Kapitel 9

4.4K 184 6
                                    

>Justin Bieber - Out of Town Girl<

Stunden verbrachte ich in diesem Zimmer und weinte. Bis ich irgendwann nach Mitternacht einschlief. Die Sonnenstrahlen weckten mich, trotz der zugezogenen Vorhängen. Im selben Moment, verspürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf, als ich mich aufsetze. Verdammt!, fluchte ich innerlich. Das kommt davon, wenn man stundenlang weint. Vorsichtig steige ich aus dem Bett mit der Hoffnung, mein Gleichgewicht halten zu können, was mir letztendlich auch gelingt. Ich packe gegen meine Stirn, da es ein furchtbarer Schmerz ist. Ich habe das Gefühl, dass ich meine eigenen Gedanken nicht verstehen kann. Langsam tapse ich über den Boden und mache mich auf den Weg ins Badezimmer. Im Haus ist es still. Kein gepolter. Nichts. Totenstille.

Im Badezimmer starre ich in den Spiegel. Meine Augen waren tief rot untermalt. Inklusive meiner Nase, wobei diese nicht halb so schlimm aussieht, wie meine tief roten Augen. Auch hier bemerke ich erst jetzt, beim Auf- und zuschlagen meiner Augen, wie sehr mir das eigentlich weh tut. Im Spiegel entdecke ich hinter mir eine Dusche. Vielleicht sollte ich mir die Sorgen zu nächst mal abwaschen. Ein paar Minuten stütze ich mich auf dem Waschbeckenrand ab, um mich an den stechenden Schmerz in meinem Kopf zu gewöhnen. Letztendlich raffe ich mich auf und schließe die Tür ab. Ziehe mein Kleidung aus und drehe das warme Wasser in der Dusche auf.

Meine Kopfschmerzen verschwinden zwar nicht wirklich, aber ich bekomme das Gefühl, dass ich mich etwas entspanne. Das Wasser läuft in schnellen Zügen über meinen Körper, dass fast jede Körperstelle erwischt. Ich lasse mir viel Zeit mit dem duschen und komme nach ungefähr einer halben Stunde aus der Dusche. Als ich mich auf die Suche, links und rechts neben der Dusche, nach einem großen Handtuch mache, werde ich letztendlich in dem danebenstehenden Schrank fündig. Ich schnappe mir ein großes Handtuch und wickel es um meinem Körper. Das zweite Handtuch wickel ich um meine Haare zu einem Turban. Den beschlagenen Spiegel mache ich mit einer freien Hand frei, so das ich mich im Spiegel erkennen kann. Sehr viel besser sehe ich bisher im Gesicht immernoch nicht aus, aber es ist ausreichend.

Das Badezimmer ist als einziges unversehrt von der Blutigen Nacht vom 9.Mai.1994. Irgendwie wundert es mich etwas. Oder hat Kai das Badezimmer um seines Willen sauber gemacht? Ich entscheide mich dazu, den Gedanken auf Seite zu schieben und begebe mich in Josetts Zimmer zurück. Als ich gerade die Badezimmertür hinter mir schließe, stoße ich mit Kai zusammen. "Du bist ja schon wach.", begrüßte er mich grinsend. Ich verdrehe meine Augen und will an ihm vorbei, als er mir den Weg versperrt. "Dir auch einen guten Morgen, süße." Ich spanne meinen Kiefer an und dränge mich an ihm vorbei. "Halt die Klappe, Kai." Aus irgendeinem Grund, verspüre ich seine Blicke auf meinem Rücken, als ich zurück ins Zimmer gehe.

Verzweifelt suche ich in dem Kleiderschrank von Josette nach angemessenen Kleidungsstücke, aber da mein Geschmack bezüglich Klamotten etwas anders ist, als der von Jo, könnten wir uns nicht einig werden. In den ganzen Klamotten findet man ein paar Blümchenkleider, in verschiedenen Farben, dazu zwei Paare von diesen Latzhosen, einige Röcke und Jeanshosen. Inklusive einige T-Shirts und Crop Tops, die anscheinend ziemlich in Mode waren. Als ich mich genauer mit den Jeanshosen beschäftige, sticht mir eine schwarze Hose ins Auge. Sie ist zwar am Saum etwas breiter, als wie man sie Heute tragen würde, aber das sollte das geringste Problem sein.

Nach dem langen Suchen in ihrem Kleiderschrank, tage ich nun schließlich eine schwarze Jeans, ein graues Top mit einem Schwarz-Weiß-Karrierten Hemd. Ich betrachte mich im Spiegel. Irgendwie gefiel mir dieser neunziger Jahrestil nicht so wirklich. Alles schien so weit und schlabbernd. Ich krämpelte meine Ärmel an dem Hemd bis zu Ellenbeuge hoch. Damit das ganze etwas passabler aussah. Nach ewigen hin und her, beschloss ich runter in die Küche zu gehen. Ich hatte verdammt großen Hunger und musste mir solangsam etwas zu essen machen. Sturkopf hin oder her. Mein Hunger war größer, als mein Ego.

