Kapitel 31

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> Lana Del Rey - Freak <

"Du machst was?", schreie ich ihn empört an. "Du hast schon richtig gehört. Ich mache schluss mit dir.", sagt er ganz entschlossen und erhebt sich von meinem Bett. Das gleiche mache ich ihm nach.

"Dylan, wieso? Ich verstehe das nicht.", rästsel ich und er sieht mich emotionslos an. Er reibt sich seinen Nacken und grinst. "Du bist einfach kein Abenteuer für mich, Süße. Am Anfang schon, aber inzwischen langweilst du mich. Ich brauche den Kick und den kannst du mir nicht geben. Du bist viel zu verklemmt."

Über seine Aussage wirke ich fassungslos. Meine Augen erstarren. Ich begreife gerade nicht, was er mir da gesagt hat. Mir kommt es vor, als sei es ein Witz. Doch er scheint es ernst zu meinen. Seine Körperhaltung drückt diese Ernsthaftigkeit aus. Er steht mit verschränkten Armen vor mir und sieht mich herblassend an. In diesem Moment fühle ich mich nutzlos. Als wäre ich ausgenutzt worden. Schmutzig.

"Nimm es mir nicht übel. Der Sex war nicht schlecht, aber mitlerweile kannst du den anderen nicht das Wasser reichen." Mein Mund klappt auf und ich zitter.

"Das heißt, du hast es hinter meinem Rücken mit anderen Weibern getrieben?", fragte ich empört.

"Ja. Wie gesagt, das Abenteuer endete, als ich dich das letzte mal ficken durfte, wie deine Mutter da gewesen ist. Und da warst du schon so verklemmt."

Ich bin sprachlos. Vollkommen weg getreten lasse ich mich zurück auf die Bettkante sinken. Ich habe keine Worte, für seine. Und da wird mir klar, in was ich mich da eigentlich verrannt habe.

Ich habe mich in den Weiberauffreißer der ganzen Schule verliebt. Dies hat er als seine Chance gesehen und mich ausgenutzt. Mich vergewaltigt und nun macht er mit mir schluss. Wieso bin ich nur so blind vor Liebe gewesen? Es ist krank. Wie konnte ich es bloß soweit kommen lassen?

"Nimm es mir nicht übel, Süße. Vielleicht findest du dort einen genauso verkorksten Nerd, der mit deiner verklemmten Art besser umgehen kann." Und da passiert es.

Ich stehe auf. Meine Blicke folgen seinen. Er ist einen Kopf größer als ich. Er sieht auf mich schlemisch grinsend herab. Meine Hand ballt sich zur Faust und sie rutscht aus. Seine Wange errötet und seine Hand gleitet zu dieser geröteten Stelle. Sein Mund steht offen. Vollkommen perplex über das, was ich gerade getan habe. Meine Hand schmerzt, doch ich lasse es mir nicht anmerken.

"Raus aus meinem Haus.", sage ich überraschend leise. Seine Körperhaltung neutralisiert sich wieder und tatsächlich dreht er sich um und verlässt mein Zimmer mit einem lauten knall. Ich atme meine eingezogne Luft aus. Meine Tränen drängen sich durch und ich sinke auf den Boden. Wie konnte ich nur so blind sein?

Es klopft und meine Mutter tritt herein. Sie fragt nicht was passiert ist oder wieso ich weine. Sie setzt sich zu mir auf den Boden und nimmt mich in den Arm. "Es ist vorbei, mein Schatz.", höre ich sie bloß flüstern und drückt mir einen Kuss auf mein Scheitel.

Und von dieser Sekunde an schwor ich mir, dass mich nie wieder ein Mann wie Dylan, so ausnutzen wird. Nie wieder würde ich es zulassen, dass mich jemand so sehr verletzt. Von diesem Augenblick an, entwicklete ich einen Hass auf Männer. Doch dabei blieb es nicht.

Nach dem ich umzog und das College besuchte, suchte ich auf Collegepartys meine Verluste im Alkohol und schleifte den ein oder anderen Typen in den nächsten Raum. Ich wollte vergessen. Vergessen, was Dylan mir angetan hat. Dabei ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich das gleiche tat, was Dylan mir antat. Ich nutzte diese unschuldigen Seelen aus. So wie er es bei mir tat.

Ich erzählte Kai alles. Wir saßen immernoch auf der Couch, doch Kai hat mich schon lange in seine Arme gezogen und ich fühle mich mehr als nur wohl bei ihm. Sicher und beschützt. Er gibt mir das Gefühl, dass ich nicht alleine bin.

"Hat er dir je wieder weh getan?", fragt er leise. Sanft streichelt er meinen Rücken und ich liege einfach nur so da.

"Nein. Ich meine, ich habe immer wieder gesehen, wie er mit anderen Frauen rummachte. Das tat weh, keine Frage. Aber kurz nachdem wir Schluss gemacht haben, kam auch schon unser Abschlussabend und kurz danach zog ich um. Das heißt, seit dem habe ich ihn nie wieder gesehen.", gestand ich ihm.

Für einige Minuten herrschte eine seltsame Stille zwischen uns. Diese wenigen Minuten fühlten sich wie Stunden an. Kai setzt sich auf und zieht mich mit sich. Doch ich muss ihm erklären, was ich getan habe.

"Als ich dann am College war, stand jedes Wochenende eine Collegeparty an. Dort trank ich massen an Alkohol. Ich wollte ein neues Leben. Ich wollte Spaß haben. Nicht mehr dieses Unschuldige Mädchen sein." Ich wage es, meinen Blick auf ihn zu richten.

Er beobachtet mich. Seine Miene wirkt traurig und mitfühlend. Das hoffe ich zumindestens. Es versetzt mir selbst einen Stich ins Herz, was ich angestellt habe. Doch, ich erzähle weiter. "Und dann kam es auch dazu, dass ich mit Männern flirtete. Bis es soweit kam, dass wir uns ein Zimmer suchten und wir unseren Spaß hatten. Ich wollte einfach vergessen, Kai. Doch zu diesem Zeitpunkt ist mir nicht aufgefallen, dass ich das selbe wie er gemacht habe."

Ich setze eine kurze Pause ein und ateme tief durch. "Ich habe diese Männer ausgenutzt. Nur, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Und sie hatten nicht mal eine Ahnung davon." Erneut stauen sich die Tränen und ich lehne mich zurück an Kais Schulter. Ich höre ihn etwas flüstern, doch mein Schluchzen ist zu laut, um es zu verstehen.

Ich komme mir so dumm vor. Ich weiß nicht wie ich das jemals wieder gut machen kann. Wenn der Tag kommt und ich vor Gott stehe um meine Rechenschaft abzulegen, bezweifel ich, dass Gott meine Taten verzeihen wird. Er wird mich ermahnen. Sagen, dass es eine Fehlentscheidung gewesen ist. Und das irrationale daran ist, dass ich es weiß und ich habe es trotzdem getan.

"Ich bin ein schlechte Mensch.", wispere ich. Doch dann greift Kai zu meinem Gesicht, so dass ich ihn ansehen muss. Er sieht mich ernst an und ich weiß was er jetzt sagen wird.

"Katy Harrison. Wenn du etwas nicht bist, dann ein schlechter Mensch.", sagt er und seine Blicke wirken eindringend. Ich folge seinem Blick. Seine Worte hallen in meinem Kopf wieder, und sie versuchen sich zu festigen.

"Dieser Mistkerl hat dich vergewaltig. Vielleicht mag es nicht richtig gewesen sein, dass du mit diesen Männern aus Verlust geschlafen hast. Aber, es gibt so viele Menschen da draußen die jeden Abend mit irgendwem anderes schlafen, weil sie es wollen um abzuschalten. Das selbe hast auch du getan."

"Kai, ich habe diese Typen ausgenutzt um meine Vergangenheit zu verdrängen. Das war der Grund. Nicht um abzuschalten vom Alltag, jedenfalls nicht verpflichtend. Und diese Männer haben es mit mir getan." Er wischt meine Tränen von den Wangen. Ich schließe meine Augen und ich empfinde so viel Reue. Lieber Gott, wie kannst du mir dies bloß jemals verzeihen können?

Es ist nie meine Absicht gewesen, diese Männer auszunutzen, und doch hat mich irgendwas dazu verleiten, meine Sorgen in diesem Verlangen, in dieser Lust zu ertränken. Vielleicht steigere ich mich auch nur viel zu sehr da rein. Ich weiß, dass es nicht das Richtige gewesen ist. Dies wird mir solangsam klar. Vor allem, seit dem ich Kai kenne.

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt