Kapitel 28
Baronin Babette Marjorie Caraman de La Vallée de Martin ließ sich die Nägel maniküren und dachte an Gregory.
Dass ihr Neffe Opfer ihrer Zielstrebigkeit geworden war, ärgerte sie natürlich. Auf der anderen Seite hatte sie damit den letzten Gegner in den eigenen Reihen ausgeschaltet.
In Wahrheit war er auch gar nicht ihr richtiger Neffe. Eher ein Halbneffe. Ein Fehltritt ihrer Schwägerin mit dem Tanzlehrer. Das kam in den besten Familien vor und war auch nicht weiter schlimm.
Als sich Gregory aber in ihre Angelegenheiten einmischte, war zu weit gegangen und seine versuchte Erpressung der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
Daniel hätte ihm lediglich einen Denkzettel verpassen sollen. Das Sandrine ihn erschossen hat ließ den Zorn in ihr hochkochen.
Babette seufzte und spürte, wie ihre burmesische Kosmetikerin die Gesichtsmaske auftrug.
Im Geiste sortierte sie ihre Pläne.
Die Fusion mit Fleischer and Stevens war ein gewaltiger Schritt nach vorne auf den globalen Markt. Gemeinsam würden sie sich den osteuropäischen Markt teilen und einen Profitstreifen bis nach China aus den Ländern schneiden.
Babette spürte, wie ihr zwei Gurkenscheiben auf die Augen gelegt wurden. Die Burmesin begann nun mit einer Fußmassage, während die kleine Thailänderin weiter an ihren Fingernägeln feilte. Vielleicht würde sie die beiden als Strohmänner oder besser Strohfrauen für ein paar Scheinfirmen in Asien einsetzen. Schließlich sollten sie es einmal besser haben.
Es war ein Segen, dass Daniel aus dem Nichts aufgetaucht war und sich so überaus loyal erwiesen hatte. Bis auf die Sache mit Gregory. Aber Babette war Loyalität wichtiger, als alles andere.
Wenn die Amerikaner einmal tief genug in ihren Netzen gefangen waren, dann würde sie sie zerschlagen, das Unternehmen verkaufen und in den südamerikanischen Markt einsteigen. Mees und Arden waren bis dahin als Partner sehr nützlich, doch wer wusste schon, was die Zukunft brachte.
Der wichtigste Punkt in ihrem Plan war jedoch der Zugang zum Hochadel. Ein exklusiver Damenzirkel, der sich nach außen um wohltätige Organisationen kümmerte und nach innen ihre Macht stärkte. Dazu hatte sie sich in grenzwertige Unkosten gestürzt, um möglichst viele der oberen Zehntausend für ihre Idee zu begeistern.
Ihre Gedanken drifteten dahin. Sie sah sich im Beisein der Queen Tee trinken und in Schweden fröhliche Jagdausflüge bestreiten.
Ihr Telefon läutete.
Die Baronin streckte die Hand aus und winkte mit den Fingern energisch den Hörer zu sich.
»Hallo?«
»Baronin, eine Vertreterin des Zirkels möchte mit Ihnen sprechen.«
Babette schnellte von ihrer Liege auf, sodass ihr die Gurkenscheiben von den Augen fielen.
»Bitte stellen Sie sie durch. Rasch.«
Babette atmete tief durch. Eine nasale Stimme erklang: »Baronin?«
»Ja, ich bin am Apparat.«
»Wir haben Ihre Anfrage eingehend geprüft, sind aber zum Schluss gekommen, dass wir nicht an ihrem Zirkel teilhaben werden wollen.«
Babette wurde eiskalt in den Zehen. Bösartig schubste sie die Burmesin mit einem Tritt zur Seite.
Sie bemühte sich um eine gefällige Tonlage.
»Darf ich den Grund erfahren? Vielleicht handelt es sich um ein Missverständnis, dass wir sofort aufklären können?«
Ein leichtes Hüsteln kam als Antwort.
»Nein, das denke ich nicht. Unsere Recherchen haben ergeben, dass ihre Familie nur bis 1411 eindeutig nachgewiesen werden kann. Dann verlaufen sich die Spuren.«
Babette schoss es durch den Kopf. Ihr Stammbaum. In der Tat gab es da eine Zeit, in der nicht ganz klar war, wie die Familie an ihren Titel gekommen war.
»Ach das … «, begann sie so jovial wie möglich.
»Wir haben herausgefunden, dass sich in dieser Zeit einer Ihrer Vorfahren gegen die Krone Portugals erhoben hatte und unehrenhaft in einem Strafverfahren gevierteilt wurde.«
Babette brach der Schweiß aus. Sie war sich sicher gewesen, all diese Beweise ausgelöscht zu haben. Niemand konnte davon wissen.
»Ich bitte Sie, eine kleine Meinungsverschiedenheit war das. Das ist doch kein Grund …«
»Doch ist es. Bitte sehen Sie in Zukunft von weiteren Kontaktaufnahmen ab.«
Damit wurde der Hörer am anderen Ende der Leitung aufgelegt und das Gespräch war beendet.
Babette schnaubte vor Zorn.
Die beiden Asiatinnen standen vor ihr, die Hände vor der Brust verschränkt.
Die Baronin fauchte sie an.
»Was ist mit Euch? Macht weiter!«
Die beiden Kosmetikerinnen sahen sich an. Die Thai nahm ein Fläschchen mit rotem Nagellack, schraubte es auf und goss es ungerührt über das Kostüm der Baronin, das an einem Kleiderhacken hing.
Babette traute ihren Augen nicht.
»Sind Sie wahnsinnig? Sie ruinieren gerade ein 9.000 Euro Kostüm. Raus mit Ihnen!«
Die Thai nickte, machte einen Knicks und ging.
Die Burmesin knackte mit den Fingern. Sie griff sich die Schuhe der Baronin und brach die Stöckel ab.
Babette schloss ungläubig die Augen.
»Raus mit Ihnen, und zwar sofort.«
Auch die Burmesin machte einen Knicks, lehnte sich aber noch kurz nach vorne und flüsterte: »Beste Empfehlungen von Sandrine. Sie werden sich wiedersehen.«
Damit verließ sie den Raum.
Babette sah sich um. Sie war alleine. Ihre Kleidung war ruiniert und sie hatte keine Ahnung, wen sie anrufen sollte, um nicht nackt nach Hause gehen zu müssen.
***
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