Kapitel 10

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>Marilyn Manson - Killing Strangers<

"Wer sagt, dass ich allein sein möchte?", hallt es immernoch in meinem Kopf. War das sein verdammter Ernst? "Wie bereits gesagt, du hast es eben nicht anders verdient, Parker.", sagte ich selbstsicher. Diese ganze Lage hier, dass war sein eigener Verdienst. Wenn er seine Geschwister nicht aus purer Eifersucht ermordet hätte, dann würde er auch nicht so tief drin stecken. "Wieso?", fragte er mich jetzt. Ernsthaft? Ohne weiteres fing ich an zu lachen. Er sah mich fragend an. Anscheinend, war diese Frage ernst gemeint, aber eigentlich war diese Frage doch mehr als selbsterklärend. "Eigentlich müsste es doch ziemlich einleuchtend sein, Parker. Du hast kaltblütig deine Geschwister umgebracht. Meinst du ernsthaft, dass man so einen Psychopathen wie dich noch auf der Straße rumlaufen lassen sollte?"

Ich schätze, dass sein Vater ihn deshalb hier eingesperrt hat, vielleicht nicht, weil er ihn so abgrundtief hasst, sondern um aus dieser Lektion zu lernen. Unteranderem auch, weil Kai zu so einem Psycho gewandelt ist. Er hat es eben verdient hier fest zu sitzen und alleine zu sein.

"Sagen wir es mal so, wenn man etwas erreichen will, dann muss man eben die Dinge aus dem Weg räumen, die einen daran hindern, an sein Ziel zu kommen.", kommentierte er emotionslos. Er verspürte nicht einmal Reue, nach über achtzehn Jahren. Das war doch nicht sein Ernst. Innerlich stieg schon die Wut in mir an. Noch eine Kleinigkeit und er würde das Fass zum überlaufen bringen. "Weißt du was ich mich Frage, Kai? Wie herzlos und egoistisch ein Mensch sein und seine eigenen Geschwister umbringen kann!"

Mit diesen Worten wollte ich gerade aufstehen, als Kai mir mit seiner Gabel in meine linke Hand stoch. Ich stöhnte auf. Dieser stechende Schmerz zog sich durch meinen ganzen Körper. Dieser Kerl hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Du Mistkerl.", schrie ich ihn an. "Wir sind noch lange nicht fertig mit unserer Unterhaltung, Süße.", grinste er. Ihn kümmerte nichts. Er war ein hemmungsloser Psychopath. Wieso musste ausgerechnet ich, in diese verkorkste Situation geraten? "Vielleicht kann ich dir deine Frage beantworten, also pass auf.", fing er an. Erwartungsvoll, trotz Schmerzen sah ich ihn an.

"Weißt du, wenn du Jahre lang von deinem Vater und von deiner gesamten Familie verabscheut wirst, dann hast du keine andere Wahl als kaltherzig zu sein. Ich wollte es eben meiner Familie zeigen, dass mit mir nicht zu Spaßen ist, trotzdessen, dass ich keine Magie besaß.", fuhr er fort. "Natürlich wussten meine Eltern, dass ich die Verschmelzung mit meiner geliebten Schwester schaffen würde. Und mit anderen Worten, sie wollten es nicht zu lassen, dass ich der Anführer werden sollte und sperrten mich in dieses Gefängnis." Er umklammerte weiterhin die Gabel und beobachtete mich bei jeder Bewegung. Das Blut verteilte sich auf der gesamten Handoberfläche. Inzwischen war der stechende Schmerz auszuhalten.

"Wer würde es auch zu lassen, jemanden wie dich als Anführer des Zirkels durchgehen zu lassen?", hinterfragte ich sarkastisch. Erneut drückte er mir die Gabel in die Hand und der Schmerz wurde wieder stärker. Und wieder stöhnte ich auf. "Ich denke, dass ich ein guter Anführer für den Zirkel gewesen wäre, so viel steht fest.", flüsterte er. "Wohl kaum.", lachte ich. Er grinste mich hämisch an, bis er mir endlich die Gabel aus meiner Hand zog.

Eine kurze Erleichterung, die nicht lange anhielt. Im selben Augenblick ließ er mich gegen die Wand fliegen. Der Stuhl zersprang und ich lag regungslos auf den Boden. Ich spürte wieder einen stechenden Schmerz, der sich durch meinen gesamten Körper schlich. "Weißt du, Katy. Ich wollte dir den Frieden anbieten mit diesem sehr gelungen Frühstück.", begann er. "Aber, ich habe den Anschein, dass du meine Gutmütigkeit nicht zu schätzen weißt." Ich stützte mich mit meinen Händen auf dem Boden ab und schaute ihn an. Meine Haare waren total zerzaust, nach dem er mich weggestoßen hatte. "Du bist krank, Parker. Du streitest mit mir, nur weil du hier eingesperrt wurdest. Und gerade das passt dir nicht und nennst mich undankbar.", fing ich an und raffte mich dabei auf.

Inzwischen stand er vor mir und amüsierte sich über meinen Anblick. "Du bist nicht der Anführer des Zirkels geworden. Find dich damit endlich ab und akzeptiere, dass du es verdient hast, diese Schande gegenüber deiner Familie, hier in dieser Gefängniswelt auszubaden.", plapperte ich aufgebracht. Nur, weil wir eine Meinungsverschiedenheit hatten, musste er nicht direkt um sich schlagen. Als ich über meine Lippen leckte, spürte ich diesen ekligen Geschmack. Blut. Ich taste danach und es war tatsächlich Blut. Dieser Idiot. "Und übrigens, ein guter Anführer bringt seine Kumpanen nicht direkt um, nur weil man nicht die selbe Meinung hat.", stocherte ich weiter auf ihn ein.

Seine Miene hatte sich nicht geändert. Er schaute mich immernoch amüsiert an. Bestimmt machte er sich innerlich über mich und mein Verhalten lustig. "Vielleicht hast du Recht.", kommentierte er. "Natürlich hab ich recht.", spuckte ich. Da ich keine Lust mehr auf diesen Kindergarten hatte, entschied ich mich zu gehen. Jedoch, stellte Kai sich mir in den Weg. Ich hätte es besser wissen müssen. "Wohin willst du?" Das durfte doch nicht wahr sein. "Das geht dich nichts an. Und außerdem bist du nicht meine Mutter.", fauchte ich. "Hey, zieh die Krallen ein Tiger. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.", meinte er und hielt seine Hände in die Höhe. Ich verdrehte die Augen. "Lass mich einfach in Ruhe, Parker.", sagte ich leise und quätschte mich an ihm vorbei.

Mit leeren Magen schlenderte ich in das Badezimmer um meine Wunden zu versorgen. Wie soll ich das bloß hier alles überstehen? Wie oft sollte ich mir diese Frage noch stellen? Wie lange sollte ich noch auf Bonnie und die anderen warten?

Plötzlich stiegen mir die Tränen wieder in die Augen. Ich legte mein bisher benutzten Waschlappen auf die Kannte des Waschbeckens und stützte mich daran ab. Wieder einmal hat er mir weh getan. Es tat weh. Dieser Mensch hatte mir, wie gestern schon, weh getan. Wieso war er so? Er hatte sich nicht einmal für seine Taten entschuldigt. Wie konnte man so einen tiefen Hass zu der gesamten Menschheit entwickeln? Ich mein, es musste doch irgendeinen Grund geben. Tatsache ist, dass seine Eltern ihn verabscheuten. Nicht nur, weil er ein Psychopath war. Es musste noch einen anderen Grund geben, wieso er so war.

Ich musste dem ganzen auf die Spur gehen. Ich beschloss, meine Tränen weg zu wischen und wieder neu anzufangen. Ich werde mich nicht noch einmal von diesem Großmaul in die Tiefe ziehen lassen. Dieses Mal, wird er mich nicht verletzen.

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt