Horansummer

27. Kapitel - Ein Eis zu zweit

Ein Junge mit blonden Haaren steht vor der Tür. Ich erkenne sein Gesicht, es ist der Junge vom Supermarkt. „Hi, woher weißt du wo ich wohne?“

„Ich hab dich vorhin hier rein kommen sehen und dachte mir, warum sollte ich dich nicht besuchen?“, antwortet er. Ich lächle. „Komm doch rein, aber das ist nicht meine Wohnung, also … komm rein.“ Ich schließe die Tür hinter ihm und wir gehen ins Wohnzimmer. Ich bin ein bisschen unsicher, denn, wie gesagt, es ist nicht meine Wohnung und ich kenne ihn nicht! Wir setzen uns aufs Sofa. „Wie heißt du eigentlich? Ich kenn deinen Namen gar nicht!“, frage ich ihn. „Ich bin Konstantin. Und dein Name, verrätst du ihn mir?“

„Ich bin Bella und das ist die Wohnung von ein paar Freunden.“

„Darf ich ehrlich sein?“, fragt er mich. Ich nicke. „Ich find dich echt wahnsinnig toll! Ich kenn dich nicht, aber ich war echt überwältigt!“ Mein Kopf kann mindestens mit der Farbe einer Tomate mithalten. „Konstantin, ich sollte ehrlich zu dir sein: ich habe einen Freund auf Hawaii, er macht dort Urlaub und ich lebe eigentlich in Irland.“ Konstantin schaut auf den Boden: „Oh! Schon gut! Wollen wir vielleicht trotzdem ein Eis essen gehen, als Entschuldigung fürs Umrennen?“ Wieder nicke ich. Auf der Straße fährt mich fast ein Fahrradfahrer um. „Sag mal, sind in London alle Menschen so wahnsinnig nett?“, frage ich meine Begleitung sarkastisch. „Nein, es gibt eine Menge Leute, die echt nett sind!“ Er führt mich in ein Eiscafé in der Nähe der Wohnung. Wir setzen uns draußen in den Schatten, denn es hat aufgehört zu regnen. Er bestellt für uns beide jeweils einen Eiskaffee und nach ein paar Minuten kommt eine junge Kellnerin, etwa in unserem Alter, zu unserem Tisch und serviert die beiden Eiskaffee. Konstantin begrüßt sie überschwänglich. „Bella, das ist meine Schwester Mia. Sie jobbt hier im Eiscafé. Mia, das ist Bella, ich habe sie vorhin im Supermarkt umgerannt. Als Entschuldigung lade ich sie zum Eis essen ein.“, strahlt er das Mädchen an. Diese verdreht nur die Augen und sagt: „Benimm dich, Konstibär!“, danach streckt sie ihm frech die Zunge raus und geht zum nächsten Tisch, um dort die Bestellung aufzunehmen. „Konstibär? Wie süß!“, kicher ich los und Konstantin schaut mich verständnislos an. „Jaja, hahaha, wie lustig! Bella hör auf damit, bitte, die Leute schauen schon komisch!“, sagt er ironisch und versucht mich zu beruhigen. Vergeblich. Ich kichere das Eiscafé zusammen und weiß nicht mal warum! Louis heißt auch BooBear und meine Mom … meine Mom, den angefangenen Gedanken verwerfe ich schnell und mein lachen verstummt urplötzlich. „Was ist?“, fragt mein Gegenüber mich. „Nichts, schon gut!“, wimmel ich ihn ab. Wir trinken unseren Eiskaffee und danach bringt Konstibär mich wieder zur Wohnung. „War echt schön mt dir! Ich hoffe wir sehen uns wieder!“, verabschiedet er sich von mir und dreht um. „Sicher!“, rufe ich ihm nach und gehe nach oben. Dort dusche ich schnell und mache mich bettfertig. Auf Nialls Nachttisch vibriert mein Handy. Ich renne hin und lese die SMS. 'Hoffe dein Tag war schöner als meiner, ich vermiss dich! Niall´ Bei diesen Worten zieht sich mein Herz zusammen. 'Ich vermiss dich auch, ich bereu es fast eher geflogen zu sein, aber ich hab es dann doch nicht mehr aufgehalten! Deine Bel <3´ Ich lege mein Handy zurück und sehe daneben ein kleines Buch liegen, wo Top Secret drauf steht. Ich bin kein Schnüffler oder Stalker, aber ich nehme es und schlage es auf. Mit Kuli sind ganz viele Worte hineingeschrieben, aber ohne Zusammenhang. Ich überfliege die erste Seite: Hoffnung Liebe Hass Verlust Trauer Eifersucht Sommer Winter Tod Leben Tränen… Auf den anderen Seiten geht es so weiter, bis ein kleiner Zettel aus dem Büchlein fällt. Ich zögere, doch falte ihn auf.

'Ich vermiss dich! Es gab nur einen Tag, an dem ich dich wirklich gebraucht habe, einen Tag an dem ich deinen Trost vermisst habe, doch du warst nicht da. Du warst für immer weg und würdest nie wieder kommen, selbst wenn du wölltest. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob es meine Schuld war und immer wieder kam ich zu dem Entschluss „ja“. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen, doch es ist zu spät. Morgen schon werde ich dir folgen! ´ Als ich mir das durchlese, breche ich in Tränen aus. Wen hat er nur damit gemeint, was meinte er damit, er würde ihr oder ihm folgen? Ist jemand gestorben? Verunglückt? Würde er auch gehen? Tausende Gedanken fliegen durch meinen Kopf. Schnell falte ich den Zettel wieder und lege ihn und das Buch weg. Ich schmeiße mich aufs Bett und vergrabe mein Gesicht im Kissen. Wieso schreibst du so etwas Niall? Doch schließlich überfällt mich die Müdigkeit und ich schlafe ein.