Kapitel 44

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> Lucy Rose - Be Alright <

Währenddessen Kai mit dem Lagerfeuer beschäftigt ist, richte ich unser Schlafreich her. Kai meinte, dass wir unter freien Himmel schlafen sollten. Also, legte ich unsere Schlafsäcke so, dass wir später genug Sicht auf den Abendhimmel haben.

Neben dem Lagerfeuer haben wir einen etwas größeren Baumstamm stehen. Diesen rießigen Baumstamm den kleinen Berg hinauf zu schleppen war leider auch nicht gerade einfach, aber dafür besonders lustig.

Meinetwegen mussten wir den Baumstamm desöftern wieder abstellen, weil Kai sich angestellt hat, diesen schweren Baumstamm anzuheben. Es sah ziemlich ungeschickt aus. Leichter wäre es natürlich gewesen, ihn einfach zum Lagerfeuer zu zaubern, aber davon wollen wir unsere Magie nicht abhängig machen.

"So, das Feuer ist fertig", sagt Kai freudig. Ich richte mich auf und laufe zu ihm hinüber. "Wie kommt es, dass du voller Euphorie dieses Feuer zünden wolltest?", frage ich lachend. Ich stehe hinter Kai und schlinge meine Arme um ihn. Über seine Schulter blicke ich zu ihm, kann ihn jedoch nur zur Hälfte erkennen, durch die Dunkelheit.

"Als Kind habe ich es geliebt, wenn wir im Garten ein Lagerfeuer gemacht haben. Zu dem Zeitpunkt waren die Probleme noch nicht so stark, wie sie im nachhinein entstanden sind. Es gab durch aus auch gute Tage bei den Parkers"

Er dreht sich zu mir um und schenkt mir ein Lächeln. "Jetzt fehlen nur noch Stöcke und Marshmallows" Ich wende mich von ihm ab und laufe zu unserer Tasche und hole einen großen Beutel mit diesen kleinen weißen fluffigen Zuckerbomben heraus. Als Kai die Packung scheinen sich seine Augen zu weiten.

Ich reiche ihm die Packung und schnappt sich sofort ein von den gesammelten Stocken die neben unseren Baumstamm liegen. "Wenn du dich mal über mich freuen würdest, wie über diese Marshmallow Packung", sage ich, doch Kai scheint dies nicht zu stören.

Er reißt den Beutel auf und steckt schon die ersten Zuckerbomben auf den Stock und hält sie ins Feuer. "Baby, du weißt, dass ich dich liebe, aber dieses Zeug haut mich immer wieder um"

Baby? Hat er mich gerade wirklich so genannt? Nicht das ich es schlimm finde, im Gegenteil. Irgendwie finde ich es sogar süß. "Und ich haue dich also nicht um?", frage ich skeptisch nach und ziehe eine Augenbraue nach oben.

Währenddessen ich mit verschränkten Armen vor der Brust direkt vor dem Lagerfeuer stehe, wendet Kai seinen Stock hin und her. So, dass die Marshmallows von allen Seiten gut gebräunt sind. "Komm mal her" Ich setze mich zu Kai auf den Stamm und warte auf seine Erklärung.

"Weißt du, was der Unterschied zwischen diesen Süßigkeitenbomben und dir ist?" Ich ziehe wieder eine Augenbraue nach oben. Was will er mir damit bloß sagen? "Nein. Erklär's mir.", fordere ich. Ich überschlage meine Beine und stütze mich mit meinem Gesicht auf einen Arm ab.

Kai zieht den Stock aus dem Lagerfeuer und begutachtet seine gutgebraunten Marshmallows. "Der Unterschied zwischen euch beiden ist der", beginnt er und zieht den ersten vorsichtig von dem Stock. "Marshmallows kann ich mir immer wieder kaufen. Aber dich, gibt es nur ein einziges Mal und so jemanden wie dich, finde ich nicht nochmal irgendwo", sagt er und hält mir den abgekühlten Marshmallow entgegen.

"Gut gerettet" Ich nehme mir die klebrige Zuckerpampe und lasse sie auf meine Zunge zergehen. Auch Kai nimmt nun den anderen und schiebt es in seinen Mund. "Jetzt mal was anderes" Erwartungsvoll sehe ich Kai an und putze meine Hände an einer Serviette ab.

"Wieso wolltest du unbedingt die Gitarre mitnehmen?", fragt Kai neugrig nach und steckt sich schon die nächsten zwei Zuckerbomben auf den Stock. Ich stehe auf und gehe hinüber zu unserem Zelt und hole die Gitarre aus der Gitarrentasche. Ich schlendere wieder zu ihm zurück und setze mich neben ihn.

"Es gibt da etwas, was du noch nicht von mir weißt", sage ich. Ich beobachte Kai dabei, wie er sein Lieblingsessen verspeist. Nachdem er seinen Mund voller weißer Zuckermasse abgeputzt und auch seine Hände gesäubert hat, schenkt er mir seine volle Aufmerksamkeit. "So?", fragt er noch mit vollem Mund. Ich muss lachen. "Du spielst also Gitarre?"

"Ja", sage ich kleinlaut. "Als kleines Kind habe ich meinen Onkel immerdabei beobachtet, wie er Gitarre gespielt hat. Irgendwann hat er mir seine heilige Gitarre in die Hand gedrückt und hat mir gezeigt, wie man darauf spielt. Und dann habe ich an Weihnachten eine Gitarre geschenkt bekommen."

Während ich ihm davon erzähle schwelge ich in Erinnerung und erinnere mich noch genau an den Tag zurück, als ich das Geschenkpapier von diesem rießigen Karton abgerissen habe. Ich habe über das ganze Gesicht gestrahlt "Wenn du mich fragst, ich war das glücklichste Kind der ganzen Welt", kichere ich.

Kai lächelt mich an. "Würdest du mir etwas vorspielen?", bittet er mich. "Klar", erwidere ich. Ich setze meine Finger an und fange an zu spielen. Nach den ersten Takten setze ich auch ein und singe den Text von meinem Lieblingslied. Zwischenzeitlich schaue ich immerwieder zu Kai, der mir vollkommen zuhört.

Es ist schon so lange her, dass ich nicht mehr gespielt habe und trotzdem fühlt es sich so an, als hätte ich nie aufgehört. Kurz nachdem ich das Lied beende, sehe ich Kai an. Er sieht völlig sprachlos aus. "Wow. Das war wunderschön" Ich lächel und spüre, wie sich die Röte in mein Gesicht schleicht.

"Wirklich Katy, das war wunderschön. Sag mir, dass du noch mehr auf diesem Teil spielen kannst" Ich muss lachen über seine Redensart. "Ja klar. Ich schätze, mein Gitarren Unterricht bei meinem Onkel macht sich dafür bezahlt" Auch Kai muss jetzt lachen.

Ich spiele ihm einige Lieder vor, welche ihm anscheinend so gut gefallen, dass er mit dem Spruch albert, dass ich ihm Abends zum Einschlafen etwas vorspielen könne. Wer's glaubt.

Wir sitzen bis tief in die Nacht an diesem Lagerfeuer und beobachten den Sternenhimmel. Bis wir uns dann doch irgendwann entschließen, uns schlafen zu legen. Ich rücke mit meinem Schlafsack näher zu Kai hinüber. Für einige Minuten beobachte wir gemeinsam die vielen Sterne am Himmel. Doch langsam verfalle ich immer tiefer in den Schlaf.

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt