Nachforschungen

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Nachforschungen

Zu Hause in ihrer kleinen Maisonette-Wohnung angekommen wurde Anisha von ihrem roten Stubentiger Purzel begrüßt. Er tat gerade so, als sei er vollkommen ausgehungert und rollte sich jammernd über den Boden. Anisha hängte ihre Jacke in die Garderobe, öffnete ihren Haarknoten und bürstete ihre schulterlangen goldblonden Locken aus. Sie fütterte ihren Kater und fuhr ihr Laptop hoch.

Nach wenigen Eingaben über die Suchfunktion konnte sie einige Hinweise über Emma herausfiltern. Emma war im Alter von 10 Jahren verschwunden. Sie hatte rotes langes Haar, was in Korkenzieherlocken bis zum Po ragte. Sie war ein zierliches kleines Mädchen mit vielen Sommersprossen und grünen Augen. Sie wurde seit ungefähr einem Jahr vermisst.

Das Gemälde hing zuvor in einer Galerie irgendwo in Bayern. Demnach müsste Emma dort verschwunden sein. Ein Ort wurde nicht genannt. Die Eltern hatten eine große Suchaktion gestartet, allerdings ohne Erfolg. Die Suche wurde auch erst vor circa zwei Monaten abgebrochen und das Gemälde wurde in diese Galerie hier abgegeben. Demnach gab es das Bild bereits vor dem Verschwinden von Emma. Über den Vater von Emma wurde nichts geschrieben. Die Mutter von Emma arbeitete in dieser Galerie in Bayern als Reinigungskraft. Sie hatte Emma wohl immer mitgenommen, da sie zu klein war um stundenlang alleine zu Hause zu bleiben. Emma saß immer vor diesem Wald-Gemälde und schaute es stundenlang an. Sie verschlang es geradezu. Außerdem hatte Emma immer Selbstgespräche geführt, wenn sie das Kunstwerk betrachtete. Die Mutter beobachte auch, dass Emma immer ganz nah an das Gemälde herantrat. Man berichtete, dass die Mutter Emma nur wenige Minuten ohne Aufsicht gelassen hatte. Sie hatte deswegen keine Bedenken, da die Galerie verschlossen war, wenn die Reinigungskräfte ihre Arbeit machten. Emma konnte demnach nicht weg und es konnte sie auch keiner mitnehmen. Dennoch hatte die Mutter immer ein Auge auf Emma. Sie musste nur kurz im Nebenraum den Putzwagen holen, als sie wiederkam war Emma weg. Man hatte sofort gehandelt, alle Türen kontrolliert, alle Räume durchsucht, bis in jede kleinste Ecke. Die Polizei wurde umgehend gerufen und die Suchaktion startete sofort bis spät in die Nacht und hielt dann auch noch viele Monate lang an. Alles ohne Erfolg. Emma blieb verschwunden und bis heute gab es absolut keinen brauchbaren Hinweis.

Über das Gemälde selbst erhielt man keine Angaben. Es schien wie von Geisterhand erschaffen worden zu sein. Niemand ließ sich mit diesem Gemälde konkret identifizieren. Es gab keinen Künstler und keine Aufschlüsse über die Herkunft.

Nach unterschiedlicher Eingabe dieses mysteriösen Kunstwerkes erschienen lediglich ein paar Mutmaßungen, woher dieses Gemälde stammen könnte, wann es erschaffen wurde und wo es schon ausgestellt worden war. Aber nichts von alle dem waren Fakten. Es waren lediglich Vermutungen oder Behauptungen, die aus Foren zusammengetragen worden waren. Leute, die anzeigten diese Gemälde gesehen zu haben und sogar Typen, die behaupteten ein Bekannter habe das Bild erschaffen. Jede Menge wirres Zeug mit dem man nun wirklich nichts anfangen konnte.

„Genug für heute“ dachte Anisha. Sie schaute aus dem Fenster und dann auf die Uhr. Es war zwar schon dämmrig, aber noch zeitig genug, flott eine Runde von 5 Kilometern zu laufen. Anisha trainierte für einen Städtelauf. 25 Kilometer sollten um die zugehörigen Dörfer gelaufen werden. Allerdings nicht wie beim Marathon, sondern mit richtig Geschwindigkeit. Dies sollte eine Grundlage für ein Überlebenstraining-Workshop sein. Sie schlüpfte schnell in ihre Sportklamotten und verließ ihre Wohnung.

Nach ihrem Lauf genoss sie noch eine schöne warme Dusche und fiel vollkommen erschöpft ins Bett. Immerhin musste sie für den nächsten Morgen wieder fit sein. Ihr Hauptjob als Tierarzthelferin war zwar oft recht entspannend, aber für den nächsten Tag standen ein paar OP’s an, da sollte sie fit und ausgeruht sein.

Wo ist Emma?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt