Shae's Pov
Wir fuhren danach zu Ed und redeten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so mit jemandem geredet hatte. Bisher bestanden unsere Treffen eigentlich meistens daraus, ein paar "oberflächliche" Gespräche zu führen und dazu kam, dass wir die Finger nicht voneinader lassen konnten, aber diesmal war es irgendwie anders. Diesmal lagen wir nicht auf der Couch, wir saßen in seiner Küche. Zuerst hatte ich versucht zu schlafen, aber nachdem ich mich stundenlang hin und hergewälzt hatte und Ed irgendwann genervt war, waren wir beide aufgestanden. Er hatte mir eine warme Milch mit Honig und Vanille – seiner Geheimzutat, wie er sagte – gemacht und er selbst saß nun mit einem heißen Kakao vor mir. Wir hatten schon eine ganze Weile geredet, als er mich auf einmal mit einem eigenartigen Blick musterte.
„Also Kleines sag schon, was ist los?"
Ich zögerte einen Moment und rührte meine Milch um.
„Ich weiß nicht. Was meinst du?"
Er gab mir seinen besten Das-glaubst-du-doch-wohl-selber-nicht-jetzt-rück-schon-mit-der-Sprache-raus-Blick und setzte sich aufrecht hin.
„Du bist heute anders. Also, ich höre?"
Ich hatte Ed zwar die Fakten erzählt, warum meine Schwester im Krankenhaus war und auch, was mit dem Baby nicht stimmte, ich hatte allerdings nichts davon gesagt, dass sie Brandon betrogen hatte. Nicht, weil ich Ed nicht vertraute, sondern eher, weil ich nicht wusste, ob ich darüber mit ihm reden konnte. Immerhin waren wir in derselben Situation – nur eben ohne Baby und ich wollte Josh nicht heiraten.
"Ich weiß auch nicht so richtig was los ist, oder eher, warum mich das so belastet. Kat betrügt Brandon und das Baby ist nicht von ihm, das hat sie mir heute gesagt. Ich meine das ist doch nicht fair oder? Der arme Brandon."
Er schien einen Moment zu überlegen.
"Das ist dir doch eigentlich völlig egal, oder nicht? Ich glaube eher, das Ganze lässt dich über unsere Situation nachdenken?"
Okay, jetzt wusste ich genau, was mich daran so belastete. Ed war in seinem Stuhl wieder ein kleines Stückchen nach unten gerutscht und sah mich eindringlich an. Ich wurde unter seinem Blick ein Stückchen kleiner.
"Das ist es doch, oder?"
Ich sagte nichts. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, aber wenn ich ihm das sagte, wusste ich nicht, wohin dieses Gespräch führen sollte.
"Vielleicht...ja...keine Ahnung..."
"Wovor hast du Angst Shae?"
Es klang unglaublich albern, aber jedes Mal, wenn er meinen Namen aussprach, kribbelte alles in mir.
"Ich weiß nicht...ich weiß einfach nicht, wohin dieses Gespräch führen soll", gab ich ehrlich zu.
"Naja..." Er nahm einen Schluck von seinem Kakao und sah mich dann wieder mit diesem Blick an.
"Vielleicht wird es langsam mal Zeit herauszufinden, wohin das mit uns führen soll, meinst du nicht?"
Okay...das ging schneller als erwartet. Ich rutschte etwas unbehaglich auf meinem Stuhl hin uns her und räusperte mich. Dann trank ich einen Schluck, um Zeit zu schinden.
"Ja...vielleicht."
Er zog eine Augenbraue nach oben.
"Weißt du Shae, ich bin es leid, immer nur deine zweite Wahl zu sein. Warum kannst du denn nicht endlich mal einsehen, dass das mit uns was werden könnte? Oder dass das mit uns vielleicht sogar schon etwas ist?"
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn eigentlich wusste ich, das dieses Gespräch schon lange überfällig war, bisher hatte ich mich einfach nur immer irgendwie drücken können, aber jetzt im Moment fühlte ich mich, wie ein in die Ecke gedrängtes Tier.
"Du hast recht", hörte ich mich leise sagen, bevor ich weiter darüber nachdenken konnte.
Ed's Pov
"Du hast recht", sagte sie leise und sah auf ihre Hände.
Bitte was? Ich hatte recht? Wir hatten dieses Gespräch nun schon so oft angefangen und niemals hatte sie mir gesagt, dass ich recht hatte. Das brachte mich ehrlich gesagt etwas aus dem Konzept. Ich hatte nicht einmal Zeit darüber nachzudenken, was ich als nächstes sagen könnte, denn sie sprach weiter.
