begann er kleine Küsse auf meine Haut zu drücken, die meinen Körper beben ließen.[...] Sein Körper passte sich meinem an und meine Beine gaben langsam nach. Ich hatte kaum Kraft mich aufrecht zu halte...