Der Weg ins Abenteuer

536 31 11
                                    

Der Weg ins Abenteuer

Die Galerie öffnete ihre Tore um halb zehn. An diesem Samstag musste Anisha auch nicht in der Praxis arbeiten, so konnte sie zeitig die Galerie aufsuchen. Sie hoffte, verstanden zu haben, wie man den Zugang zum Wald erhalten würde und ging sofort in die kleine Halle mit dem vermeintlichen Stillleben. Sie war ganz erstaunt. Zwei Besucher standen vor diesem Bild und diskutierten heftig. Die Gedanken, die Anisha zu Beginn hatte sprudelten eben bei diesen Besuchern heraus. Sie diskutierten, was dieses Kunstwerk mit dieser Emma zu tun hätte und warum die Tafel dort stehen würde. Die Zeit verstrich. Anisha schaute auf die Uhr. Mittlerweile standen die Besucher bereits eine halbe Stunde dort. Ungeduldig ging sie immer wieder zwischen dieser kleinen Halle und der großen Halle davor hin und her, damit es nicht auffiel, dass sie eigentlich nur zu diesem Gemälde wollte. Die Besucher schauten kurze Zeit später selbst auf die Uhr und verließen endlich die kleine Halle.

Anisha positionierte sich vor dem Gemälde und versuchte sich zu entspannen. Sie pickte sich wieder die Lichtung als Punkt heraus, um das Bild nun auf sich wirken zu lassen. Sie verglich es mit den verrückten 3-D Büchern. Wenn man auf diese bunten Seiten schaute, um eine versteckte Figur zu erkennen, dann klappte es auch nicht, wenn man versuchte krampfhaft etwas zu sehen. Man musste das Bild auf sich wirken lassen und quasi damit verschmelzen. Es dauerte eine ganze Weile. Die Galerie war auch ein wenig voller als gewöhnlich. Anisha hatte etwas Schwierigkeiten das Bild auf sich wirken zu lassen und gedanklich darin einzutauchen. Mit einem Mal erkannte sie auch wieder weit hinten diese Art Pavillon. Sie behielt ihn im Auge und versuchte mehr zu erkennen. In der Hoffnung, dass sie nun auch wieder den Punkt erreicht hatte in das Gemälde einzutreten. Ihre Gedanken waren vollkommen auf diesen Pavillon gerichtet. Sie trat immer näher an das Kunstwerk heran, berührte den Baum – ja, er fühlte sich gut an!

Anisha hörte wieder das Knacken der Äste unter ihren Füßen und ging noch einen Schritt weiter. Sie hatte es geschafft. Sie hatte wieder den Einstieg in den Wald gefunden und wollte sich nun endlich ein bisschen genauer umsehen. Sie drehte sich noch einmal um. Hinter ihr lag die kleine dunkle Halle. Sie holte die Kreide aus ihrer Hosentasche und malte ein „A“-wie-Ausgang- auf den Baum und ging noch ein paar Schritte weiter. Sie schaute nochmal auf die Uhr, es war zwischenzeitlich fast halb elf. Anisha hoffte, dass die Uhr auch hier normal funktionieren und die Zeit auch gleichermaßen verstreichen würde.

Sie wollte nun endlich ihre Neugierde stillen und steuerte langsam den Baumstumpf an, um einen Blick in den Hohlraum werfen zu können. Sie drehte sich noch einmal um. Die Halle war nicht mehr zu erkennen. Hinter ihr war nur noch Wald. Aber sie konnte den Baum mit dem Kreidezeichen erkennen, das „A“ war von dieser Position noch gut sichtbar. Sie schaute sich um. Neben ihr stand ein weiter dicker Baum und sie zeichnete erneut ein „A“ mit einer kleinen „1“ daneben. Sie erreichte den Baumstumpf und hockte sich seitwärts neben den Hohlraum. Sie versuchte anhand irgendwelcher Spuren zu erkennen, ob es sich tatsächlich um einen Hasen- oder Fuchsbau handelte. Sie vermutete, dass es sich eher um einen Fuchsbau handelte, wollte sich aber auch nicht festlegen. Letzten Endes war es nebensächlich, denn sie war nicht hier, um Tiere zu suchen. Anisha schaute sich um und versuchte irgendwelche Fährten oder schmale Wege zu entdecken. Da weit hinten diese Art Pavillon zu sehen war, mussten sicherlich irgendwelche Wege durch den Wald führen. Normalerweise standen solche Pavillons gern als Rastplätze am Wegesrand. Aber was war schon normal? War dieser Wald normal? Alle paar Meter pickte Anisha sich einen kräftigen Baum heraus, den sie mit einem „A“ und einer fortlaufenden Zahl kennzeichnete. Sie schaute auf ihre Uhr. Kurz vor 11 Uhr. Es schien zumindest so, als würden die Zeiten gleich laufen. Rein gefühlsmäßig hätte sie jetzt auch die Zeit auf circa 11 Uhr geschätzt.

Sie stakste weiter durch das Geäst und steuerte den in Ferne liegenden Pavillon an. Tiere gab es hier in diesem mysteriösen Wald oder besser in diesem Waldgemälde jedenfalls, denn Vogelgezwitscher war zu hören und ein kleines Mäuschen hatte sich versucht vor ihr zu verstecken. Nach einigen Metern blieb sie erneut stehen und versuchte sich ein wenig zu orientieren. Sie schaute sich um und erkannte noch einige der gekennzeichneten Bäume. Sie fixierte wieder den Pavillon und versuchte zu erkennen, was noch im näheren Umfeld zu sehen war. Es sah so aus, als würde rechts neben dem Pavillon etwas glänzen. Man könnte vermuten, dass das glitzernde Etwas ein Gewässer sein könnte.

Wo ist Emma?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt