Verfolger
Ein erster Hauch Lichtstrahlen kroch langsam über das nahegelegene Feld, kämpfte sich durch die Bäume und erreichte den Jägersitz. Anisha registrierte ein leichtes Kitzeln im Gesicht. Sie öffnete ihre Augen und blickte in ein Augenpaar. Für einen Moment zuckte sie zusammen, bis sie registrierte, dass es sich lediglich um ein kleines Mäuschen handelte das vermutlich viel mehr Angst vor ihr hatte. Sie lächelte und setzte sich langsam auf, um das Mäuschen nicht zu verschrecken. Die kleine Maus war aber viel zu neugierig, suchte weiter auf dem Jägersitz nach etwas Essbarem und kletterte dabei auch an Anisha herum. Anisha hielt still, ließ das Mäuschen einfach suchen und amüsierte sich über das vorwitzige Verhalten. Kurze Zeit später war das Nagetierchen auch schon wieder verschwunden.
Ein leichtes Brennen machte sich in der Magengegend breit, gefolgt von einem deutlich lauten Gegrummel. Der Hunger meldete sich und Anisha erinnerte sich, dass sie nun wirklich sehr lange nichts gegessen und getrunken hatte. Sie stellte sich hin, schüttelte die Decke aus, faltete sie sorgfältig wieder zusammen und legte sie in der Ecke wieder ab. Sie öffnete die Türe des Hochsitzes und wollte gerade hinabklettern, als ihr das pelzige Wesen in Erinnerung kam. Sie schaute durch die geöffnete Türe nach unten und versuchte herauszufinden, ob diese Wesen noch immer dort unten war. Jedoch konnte sie nichts erkennen. Sie schaute durch alle Fensterluken und versuchte rundherum einen Eindruck zu gewinnen. Das pelzige Geschöpf schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Anisha war nicht sicher, ob sie nun besorgt oder beruhigt sein sollte. War es ein Wolf? Würde er irgendwo auf sie waren und sie angreifen, weil er selbst hungrig war? Allerdings hatte sie mal gelesen, dass ein einzelner Wolf nicht angreifen würde. Aber nur weil sie es gelesen hatte, musste es ja nicht stimmen. Wenn dieser Wolf nun Tollwut hätte, wäre er so oder so unberechenbar.
Andererseits hatte Anisha auch keine Lust auf dem Hochsitz zu verharren und abzuwarten. Sie war schließlich am Vortag auch durch den Wald gelaufen, ohne sich über Wölfe oder sonstige Wesen Gedanken zu machen.
Anisha kletterte langsam den Jägersitz hinab und achtete diesmal genau darauf die Füße sicher zu platzieren. Eine weitere Schramme brauchte sie nun wirklich nicht. Sie ärgerte sich schon genug, dass ein einziger Tag im Wald solche unangenehmen Blessuren hinterlassen hatte. Unten angekommen schaute Anisha sicher erneut sehr sorgfältig um. Sie hatte schon ein bisschen Sorge, dass dieses pelzige Etwas sie im Visier hatte und nur darauf wartete, dass Anisha ihm den Rücken kehrte. Es war nichts zu sehen und auch nichts zu hören, was verdächtig wirkte. Anisha betrachtete erneut ihre Wunden. Ihr Schienbein war halb so wild, die leichte Schürfwunde zeigte an der oben Stelle jetzt noch einen kleinen blauen Fleck, also nichts was Sorgen bereiten sollte. Ihr Knie schimmerte ebenfalls blaugrün und schmerzte lediglich, wenn sie darauf herumdrückte oder wenn sie sich bückte. Ansonsten schien auch dort alles in Ordnung zu sein.
Ihren Oberarm versuchte sie nun auch nochmal ein bisschen genauer zu betrachten. Sie drehte den Arm so, dass sie zumindest einen Teil der Wunde erkennen konnte. Warum musste auch ausrechnet die Wunde so doof sein, dass sie nicht genau sehen konnte, was dieses Ästchen angerichtet hatte. Sie drehte und verrenkte den Arm in alle Richtungen, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen, konnte die Wunde aber immer nur stückchenweise sehen. Sie tastete wieder vorsichtig um die Wunde herum den Arm ab. Zum einen um festzustellen, ob sich eventuell eine Entzündung eingeschlichen hatte und zum anderen um herauszufinden, ob sie möglicherweise eine Arterie erwischt hatte. Natürlich konnte sie da absolut nicht sicher sein, dazu fehlte ihr die Ausbildung. Wenn sie länger hier im Wald bleiben musste, konnte sie den Ast nicht im Arm stecken lassen. Die Wunde würde sich dann ganz sicher entzünden. Jedoch hatte sie auch nichts dabei, was sie zum Verbinden einer schlimmeren Wunde verwenden konnte. Überlegungen hin oder her. Darüber wollte sie sich jetzt nicht weiter Gedanken machen. Sie musste jetzt erst einmal schauen, dass sie ihren Magen füllen und vielleicht einen Fluss erreichen würde, damit sie ihren Durst stillen konnte.
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Wo ist Emma?
AdventureEigentlich wollte Anisha sich in einer Bildergalerie nur ein bisschen Geld dazu verdienen, um sich ihren Traumurlaub auf die Kokos-Inseln finanzieren zu können. Als sie diesen Nebenjob annahm ahnte sie nicht wie sehr diese Entscheidung ihr Leben ver...