Brüderlich geteilt
Der Wolf ließ sich auch weiterhin nicht näher heranlocken. Er machte einen langen Hals, legte dann aber seinen Kopf auf den Boden in den Sand. Er gab einen kurzen Seufzer von sich und schnaufte in den Sand, dann blinzelte er Anisha an und wartete auf ihre Reaktion. Anisha lachte. „Na, du bist mir ja ein mutiger Wolf!“ Anisha reckte sich noch ein Stück weiter in Richtung Wolf, konnte ihn aber nicht erreichen. Also rückte sie ein Stück weg von dem Wolf und legte sich auf den Bauch in den Sand. Langsam robbte sie so nah an ihn heran, dass sie wieder den Abstand von knapp einem Meter erreichte. Sie langsam streckte sie ihre Hand mit der Erdbeere dem Wolf entgegen. Es fehlten vielleicht noch zehn Zentimeter. Vorsichtig wedelte Anisha wieder mit der Hand: „komm schon, na los – nimm!“ Fast unmerklich robbte der Wolf näher, er streckte seinen Hals und konnte fast die Hand berühren. Anisha ließ die Erdbeere bis vorne an die Fingerspitzen kullern. Erneut robbte er Wolf ein minimales Stück näher und reckte seinen Hals. Er berührte die Hand und nahm ganz zaghaft die Erdbeere von den Fingerspitzen. Anisha grinste und zog ihre Hand langsam zurück. Sie nahm erneut eine Erdbeere von der Platte und streckte ihre Hand wieder Richtung Wolf. Diesmal war er nicht ganz so vorsichtig, robbte noch ein Stück näher heran und nahm sie direkt von der Handfläche.
Anisha verfütterte die Erdbeeren vollständig an den Wolf und gab sich mit dem Grünzeug zufrieden. Es tat ihr schon ein wenig leid, dass sie nur so wenige Erdbeeren hatte. Satt konnte man davon nun wirklich nicht werden.
Nachdem alle Erdbeeren verfüttert waren und Anisha sich durch ihren sogenannten Salat gequält hatte, setzte sie sich wieder langsam auf. Sie schaute auf die Feuerstelle und stellte fest, dass sie schleunigst Holz nachlegen sollte, damit das Feuer nicht ausging. Sie stand auf nahm noch ein zwei dickere Äste und schob sie vorsichtig unter die brennenden Äste. Sie musste noch ein bisschen Holz sammeln, um später noch ein bisschen nachlegen zu können. Sie ging zum Waldrand und fühlte ihre Klamotten. Diese waren in der Sonne zwar schon gut angetrocknet, waren aber dennoch klamm an der Vorderseite. Sie drehte ihre Sachen um, damit auch die Rückseite antrocknen konnte. Dann sammelte sie noch einen Arm voll Äste und ging zurück zum Feuer. Der Wolf war liegengeblieben und ließ sie nicht aus den Augen.
Ihre Hände klebten von den Erdbeeren. Sie ging ans Wasser und wusch sich die Hände. Diesmal kam ihr das Wasser nicht ganz so eisig vor. Sie ging ein Stück ins Wasser rein, so dass sie bis zu den Knien im See stand. Verträumt starrte sie auf das Wasser. Sie ging wieder langsam ein Stück Richtung des kleinen Wasserfalles und bemerkte erst jetzt, dass der Boden des Sees mit Kies bedeckt war. „Kiesboden – hm – hier sollten Fische sein! Vielleicht Forellen?“ Das Wasser war relativ klar. Sie blieb ganz ruhig stehen und schaute ins Wasser. Mit einem Mal registrierte sie tatsächlich einige Fische. Warum war ihr die vorher nicht aufgefallen? Vermutlich hatte sie vorher zu viel herumgezappelt und hatte damit alle verscheucht. Ein Fisch zum Essen, das wäre genial. Allerdings konnte sie mit den bloßen Händen wohl keinen Fisch fangen.
Sie ging langsam aus dem Wasser heraus, brach sich vom Waldrand einen langen dünnen Ast ab und schnitzte mit ihrem Taschenmesser eine ordentliche Spitze an einem Ende des Astes. Dann ging sie wieder langsam in das Wasser und versuchte sich möglichst nicht zu bewegen. Ganz langsam und fast unmerklich ging sie wieder in Richtung des kleinen Wasserfalls. Sie ging nur so weit, dass das Wasser ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Dort blieb sie stehen und verharrte. Den Ast hielt sie zielsicher in ihrer Hand und wartete auf die Fische. Nach wenigen Minuten war sie umringt von einem Schwall Fische. Sie zögerte noch, weil sie sich nicht so richtig zielsicher fühlte. „Jetzt oder nie“ dachte sie und zielte mit ihrem Speer Richtung Fische und rammte den Ast hinab in den Boden. „Mist, verfehlt!“ Einige Fische hatten sich verzogen, andere ließen sich nicht beeindrucken. Anisha wartete wieder ab bis wieder mehr Fische um sie herum waren und startete einen weiteren Versuch.
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Wo ist Emma?
PertualanganEigentlich wollte Anisha sich in einer Bildergalerie nur ein bisschen Geld dazu verdienen, um sich ihren Traumurlaub auf die Kokos-Inseln finanzieren zu können. Als sie diesen Nebenjob annahm ahnte sie nicht wie sehr diese Entscheidung ihr Leben ver...