Kreuzdame - Kapitel 19

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Kapitel 19

Als sie auf die Straße traten schaute sich Sandrine um. Neben den Gehwegen reihten sich die Autos in endlos langen Schlangen zu beiden Seiten.

»Da vorne steht er«, sagte Daniel und deutete auf einen silbergrauen Renault Laguna, Baujahr Mitte 1990.

»Ich fahre«, sagte Sandrine. Daniel warf ihr die Schlüssel zu.

»Meinetwegen. Aber pass auf den Schlitten auf.«

Sandrine grinste. Sie hatte ganz andere Sorgen.

Sie zwängten stiegen ein und fuhren los.

Nach drei Kreuzungen sah Sandrine in den Rückspiegel.

»Dreimal darfst du raten.«

Daniel drehte sich um. Hinter ihnen fuhr in gemäßigtem Abstand ein schwarzer Mercedes.

»Gregory und seine Spießgesellen.«

»Zieh den Sicherheitsgurt enger. Wir werden sie abhängen.«

Sandrine zwängte sich zwischen einem Postmoped und einem Lieferwagen einer Malerfirma hindurch, um gleich darauf scharf rechts abzubiegen. Lautes Hupen war die Folge.

Sie beschleunigte.

Daniel stellte seine Füße auf das Handschuhfach, um sich abzustützen.

»Was hast du vor?«

»Ich möchte sehen, was der gute Gregory so drauf hat.«

Sandrine bog ein paar Mal ab, der schwarze Mercedes ließ sich nicht abschütteln.

Sie bogen auf die Promenade de Anglais ein. Der Blick auf das Meer war wundervoll. Sandrines Sinn stand jedoch nach etwas anderem. Sie wollte Gregory so schnell wie möglich los werden.

Mit katzenartigen Reflexen schaltete sie zwischen den ersten drei Gängen auf und ab.

Sie hetzte den Renault an Fußgängern und Radfahrer vorbei Richtung Casino Palais Méditerranée, dem bekanntesten Fünf-Sterne-Hotel Nizzas.

Sandrine sah immer wieder in den Rückspiegel.

»Wir werden versuchen ihn im Tunnel abzuhängen.«

Daniel schluckte hörbar.

»Bist du wahnsinnig? Weißt du was da los ist um die Tageszeit.«

Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf Sandrines Gesicht aus. Im Moment jagte hier nicht der Wolf den Hasen, sondern ein Gepard den anderen.

Der Renault Laguna pendelte mit 100 km/h zwischen den Fahrspuren. Vor ihnen öffnete sich das dunkle Maul des Tunnel du Paillon.

Daniel verkrallte sich an der Halterung über der Beifahrertür.

Der Motor heulte auf, als Sandrine in den dritten Gang schaltete und das Licht abdrehte.

»Spinnst du?«, brüllte Daniel.

»Keine Sorge, ich sehe im Dunkeln am besten«, schrie Sandrine zurück. Mit der linken Seite tuschierte sie einen roten Bus der Gaswerke.

»Naja, fast …«

Der Wagen schoss auf der Überholspur dahin. Der Mercedes war ihnen dicht auf den Fersen.

Fünf Autos vor sich erspähte Sandrine ihre Chance. Zwei Lastschlepper die sich überholten. Mit gekonnten Manövern arbeitete sie sich hinter die beiden Trucks.

Ihre Zungenspitze stand aus ihrem rechten Mundwinkel. Ein sicheres Zeichen, dass in ihrem Hirn absurde Berechnungen abliefen.

Sie pendelte hinter den Lastwagen hin und her.

»Das ist nicht dein ernst«, schrie Daniel mit zitternder Stimme.

»Diese Renaults haben eine durchschnittliche Breit von ein Meter und siebzig Zentimeter. Ein deutscher Mercedes fängt irgendwo bei einen Meter neunzig Zentimeter an. Im Falle von Gregorys Auto, mit seinen verbreiterten Reifen wird er über zwei Meter liegen. Wenn ich …«

Noch während sie sprach fädelte sich Sandrine zwischen die beiden Lastwagen ein. Daniel drückte sich immer tiefer in seinen Sitz, als die Wände neben ihm immer höher wuchsen.

Sandrines Gesicht war wie versteinert. Sie schien alles gleichzeitig zu sehen, wie ein Chamäleon.

Meter für Meter arbeitete sie sich vor, während die Trucker ihre Hupen in Dauerbetrieb hielten. Es war ein Höllenlärm. Daniel presste seine Hände auf beide Ohren.

Als sie sich zwischen den Zugmaschinen befanden schaltete Sandrine in den vierten Gang und jagte den Renault aus der Zange.

Wie zu erwarten war vor den Lastwagen die Straße frei. Sie griff dass Lenkrad fester und trat das Gaspedal durch. Im Spiegel sah sie den Mercedes, der mit Licht und Hupe eine Feuerwerk des Zorns ausspuckte.

»Das bringt uns vielleicht ein paar Minuten, aber es wird sie nicht aufhalten«, sagte Daniel.

»Abwarten. Das ist erst der Anfang«, war die Antwort. Sandrine hatte einen riskanten Plan. Wenn er klappte, würde alles gut werden. Wirklich alles. Wenn nicht, dann könnte sie ihr Leben abschreiben.

Der Renault raste aus dem Tunnelausgang Richtung Monastère de Cimiez.

***

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Euer Luc

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