Langsam lief ich die Treppe runter und nahm schon den ersten Geruch von Pancakes wahr. In der Küche angekommen sah ich Kai am Herd stehen, wo er mit einem Pfannenwender in einer Bratpfanne herum stocherte. Ich lehnte mich im Türrahmen etwas an und beobachtete ihn dabei. Er nahm mich irgendwie gar nicht wahr. Doch einige Minuten später hob er seinen Kopf nach oben und sah mir direkt in die Augen. "Guten Morgen, Katy.", begrüßte er mich mit seinem hämischen Grinsen. "Morgen", meinte ich kurz. "Ich hoffe sehr, dass du Hunger hast.", sagt er und deutet mit seiner Kopfbewegung in Richtung Esstisch. Dort stand bereits alles. Teller, Messer, Gabel. Selbst ein paar Brötchen waren in einem kleinen geflochtenen Körbchen vorbereitet. Marmelade und etwas herzhaftes war für alles vorgesorgt. Kai hat sich ziemlich viel Mühe gegeben. Das muss man ihm lassen.

Erstaunt über diesen Anblick musste ich grinsen. "Du hast dir ziemlich viel Mühe dafür gegeben, hm?" Ich schaute ihn eindringend an. Irgendwas stimmt doch hier nicht. "Setz dich.", forderte er mich aufmerksam auf. Ich ließ es mir gefallen und setzte mich auf die seitliche Seite des Tisches. Vorkopf würde gleich Kai sitzen wollen. Er tauchte auch direkt neben mir auf mit der heißen und qualmenden Pfanne auf. "Rührei?", fragte er mich. Ich nickte schnell. Obwohl ich nicht besonders ein Fan von Rühreiern war, ließ ich ihn gewähren, dass er mir etwas auf den Teller tat. Nachdem er sich selbst auch etwas von dem komischen Zeug auf seinen Teller getan hat, kam er mit einem Teller mit vielen Pancakes zurück und setzte sich schließlich auch. "Wie gesagt, ich hoffe du hast Hunger.", meinte er und zuckt mit seinen Augenbrauen. Während er dabei ist, sich zwei Pancakes auf seinen Teller zu schaufeln und etwas Sirup darüber zu gießen, starre ich ihn weiterhin an. Dies bemerkte er und fing an zu grinsen.

"Hör mal, ich weiß, dass ich sehr interessant für dich sein muss, aber wenn du mich weiter so anstarrst, wird das Essen kalt.", zwinkerte er mir zu und stopfte sich etwas von seinen Pancakes in den Mund. Ich verdrehte meine Augen. "Was führst du im Schilde, Parker?" Seine Miene verzog sich und er schluckte schnell sein Essen hinunter. Mit einer Serviette putzte er sich seinen Mund ab und legte diese auch wieder neben den Teller. "Weißt du, Katy. Ich bin seit über achtzehn Jahren hier eingesperrt und das ich endlich wieder mal in Gesellschaft sein darf, ist für mich etwas besonderes. Darf ich dann nicht zur Feier des Tages, etwas ausgefalleneres zum Frühstück zaubern?", fragte er mich rechtfertigend.

Wie poetisch. Versuchte er mich nun jetzt weich zu kriegen, dass ich etwas Verständnis zeigte? Ich mein, er hatte es verdient, dass er hier eingesperrt wurde. Und mal von der Tatsache abgesehen, dass ich eigentlich gar nicht hier sein sollte, ist es auch keine besondere Ehre, dass er jetzt den Gentelman spielte. Wobei man dazu sagen sollte, dass dies nur für den Moment anhält und er danach sowieso wieder den Soziopathen raus hängen lässt. So ein Idiot.

"Tja, du hast es nun mal verdient, allein zu sein.", spuckte ich. Er spannte, wie so oft ich es in den vergangenen vierundzwanzig Stunden beobachten konnte, sein Kiefer an. Und um vielleicht doch nicht vor Wut zu platzen, nahm er sich sein Besteck und aß weiter. "Ziemlich undankbar von dir.", meinte er beleidigt. "Woa, Moment mal!", fing ich an. "Ich habe nie von dir verlangt, dass du hier ein Fünf Gänge Menü zubereiten sollst. Zweitens, hättest du von vornherein sagen können, dass ich hier nicht bleiben soll, weil du lieber allein sein willst. Und drittens, kann ich dir offen und ehrlich sagen, dass ich lieber wo anders wäre, als in deiner Anwesendheit.", platzte es aus mir raus.

Er starrte mich an. Total unbeeindruckt, wenn ihr mich fragt. Mal ehrlich, ich habe nie etwas von ihm verlangt. Ich mein, immerhin habe ich ihn gestern bloß gefragt, ob ich hier mit einziehen dürfe. Bereits da, hätte er mich nicht herein bitten müssen. Er ist also selbst schuld. Sein eigener Verdienst. Er muss nicht mit mir hier leben. Wir könnten ganz normal getrennte Wege gehen. Ich würde einfach weiter darauf warten, dass mich meine Freunde hier raus holen würden. Wenn das überhaupt jemals passieren wird.

Mit verzogener Miene starrte er mich immernoch an. Doch inzwischen schien diese Miene nicht mehr ernsthaft, sondern traurig zu wirken. War er jetzt verletzt? Oder war das bloß eine Masche, um, wie bereits erwähnt, Verständnis zu zeigen. "Wer sagt, dass ich alleine sein möchte?"

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt