WATTPAD-SPECIAL: Pochette's V - Kapitel 3

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Kapitel 3

  

Sandrine stand in der kleinen Küche ihres Londoner Appartements und kämpfte mit der Zubereitung einer Packung Tomatensuppe.

Sie stellte Wasser in einem Topf auf den Herd, kippte das Pulver hinein und rührte um. Dicke rote Klumpen schwammen im Wasser.

»Nicht schon wieder«, grummelte sie.

Ärgerlich las sie erneut die „Betriebsanleitung“, wie sie es nannte, für die Zubereitung der Suppe auf der Rückseite der Packung.

»Nicht schon wieder«, schrie sie und goss das Gebräu in die Spüle. Zornig warf sie den Topf hinterher, dass es schepperte.

Sie setzte sich an den Küchentisch. Parsley hatte bei ihrem Wutanfall vorsichtshalber den Kopf eingezogen, so dass aus dem Panzer zwei verschreckte Augen schauten.

Sandrine seufzte.

»Wenn ich rauchen würde, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt mir eine anzustecken.« Ihre Finger trommelten im staccato auf die Tischplatte.

Sie fischte ihr Notizbüchlein aus ihrer Handtasche, klappte es auf und starrte auf die leeren Seiten.

»Wer wäre geeignet für ein Team, mit dem ich mich nicht auf der Stelle zerkrache«, überlegte sie vor sich hin. Sie schrieb ein paar Namen auf.

Da war zum einen Rusko Stevens vom britischen Geheimdienst, mit dem sie in Finnland eine Bank ausspioniert hatte. Ein netter Kerl, bis er ihr unter den Rock gegriffen hat. Sandrine strich ihn.

Dana van de Laden, eine Detektivin aus Leeuwarden, mit der sie einen Auto-Konzern überwacht hatte. Sie nahm keine Befehle entgegen, sondern  gab sie. Sandrine schüttelte den Kopf und strich sie durch.

Simon Furenburg, Michelle Leprande, Carlos Santani, je mehr Namen sie strich, umso klarer wurde ihr, wie alleine sie war.

Sandrine sank in ihrem Stuhl zurück und warf den Kugelschreiber auf den Tisch. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, hielt sich den Kopf und seufzte. Profis konnte sie sich nicht leisten, Freiberufler waren ebensolche Dickschädel wie sie selbst und Amateure kamen ihr nicht ins Haus.

»Was soll ich nur tun, Parsley?«, fragte sie erschöpft.

Die Schildkröte machte sich auf den Weg zum Kugelschreiber, bog dann kurz vor ihm ab und verschwand im Schatten der Obstschale.

Sandrine ging ein Licht auf.

»Die Schatten der Vergangenheit? Mal überlegen.« Sie legte ihre Stirn auf die Tischplatte und betrachtete ihre Füße, während sie vor sich hinbrabbelte: »Da wäre Martha. Sie war eine meine Ausbildnerinnen, bevor sie sich überraschend ins Privatleben zurückzog. Aber ob ich ihr je wieder unter die Augen treten kann? Ich war ziemlich gemein zu ihr am letzten Tag. Wer mir noch einfällt wäre Alexandra. Ihre Akte habe ich nie an die Baronin weitergeleitet. Hab ihr nur gesagt, dass alles erledigt ist. War es aber nicht. Liegt alles noch im Safe. Aber wenn die rausbekommt, dass ich sie ans Messer liefern wollte, dann hab ich das nächste Problem. So ein Mist aber auch …«. Sandrine spürte, wie sich eine Träne auf den Weg machte ihr linkes Auge zu verlassen. Sie ballte die Fäuste, stand auf und öffnete das Fenster zum Hinterhof. Tief sog sie den Duft Londons in ihre Lungen.

Sie flüsterte: » … und was die Baronin wohl gerade macht? Ihr Neffe ist tot und sie glaubt immer noch, dass ich es war. Mees und Arden bestärken sie im Moment sicher darin mich beseitigen zu lassen. Wen sie wohl schicken? Es wird kein Mann sein. Den lasse ich nicht nahe genug an mich heran nach der Sache mit Daniel. Das wissen sie. Also eine Frau. Sie werden keinen Insider nehmen, somit niemanden aus Europa. Meine Gegnerin wird aus dem Ausland sein. Eine Spionin? Vielleicht eine Ex-CIA oder Ex-KGB-Agentin? Eine Söldnerin? Wie fängt man mich? Manchmal wünschte ich, ich hätte einen Panzer am Rücken …«

Sandrine tippte mit ihren Fingernägeln auf ihren Schneidezähnen herum.

»Vielleicht eine Killerin?«, besorgt trat sie einen Schritt vom Fenster zurück. Sie sah zur Obstschale, hinter der Parsley hervorguckte.

 Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.

»Und was wäre, wenn wir es einfach sein lassen? Es ist doch nur Geld. Vier Millionen, na und? Was wäre, wenn wir zurück nach Frankreich gingen … zu Martin zum Beispiel?« Ihre Stimme war kaum noch zu hören.

Sie sah Parsley in die Augen und für den Bruchteil einer Sekunde hätte sie wetten können, dass er finster die Augenbrauen zusammenzog, wenn er welche gehabt hätte.

Sandrine straffte ihren Rücken.

»Nein, du hast recht. Es geht hier nicht um das Geld. Nicht nur. Es geht hier um eine junge Frau, die verdammt viel Zeit und Energie investiert hat, um sich eine Zukunft aufzubauen. Diesen Leuten die Rechnung zu präsentieren ist keine private Angelegenheit. Das steht für was, nicht wahr?«

Sie hieb mit der rechten Faust in ihre linke Hand, dass es klatschte.

»Mir doch egal, wen sie mir entgegenwerfen. Ich nehm es mit allen auf. Ich bin ein Profi.«

***

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Euer Luc

KreuzdameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt