Kapitel 40

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> Halsey - Control <

Tränen laufen langsam über meine hitzigen Wangen. Ich kann nicht glauben, dass meine Mutter mir so etwas verschweigt. Das kann nicht sein. Joschua kann nicht mein Vater sein. Moment.

Wenn Joschua mein Vater ist, dann ist Kai mein... Nein. Kai kann absolut nicht mein Bruder sein. Dafür ist unsere Bindung zu eng. Wenn Kai mein Bruder wäre, dann würden wir beide uns gegenseitig anders behandeln. Unsere Küsse, unsere Berührungen, sie wären...

Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich die Türe ins Schloss knallen höre. Kai ist wieder da. "Katy?", höre ich ihn durch das Haus rufen.

Schnell stopfe ich den Brief zurück in den Umschlag, schließe das Fotoalbum und schließe schlagartig die Schublade wieder. Ich spreche schlagartig den Zauberspruch um die Schublade wieder zu verriegeln. Wer weiß, ob Kai nicht doch etwas davon weiß.

Und damit will ich ihn jetzt auch nicht überrümpeln. Das kann und will ich nicht. Ich glaube nicht daran. Ich wische meine Tränen weg und versuche mich so ruhig wie möglich zu verhalten.

Es klopft an der Tür. Bevor ich ihn herein bitte, hat Kai schon die Tür geöffnet. "Ist alles okay? Du hast gar nicht geantwortet.", macht er mich darauf aufmerksam.

Ich stehe mit dem Rücken zu ihm gewandt und bete, dass er meine verheulten Augen nicht erkennt. Langsam drehe ich mich zu ihm um. Wir sind einige Meter von einander entfernt. Doch ich wage den Schritt und laufe zu ihm hinüber.

"Tut mir leid, ich bin etwas in Gedanken gewesen.", entschuldige ich mich und lächel ihn etwas verkrampft an. Seine Stirn legt sich in Falten. "Hast du geweint." Verdammt.

"Nein. Ähm, ich meine ja.", stammel ich. "Ja, ich habe etwas geweint. Aber, es ist okay. Du bist ja jetzt wieder hier.", versuche ich so hoffnungsvoll zu sagen, wie ich es vielleicht nicht unbedingt meine.

Ich muss erstmal Verdauen, was ich gerade gesehen habe. Oder besser gesagt, was ich gerade nach Jahren erfahren habe, dass angeblich Joschua mein Vater sein soll.

Kai sieht mich traurig an. In seinen Augen sehe ich, dass er meinen Worten kein Glauben schenkt. "Sag mir weshalb du geweint hast, Katy.", flüstert er und greift nach meinem Gesicht. Ich lasse meinen Kopf senken und seufze.

"Ich musste an meine Familie denken. An meine Freunde. Naja, ich vermisse sie.", lüge ich und hoffe, dass er mir diese Lüge abnimmt. Es ist nur zu meinem eigenen Schutz. Ich kann Kai nicht von der Schublade erzählen. Aber, was ist, wenn er wohlmöglich selber etwas damit zutun hat? Hat er vielleicht den Verrieglungszauber gesprochen? Hat er die ganzen Briefe und Bilder gesammelt?

Ich schiebe diese irrsinnigen Gedanken auf die Seite und konzentriere mich darauf, worüber Kai und ich diskutieren. "Ich verstehe. Man lernt nach einiger Zeit damit umzugehen. Ich spreche aus Erfahrung." Ich muss kichern, denn so ganz unrecht hat er nicht.

Ein kurzes Lächeln zeigt sich auf seinen Mundwinkeln. Im nächsten Augenblick, drückt er mir einen Kuss auf die Stirn. "Irgendwann kommen wir hier raus, versprochen.", flüstert er gegen meine Stirn. Oh, wie sehr ich es doch tatsächlich darauf hoffe, eines Tages hier raus zu kommen.

"Wo bist du eigentlich solange gewesen?", frage ich und hoffe, dass er mir eine Antwort darauf erwidert. In dem vergangenen Monat war er desöfteren sehr oft verschwunden. Und jedes Mal ging er nicht darauf ein. Er meinte jedes Mal, dass es die hauptsache sei, dass er noch da sei. "Ist es dir denn wichtiger, dass ich wieder da bin?" So viel zum Thema.

"Kai, wo bist du gewesen?", hinterfrage ich nun mit einer ernsteren Stimme. Kai seufzt genervt. Ich kann ja verstehen, dass er genervt ist, aber das er jedes Mal verschwindet und mir nichts von seinen Plänen berichtet, macht mich etwas misstrauisch.

Seine Hände wandern zu meiner Hüfte. Wie immer zieht er mich zu sich heran. "Ich bin einkaufen gewesen. Heute Abend werde ich etwas ganz besonderes für uns zwei Hübschen zaubern. Und unteranderem habe ich überlegt zu fliehen, aber nicht ohne dieses wunderschöne Mädchen, was mich jeden Tag begleitet. Das wäre nicht fair.", versucht er sich herauszureden.

"Dieses wunderschöne Mädchen, was dich jeden Tag begleitet, ist etwas misstrauisch solltest du wissen.", zwinkere ich ihm zu.

"Dieses wunderschöne Mädchen, sollte mir lieber vertrauen. Denn, ich liebe sie. Aber, du musst es für dich behalten."

Plötzlich wird mir warm ums Herz. Hat Kai gerade tatsächlich gesagt, wovon ich vor einigen Minuten noch mit mir selber gesprochen habe? Liebt er mich wirklich? Ist das meine Antwort auf meine Fragen?

"So? Du liebst sie also?", frage ich neugierig nach. Er lächelt über beide Ohren hinweg. Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben. Und doch kenne ich meinen Psychopathischen Freund. Ich weiß, dass er gerne mal herumschweift, damit man nicht auf seine Fährte stößt. Aus diesem Grund schiebe ich meine Hoffnungen schnell beiseite.

"Sehr sogar. Ich habe einiges für sie vorbereitet, aber du darfst nichts verraten.", flüstert er und hält einen Zeigefinger vor seinen Mund um mir zu signalisieren, dass ich leise sein soll. Ich deute ihm an, dass ich meinen Reisverschluss meines Mundes zu ziehe und den Schlüssel, mit welchem ich meinen Mund zusätzlich verschließe, weg schmeiße.

Er grinst und drückt mir ruckartig einen Kuss auf den Mund. Und wieder macht mein Herz einen Sprung. Kai lässt von mir ab und unsere Stirne kollidieren miteinander. "Ich meine es ernst, Katy. Ich habe heute einiges vorbereitet. Heute seit Zwei Monaten, verbringen wir jeden Tag zusammen. Das müssen wir feiern."

"Naja, ich weiß nicht was du unter Feiern verstehst, aber das Alleine-sein ist nicht unbedingt feiernswert."

"Mag sein, aber das du hier bist, ist feiernswert genug." Er drückt mir einen erneuten Kuss auf die Lippen. Dieses Mal muss ich in unseren Kuss hinein grinsen. Er ist so süß.

Was ist bloß los mit ihm? Was heckt er bloß für einen Plan aus? Er lässt von mir ab und öffnet die Tür wieder. "Du bleibst solange hier oben, bis ich dich herunter bitte. Das kann einige Stunden dauern."

Meine Augen weiten sich. "Was hast du vor?", frage ich schockiert nach. Von der Tatsache überumpelt, dass er meint, dass es einige Stunden dauern könne. "Warte es ab.", zwinkert er mir zu und schließt Tür.

Ich halte meine Hand gegen die Stirn. Immerhin habe ich noch kein Fieber. Was mir am meisten einen Stich in meine Brust versetzt, ist das was ich gerade eben gesehen habe.

Ich lehne mich gegen die Tür und lasse mich langsam herab auf den Boden senken. Meine Gefühle überwältigen mich erneut und ich muss weinen.

Wieso hat meine Mutter nie davon erzählt? Wenn ich die Möglichkeit hätte, jetzt in dieser Sekunde mit ihr zu reden, dann würde ich sie zur Rede stellen. Was mir vor allem durch den Kopf geht ist, wer ist dieser Garry? Wohlmöglich Mums damaliger Freund.

Ich kann mich daran erinnern, dass meine Mum mir von einem Typen erzählte, welchen sie damals an der Uni kennenlernte und ebenso ein Hexer gewesen sei, wie sie. Und in den sie sich letztendlich verliebte. Doch, dass sie Streitigkeiten zwischeneinander hegten, wusste ich nicht. Bis ich diesen Brief gelesen habe.

Es muss wohl der erste gewesen sein, den sie verfasst hat und an Joschua geschickt haben muss. Was ist, wenn Joschua wirklich mein Vater ist? Die ganze Beziehung zu Kai wäre ruiniert. Aber, vielleicht wäre es besser so.

Ich mein, er und ich. Wir beide wären Geschwister und es wäre doch letztendlich, wenn wir ein Paar wären... Nein. Diesen Gedanken schiebe ich auf Seite. Ich sollte dem ganzen Vorzeitig keine Bedeutung schenken. Doch etwas springt mir noch im Kopf herum.

Ich raffe mich auf und laufe hinüber zum Spiegel. Ich begutachte mein Gesicht, meine Haare, sogar meine Figur. Nichts von alledem lässt daraufhin deuten, dass ich Joschuas Tochter sein könnte. Es ist absurd. Joschua kann nicht mein Vater sein. Aber, was wenn doch?

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt