Kapitel 3

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Ein letztes Mal schaute ich in den großen Spiegel in Damons Badezimmer, bevor ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer begab. Ich werde es schaffen! Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst. Angst davor, dass ich nicht genug Magie besitze, um den Zauber ausführen zu können. Angst davor, dass wir Bonnie vielleicht nie wieder sehen. Angst davor, wie sich die kommenden Monate entwickeln würden. Ich atmete noch einmal tief ein und wieder aus. Ich zog meine Schultern zurück und setzte ein gefälschtes Lächeln auf. Es war kaum zu übersehen, dass ich mein Lächeln nicht wirklich ernst meinte. Ich versuchte mich zu entspannen und flüsterte mir innerlich zu:"Egal was kommen wird, du hast es gewagt.".

Als ich das Wohnzimmer betrat, drehten sich alle zu mir um. Ich spührte die unangenehme Stille im Raum. Nicht nur mir war es unangenehm, in wenigen Minuten niemanden von meinen Freunden wiederzusehen, die ich nach langer Zeit in mein Herz geschlossen habe. Ich wusste, dass dies eine ernste Lage war und es keinen Ausweg mehr gibt. "Bist du bereit?", fragt Liv vorsichtig. Ich starre auf den orientalischen roten Teppich und versuche halbwegs meine vielen Gedanken und vor allem Gefühle zu orden, als ich ein kurzes nicken von mir gebe. Schüchtern, mit kurzen Schritten, laufe ich auf den kleinen Kreis von Freunden zu. Erst jetzt bemerke ich die vielen Kerzen um uns herum. Sie stehen verteilt, auf dem kleinen Tisch zwischen den beiden Sofas und auf den langen Tischen hinter den roten Samt Sofas. Sogar auf den Fensterbänken befinden sich ein paar bereits in flammenstehende Kerzen.

"Also, ich habe dir die Stelle im Grimoire heraus gesucht. Hier! Das musst du vorlesen, währenddessen du diesen Kristallanhänger festhälst.", erklärte Luke und hielt mir gleichzeitig diesen rötlichen Kristall, der an einer schwarzen Kette hing, entgegen. "Und was genau soll dieser Anhänger bezwecken?", hake ich nach. "In diesem Kristall befindet sich Sheila Bennetts Blut. Als sie den Zauber erschuff, benötigte dies auch etwas Blut ihrerseits, um mit den Zauber zu vollenden. Das heißt, wenn du Bonnie finden möchtest, benötigst du sozusagen Bennettblut. Ohne diesen Kristall würde es den Prozess nur verlängern und deine Magie vermutlich aufbrauchen, bevor du Bonnie finden kannst." Ich hielt den Kristall gegen das Licht und erkannte tatsächlich, kleine Blasen, die kleinen Blutkörperchen ähnelten.

"Wieso hast du eben davon nichts erwähnt?" Ich sah ihn fragend an und fragte mich tatsächlich, weshalb er mir dies verschwiegen hatte. Ich sah daran zwar kein Problem, aber er hätte es mir durchaus erzählen können. Mal von der Tatsache abgesehen, dass ich sowieso nicht gewusst hätte, wie ich diesen vermutlich komplizierten Zauber sonst hätte aussprechen sollen, ohne jegliche Gegenstände. "Tut mir leid, der Kristall ist mir entfallen. Aber, ich denke wir sollten jetzt keine Zeit mehr verlieren. Der Vollmond hat seine Position fast erreicht." Ich nickte eifrig und stellte mich in den kleinen Kreis aus Kerzen und nahm das Grimoire gleich mit. Ich kniete mich in den kleinen Kreis und schloss meine Augen um noch einmal tief durchzuatmen.

Irgendwie verschaffte mir diese Situation eine eigenartige Gänsehaut. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Die Monate, so schnell wie es nur ging, rum bekommen. "Du schaffst das. Denk nicht so viel nach.", flüsterte Damon mir leise zu, als hätte er meine Gedanken gelesen. Als ich meine Augen öffnete kniete er vor mir und lächelte mich an. Ich schenkte ihn ein gequältes Grinsen. Aber, er hatte Recht. Mach dir nicht so viel Panik. Du schaffst das., flüsterte mein Unterbewusstsein. Ich atmete noch einmal tief ein und aus.

Luke reichte mir den kleinen Kristall und ich las mir den Zauberspruch zunächst einmal durch. Irgendwie klang er so kompliziert. Eigentlich klang so gut wie jeder Zauberspruch kompliziert, aber irgendwie war dies etwas anderes. Es war ein ziemlich langer, um genau zu sein. Ungewöhnlich, wie für manch andere Zaubersprüche. Andererseits, benötigt dies auch eine lange Reise. Schließlich werde ich in eine Zwischenwelt gelangen und nicht in eine andere Stadt oder ein anderes Land. Das wäre viel zu einfach. Ich las mir den Spruch immer und immer wieder durch, bis ich das Gefühl hatte, dass ich es ohne ablesen müsse, endlich aufsagen konnte. Der Raum war inzwischen etwas abgedunkelt und man konnte nur das leuchten der Kerzen in der Dämmerung erkennen. Es strahlte eine gewisse Ruhe und Frieden aus, dass ich mich solangsam entspannen konnte.

Als ich gerade aus dem Fenster sah, erhellte der Vollmond den gesamten Himmel. Ich schätze mal, dass niemand eine Lampe gebraucht hätte, um sich zurecht zu finden in der Dunkelheit, da der Mond recht hell schien. Ein letztes Mal blickte ich zu meinen Freunden hinauf, die ich für die nächsten kommenden Monate nicht mehr wiedersehen würde."Wir werden so schnell wie möglich einen Ausweg finden, das verspreche ich.", versprach Elena. Auch dieses Mal schenkte ich ihr einen kleines gequältes lächeln, bis ich mich nun schließlich auf den Zauber konzentrierte.

Ich schloss meine Augen und begann den Zauberspruch zusprechen, währenddessen ich den Kristall fest in meinen Händen besaß. Ich wiederholte einpaar Mal den Spruch. Die Kerzen fingen an höher zu schlagen, als für gewöhnlich. Der Wind pfeifte lautstark  und schlug gegen die Fensterscheiben. Als wäre man in einem schlechten Horrorfilm, hörte man die Haustür aufspringen. Ich hörte, wie alle vor Schreck zusammen zuckten, doch ich blieb trotz des lauten Lärms ruhig und sprach unbeholfen weiter.

Im nächsten Augenblick spührte ich, wie sich etwas in mir ausbreitete. Es war kein stechender Schmerz. Es war ein leichtes Zusammenziehen, in meiner Magengrube, als hätte ich gerade den ultimativen Adrenalienklick. Ich bemerkte, wie leicht mein Körper plötzlich wurde.  Und eh' ich mich versah, spürte ich einen frischen Windstoß auf meiner Haut. Ich spürte die leichte Brise auf meinen Wangenknochen. Und als ich meine Augen vorsichtig öffnete erkannte ich ein kleinen Waldweg vor meinen Augen. Ich schaute mich etwas um und erkannte, dass ich nun nicht mehr an dem selben Ort war, wie zu vor. Ein kleine Büschung machte sich rechts und links auf dem Gehweg, auf dem ich stand, bemerkbar. Man könnte es als kleine Hecke beschreiben, was vermutlich auch eher zu traf. Nebenher breitete sich der grüne Rasen aus und es kam mir vor, als sei es frisch gemäht worden. Dieser Duft lag auch deutlich in der Luft.

"Wo ist Bonnie?", ertönte eine tiefe männliche Stimme, ein paar Meter hinter mir entfernt. Ich erschrack und drehte mich ruckartig um, als ich diesen großen, dunkelhaarigen Mann vor meinen Augen entdecke, der mich ernst musterte. Kai.



Und was meint ihr? Wie wird Kai wohl auf sie reagieren, nach dem Kate sich nun umgedreht hat? :O Wie findet ihr es bisher?? Freue mich, wie immer, über Feedback :)

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt