Andere Dimensionen
Voller Energie sprang Anisha aus dem Bett, ging ins Bad, duschte flott und putzte die Zähne. Dann zog sie sich an, versorgte ihren Purzel, nahm ihren bereits zusammengelegten Kram und stürmte aus der Wohnung. Pünktlich zur Öffnung hatte sie die Galerie erreicht und betrat mit einer Vielzahl von Menschen die großen Räumlichkeiten. Sie steuerte sofort die kleine Halle an und hoffte, dass ihr keiner folgen würde.
Außer ihr ging niemand in die kleine düstere Halle. Die Besucher starteten fast alle erst in eine andere Richtung. Anisha hatte nun ein bisschen Zeit, um in das Gemälde einzutauchen. Sie positionierte sich gut einen Meter entfernt und blickte nun auf das vermeintliche Stillleben. „Was zum Teufel… Das ist ja nicht zu fassen, ich glaube ich träume!“ Anisha traute ihren Augen nicht. Sie ging zur Gedenktafel, um sich zu vergewissern, dass es das gleiche Gemälde war. Wenn man es nur flüchtig betrachtete, würde man vermutlich keinen Unterschied entdecken, aber Anisha bemerkte sofort, dass das Bild sich verändert hatte. Im Vordergrund stand nach wie vor der riesige Baum mit moosbewachsenen Wurzeln und dem Kleid aus Efeu. Eine Lichtung war ebenfalls dort zu sehen. Allerdings waren an der Lichtung nun große Steine zu sehen. Anisha suchte nach dem Baumstumpf mit dem Hohlraum darunter, dieser war allerdings spurlos verschwunden oder zumindest von hieraus einfach nicht mehr zu erkennen. Vielleicht war er hinter den Steinen? Auch dieser Pavillon war nicht mehr sichtbar.
Während Anisha versuchte sich zu orientieren, um – außer dem großen Baum im Vordergrund – etwas Bekanntes zu entdecken, war sie bereits mit dem Gemälde verschmolzen und hatte den Wald betreten. Sie schaute auf die Rückseite des Baumes und sah, dass dieser nach wie vor ihre Markierung trug, was sie ein wenig beruhigte. Andererseits dachte sie darüber nach was geschehen würde, wenn sie tatsächlich über Nacht dort bleiben würde. Sie hatte Sorge, dass der Wald sich erneut verändern würde und sie dann den Weg doch nicht wieder herausfinden würde. Wie schnell würde er sich jetzt überhaupt verändern? Möglicherweise wäre der Tag generell ein Risiko. Sie beschloss, die Uhr im Auge zu behalten und auf eine Übernachtung zu verzichten. Das Risiko war ihr einfach zu groß. Aber den Tag wollte sie dennoch nutzen, um die Suche nach Emma fortzusetzen.
Langsam tastete sie sich Richtung Lichtung vor und achtete darauf, dass bis dahin noch alle Bäume ihre Markierung aufgemalt hatten. Bis zur Lichtung waren die Bäume scheinbar unverändert, zumindest wirkte es so. Die Kreide war auf den Bäumen noch deutlich sichtbar. Anisha erreichte die Steinformation. Im Vordergrund der ersten Steine war ein Meer aus undefinierbaren großen braunen Pilzen zu sehen, die einen recht flachen Hut trugen und zum Rand hin fast weiß waren. Der erste Stein war recht platt und bot eine große freie Fläche für den sicheren Stand. Die Steine waren allesamt großflächig mit saftigem Moos überzogen. Allerdings hatten alle Steine, soweit sie sehen konnte, irgendwo eine freie Stelle auf der man rutschfesten Stand haben sollte. Es sah aus, als wäre diese Steinformation bereits seit Ewigkeiten an dieser Stelle und als würden viele Leute die Möglichkeit nutzen über diese Steine zu klettern, um weitere Ziele zu erreichen. Anders würden sich sonst nicht die moosfreien Stellen erklären lassen.
Anisha musste schon einen recht großen Schritt machen, um auf den ersten platten Stein zu gelangen. Von dieser Position versuchte Anisha einen Eindruck zu gewinnen, welche Richtung sie einschlagen sollte. Sie schaute sich um und versuchte den Baumstumpf oder den Pavillon zu entdecken. Allerdings war auch von dort aus nichts dergleichen zu sehen. Es schien so, als wären sie nie dagewesen. Sie sah weit und breit nur moosbedeckte Steine in unterschiedlichen Größen. Aus ihrer Sicht gab es auch nur eine Möglichkeit über die Steine vorwärts zu gelangen. Zwischen den Steinen ragten einzelne relativ schmale Bäume empor. Anisha nutzte die Gelegenheit diese für ihre Markierungen zu gebrauchen, da die Markierungen auf den Steinen vermutlichen keinen so großen Sinn machen würden. Einige besonders große Steine versah sie dennoch zusätzlich mit der Kreidemarkierung. Sie ging von einem Stein zum nächsten und kam so recht zügig vorwärts. Hin und wieder musste sie auch springen, da der Abstand zu groß war.
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Wo ist Emma?
AdventureEigentlich wollte Anisha sich in einer Bildergalerie nur ein bisschen Geld dazu verdienen, um sich ihren Traumurlaub auf die Kokos-Inseln finanzieren zu können. Als sie diesen Nebenjob annahm ahnte sie nicht wie sehr diese Entscheidung ihr Leben ver...