Weggefährte
Der Magen von Anisha grummelte erneut. Die Erdbeeren boten kein langes Sättigungsgefühl. Da sie sich in dieser Umgebung nach der Begegnung mit dem Wildschwein sehr unwohl fühlte setzte sie sich auch zügig in Bewegung, um das Gebiet zu verlassen. Sie hoffte nun, dass der Wolf ihr weiter folgen würde, denn scheinbar war er nicht böse und ein bisschen Gesellschaft tat gut. Außerdem hatte er sie beschützt, das hatte er ganz sicher nicht gemacht, um seine Beute zu schützen und sie später selbst anzugreifen.
Es war an diesem Tag in den Morgenstunden schon reichlich warm. Der Waldweg war recht breit, der Boden war mit rötlichem Sand bedeckt. An den Seiten zeigte sich saftiges hellgrünes Farn. Die Spitzen der Blätter waren teilweise noch wie ein Schneckenhaus eingedreht. Der Pfad wurde immer breiter und die Sonnenstrahlen hatten viel Platz, um Anisha mit Wärme zu verwöhnen. Auch die Bäume veränderten sich. Vorher waren die Bäume sehr dicht und unten recht kahl. Langsam wurde der Wald etwas durchsichtiger, die Abstände wurden minimal weiter.
Der Verlauf des Weges war sehr ungewöhnlich. Zeitweise wirkte es wir ein wildes Durcheinander. Der Pfad hatte viele kleine Kurven, als hätte man dort eine Slalom-Rallye veranstaltet. Anisha kam sich bei der Betrachtung des Weges ein bisschen veräppelt vor. Dennoch folgte sie zügig dem Weg, stets darauf bedacht auf mit einem Ohr jedem auffälligen Geräusch zu folgen und immer zu schauen, dass er Wolf ihr folgte. Das Tier tat ihr ein wenig leid, da es humpelte. Es schien sich bei dem Angriff verletzt zu haben. Anisha schaute auf ihre Uhr und stellte fest, dass diese stehengeblieben war. „Na toll. Die ollen Batterien halten jahrelang und ausgerechnet hier sind sie leer!“ schimpfte Anisha. Also nahm sie ihr Handy heraus, um zu sehen, was die Zeit sagte. Aber auch dieser Versuch war wertlos, da der Akku ihres Handys zwischenzeitlich leer war. Sie musste sich als auf ihr Gefühl verlassen. Ein sehr deutliches Gefühl zeigte jedenfalls ihr Magen. Sie hatte großen Hunger und auch der Durst war nicht zu verachten. Sie musste unbedingt ein Gewässer finden oder eine Pflanze, die ein bisschen Tauwasser gesammelt hatte. Aber je länger sie lief und die Sonne schien, desto unwahrscheinlicher war, dass sie Tauwasser auf Pflanzen finden und nutzen konnte.
Der Stand der Sonne ließ Anisha vermuten, dass es zwischenzeitlich Mittag sein musste. Sie hatte zwar immer wieder einzelne Bäume mit irgendwelchen Kreidezeichen markiert, wusste aber nicht, wozu sie dies überhaupt noch machte. So langsam musste sie sich Gedanken machen, was sie im Überlebenstraining-Workshop über Waldpflanzen gelernt hatte. Es gab Pflanzen, die sie ohne weiteres Essen konnte und die auch noch einigermaßen genießbar waren. Während Anisha ihre Gedanken sammelte und an genießbare Waldpflanzen dachte, durchdrang ein leises Geräusch die Stille. Anisha nahm dieses Geräusch erst gar nicht war. Zu sehr war sie an ihren Gedanken gefesselt.
Einige Minuten verstrichen, bis auch das langsam lauter werdende Geräusch von Anishas Ohren an ihren Verstand gelangte. Sie hielt inne und stoppte ihren zügigen Gang. Sie schaute sich nach dem Wolf um und sah, dass auch er mit ihr gemeinsam verharrte. Sie versuchte das Geräusch zuzuordnen. Es konnte kein Tier sein, dazu war das Geräusch zu konstant. Es war ein Rauschen. Anishas Herz schlug schneller vor Aufregung, sollte ein Bach oder Fluss in der Nähe sein? Sie setzte ihren Marsch zügig fort und lauschte weiter dem Geräusch. Der Pfad schien sie auf den richtigen Weg zu führen. Je weiter sie ging, desto sicherer war sie sich, dass das Geräusch ein Fluss sein musste. Anishas Gang steigerte sich langsam in einen langsamen Laufschritt. Zwischendurch schaute sie nach dem Wolf, der ihr trotz lahmender Pfote brav folgte. Wenige Minuten später änderte der Waldweg erneut seine Richtung, Anisha blieb stehen und versuchte die Richtung des Geräuschs zu orten. Wenn sie ihren Ohren trauen konnte, dann führte der Weg direkt auf den Fluss zu. Sie folgte dem Pfad zügig und konnte nach kurzer Zeit das Glitzern des Wassers sehen. Der Weg machte erneut eine leichte Biegung und ein kleiner Bach traf auf den Weg und folgte dem Weg parallel.
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Wo ist Emma?
AdventureEigentlich wollte Anisha sich in einer Bildergalerie nur ein bisschen Geld dazu verdienen, um sich ihren Traumurlaub auf die Kokos-Inseln finanzieren zu können. Als sie diesen Nebenjob annahm ahnte sie nicht wie sehr diese Entscheidung ihr Leben ver...