"Vielleicht ist es an der Zeit, das Ganze mal ernsthaft zu überdenken. Seien wir doch mal ehrlich, das mit Josh ist doch schon lange vorbei, was mache ich mir eigentlich vor?"
Wow. Es kam mir vor, als würde sie gar nicht wirklich mit mir sprechen, sondern diese Sachen eher sich selbst eingestehen, denn sie sah mich nicht an. Sie sah irgendwie eher...an mir vorbei?
"So sehe ich das auch."
Dann sah sie mich an, als hätte ich sie gerade aus ihren Gedanken gerissen.
"Begleite mich zur Hochzeit."
"Was?"
"Falls die noch statt findet meine ich. Wir könnten-"
"Shae, warte mal kurz...warum jetzt auf einmal? Was hat sich geändert."
Sie rührte in ihrer Tasse und beobachtete den kleinen Strudel, der dadurch entstand.
"Vieles. Zu vieles. Ich weiß nicht, warum mir das gerade jetzt klar wird, um drei Uhr morgens in deiner Küche meine ich, aber irgendwas muss sich ändern. So kann das nicht weiter gehen."
Okay... also das war jetzt irgendwie sehr viel mehr, als ich mir von diesem Gespräch erhofft hatte.
Shae's Pov
"Also was ist? Kommst du zur Hochzeit? Hast du überhaupt einen Anzug?"
Es war komisch, sich Ed im Anzug vorzustellen, so wie er gerade vor mir saß. Mit verstrubbelten Haaren und nur in Boxern. Unwillkürlich fiel mein Blick auf die Tattoos an seinen Armen und seinem Oberkörper. Er lachte sein tiefes, herzliches Lachen, was mich jedes Mal auch zum Lächeln brachte.
"Ja, ich müsste noch irgendwo einen Anzug haben. Vielleicht sollte ich ihn vorher waschen und aufbügeln, aber das sollte ich wohl schaffen. Aber willst du das wirklich Kleines? Wir müssen nicht gleich All-in gehen, wenn du das nicht willst."
"Doch, doch ich will das." Bevor ich wieder einen Rückzieher mache, fügte ich in Gedanken zu. Vielleicht war ich gerade nur so Feuer und Flamme, weil ich wusste, dass ich keinen Rückzieher mehr machen konnte, wenn wir erstmal zusammen da waren. Was ich mit Josh machen sollte, verdrängte ich zunächst.
Jetzt gerade fühlte es sich an, als würde Ed und mir nichts mehr im Weg stehen, aber dann kam mir wieder in den Sinn, dass es jetzt fast vier Uhr morgens war und ich morgen, im Tageslicht und mit einer Nachricht von Josh, vielleicht anders darüber denken würde und das machte mir Angst.
"Okay. Ich werde da sein."
Er grinste mich an und das brachte auch mich zum Grinsen.
"Na dann, okay."
"Okay."
"Wie geht es dir jetzt? Wollen wir wieder ins Bett gehen? Du musst in zwei Stunden wieder aufstehen."
Achja, morgen war ja erst Freitag... und ich musste arbeiten.
"Ich will aber nicht." Ich sah ihn mit meinem besten Hundeblick an und einen kurzen Moment dachte ich, es würde funktionieren, doch er stand auf, hob mich über seine Schultern und ging in Richtung Schlafzimmer. Das ich vor Überraschung kurz aufquiekte und ihn mehrmals bat, mich runter zu lassen, schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Dann legte er mich aufs Bett, deckte mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich bin kein Kind Ed."
"Ich weiß Kleines."
Dann legte er sich neben mich, einen Arm über mich gelegt und ich wusste, in diesem Moment konnte mir nichts mehr etwas anhaben. Weder meine Zweifel gegenüber Josh, noch die Gedanken, die ich mir um Brandon und meine Schwester machte. Ich konnte in Eds Armen einfach in einen tiefen, traumlosen Schlaf abdriften.
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The boy at the window [Ed Sheeran Fanfiction]
FanfictionSein Atem streifte meinen Nacken erneut und dann begann er kleine Küsse auf meine Haut zu drücken, die meinen Körper beben ließen.[...] Sein Körper passte sich meinem an und meine Beine gaben langsam nach. Ich hatte kaum Kraft mich aufrecht zu halte...