Kapitel 8
Der Salon duftete nach Tabak und Schokolade.
Die Wände waren mit blaugrünem Samt bezogen und von Nussholzkassetten durchbrochen. In der Mitte stand ein mit rotem Samt bezogener Spieltisch.
Daniel schob einem Gast nach dem anderen den Stuhl zurecht, bevor er sich neben der Schiebetür aufbaute, die Hände vor seinem Geschlecht gefaltet.
Sandrine legte ihre Pochette auf ihren Schoß. Sie konzentrierte sich und versuchte den Tisch, die Personen an ihm und ihre Hände im Blick zu behalten.
Die Baronin öffnete ein Paket Pokerkarten, sog den Geruch von Karton und Plastik ein, bevor sie die Karten aus ihrem Zellophanschutz schälte. Sie zwinkerte Sandrine zu, die ihr gegenübersaß. Sandrine nickte kurz. Sie würde der Baronin beim Betrügen helfen müssen. Sie seufzte und bestärkte sich darin, dass es nur ein Spiel unter Freunden war.
»Ein neuer Posten bedeutet neue Spielregeln«, dachte sie sich und legte ihr Hände übereinander auf den Spieltisch.
»Was wird gespielt?«, fragte Gregory. Sein Blick huschte unstet zwischen den Anwesenden hin und her.
»Texas Hold’em«, kam es von Mees, der sein Glas mit Champagner füllte.
Die Baronin rümpfte die Nase. »Wie kolonial.«
Arden grinste. »Unter deiner Würde?«
Babette zuckte mit den Schultern.
»In diesem Fall halte ich mich raus und mache den Dealer. Euch Halsabschneidern traue ich keinen Millimeter.« Gregory nahm seiner Tante die Karten aus der Hand und mischte sie.
Einen kurzen Moment herrschte Stille. Die Spieler sahen sich gegenseitig an. Dann lachte Gregory los: »Kommt schon …« und verteilte die Karten.
Babette legte ihre beiden Karten parallel zueinander in die Hände, Arden ließ sie auf dem Tisch liegen und schielte mit einem Auge darunter, Mees hob sie auf und fächerte sie weit auf, um seinen Blick zu verdecken. Sandrine indessen sah zu und wartete.
Ich denke, Sie können sich vorstellen, wie es bei diesen Pokerturnieren zugeht. Ein ständiges Beäugen der Mitspieler, Jetons klappern zwischen den Fingern, jeder versucht seine natürlichen Reflexe zu unterdrücken, um nur ja niemandem einen Hinweis auf seine Gewinnchancen zu geben. Man bietet, die einen steigen aus, die anderen erhöhen, alles wird auf die Spitze getrieben, bis jemand schließlich Farbe bekennen muss. Die Karten fliegen über den Tisch, einer gewinnt, einer verliert. Aufatmen, Stöhnen.
Ich möchte hier aber festhalten, was gesprochen wurde. Diesen Teil von Sandrines Erzählung habe ich noch deutlich in Erinnerung und in Hinsicht auf das weitere Geschehen, finde ich diese Wortwechsel erwähnenswert.
Die erste Spielrunde war vorbei. Die Baronin hatte gewonnen und lächelte Sandrine wissend an.
Gregory lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Champagner.
»Wie geht es eigentlich deiner Hundezucht, Mees?«, fragte er unwillkürlich.
Der Banker zupfte an seinem rechten Ohr. Er sah Gregory scharf an. »Nett, dass du fragst, aber was geht dich das an?«
Gregory zuckte mit den Schultern. »Nur ein bisschen Konversation, nur ein bisschen Konversation.«
Sandrine spürte, dass hier ein Tabu angesprochen wurde. Sie beschloss ihre Ohren offen zu halten.
Die zweite Runde lief ausgezeichnet für Arden und Mees. Sandrine erledigte sie aber beide in der letzten Runde mit einem Full House aus drei Assen und zwei Königen.
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Kreuzdame
AdventureLiebe Leserin, lieber Leser! "Kreuzdame" ist die Pilotfolge zur Serie "Pochette". Das Buch ist sowohl in Deutsch, als auch in Englisch hier auf Wattpad gratis lesbar. Meinen Dank dafür an den Begedia Verlag und Wattpad. Die Folgebände erscheinen im...