Kapitel 16

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>Paramore - We are broken<

Der Aufprall auf der Wasseroberfläche wirkte nicht so sanft, wie erhofft. Dieser Idiot! Er hat mich reingelegt. Als ich wieder auftauche, steht er lachend am Steg und krümmt sich vor Lachen. "Du Idiot!", rufe ich ihm genervt zu. Er lacht mich weiterhin aus. "Du hättest deine Reaktion sehen sollen.", lacht er weiter. Ernsthaft? Sind wir nun soweit gekommen, dass wir uns jetzt wie Kleinkinder benehmen? Naja, Kai jedenfalls.

Ich schwimme hastig zum Steg zurück und hiefe mich hoch. Inzwischen hat Kai sich auch wieder beruhigt. Ich schlendere zu meiner Tasche um mir mein Handtuch rauszuholen. Doch im nächsten Moment schlingen sich starke Arme um meine Taille und werde über die Schulter geworfen. Ich quiecke auf. "Kai, lass mich runter!", schreie ich und schlage gegen seinen muskelösen Rücken. Doch er reagiert nicht. Stattdessen springt er samt mit mir auf der Schulter, ins Wasser. Unter Wasser lässt er mich los und ich schwimme auf Abstand, soweit es geht. Als ich versuche meine Augen zu öffnen, erkenne ich nichts außer Dunkelheit. Ein See ist leider nicht immer der sauberste Ort. Wir beide tauchen gleichzeitig auf. Ich wische mir die Wasserperlen aus meinem Gesicht. "Du hälst dich wohl für besonders witzig, hm." Er grinst mich spöttisch an. "Jetzt sei mal keine Spießerin, Katy." Sein Gesichtsausdruck bleibt gleich. Spott. Naja, ich muss dazu sagen, dass ich mir etwas anderes erhofft habe, als planschend mit Kai im Wasser zu hocken.

Wir kehren nun zum Steg zurück und währenddessen schwimmt Kai neben mir her und ich habe das verdächtige Gefühl von ihm beobachtet zu werden. Erneut hiefe ich mich am Holzsteg nach oben und beschließe dieses Mal sitzen zu bleiben. Diesen Kampf würde ich ein weiteres Mal verlieren, wenn es dazu kommen sollte. Ich lasse meine Beine im Wasser baumeln und Kai stützt sich mit seinen Armen am Steg ab und schaut sich um. "Und was genau soll das jetzt für ein Friedensangebot sein, Parker?", frage ich mit einem etwas hartnäckigerem Ton nach. Kai sieht zu mir auf. Seine blauen Augen sind faszinierend. Kate! Ich ermahne mich innerlich selber. Ich muss unbedingt damit aufhören. Auf der Stelle!

Er stößt sich vom Steg weg und schwimmt kurzzeitig auf dem Rücken. Währenddessen weichen seine Augen nicht von meinen. "Gefällt es dir denn nicht?", fragt er ruhig. Ich sehe mich um. Natürlich gefällt es mir. Aber, was soll dieser Ort mit einem Friedensangebot zutun haben? "Kai, ich will einfach nur wissen, was das ganze hier soll. In einem Moment bist du total arrogant und abstoßend und in der nächsten Sekunde wieder total nett." Er kommt zurück geschwommen und zieht sich nun am Steg zu mir hinauf. Nun sitzt er etwas näher neben mir, als gedacht. Zu nah.

"Katy, ich habe dich hierher gebracht, weil ich Frieden schließen will. Ich weiß, wir hocken hier seit einer Woche zusammen herum und ich weiß, dass ich aus deiner Sicht gesehen ziemlich abwertend bin, aber gib mir zumindestens eine Chance, es mit mir hier auszuhalten.", sagt er und es hört sich fast flehend an. Wieso werde ich den Gedanken nicht los, dass er es nicht ernst meinen könnte? Es ist irrsinnig. Ich kenne ihn nicht wirklich. Ich weiß nur, dass er seine Geschwister brutal umgebracht hat und nun hier seine Strafe für eine lange Zeit absetzen muss. Ich weiche seinem Blick aus. Es macht mich verrückt daran zu denken, wie er damals seine Geschwister ermordet haben muss. Welche Ängste Josette, Luke und Olivia hatten. Sie sind von den restlichen Geschwistern übrig geblieben. Und Kai.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass er mich ansieht. Den genauen Gesichtsausdruck sehe ich nicht. Dennoch entschließe ich mich dazu ihn anzusehen. Er sieht besorgt aus. "Woran denkst du?", fragt er vorsichtig nach. Er blickt mir tief in die Augen, dass es schon fast erschreckend wirkt. Doch ich lasse mich nicht aus der Fassung bringen und schaue ihn ebenso an. Wieso will er das wissen?

"Ich weiß nicht, wie ich dir vertrauen soll.", meine ich kleinlaut und schaue auf meine Hände, welche ich sich in meinem Schoß befinden und unruhig miteinander verschränke. Ehrlich gesagt, habe ich angst. Ich habe angst davor, dass er seine Kontrolle verlieren könnte. Ich würde hier nicht überleben. Niemand könnte mir helfen. Kai ist ein Psychopath mit einem winzigem Hauch von Einfühlsamkeit. So scheint es mir jedenfalls. Ich mein, er ist arrogant und ich mein, er hat mich in den ersten beiden Tagen versucht umzubringen. Doch, jetzt sitzt er hier und redet in einem normalen Tonfall mit mir. Er ist ruhig. Nicht gereizt. Nein, er wirkt entspannt. Doch, es scheint nur von kurzer Dauer zu sein.

Als ich mich nun wieder traue ihn anzusehen, sieht er sich auf dem See um. Und im nächsten Moment sieht er mich wieder an. "Du hast recht, es war eine bescheuerte Idee.", spuckt er und steht rasch auf. Genau das meine ich. Wie aus dem Nichts, ist er gereizt. Was geht in seinem Kopf bloß vor? "Kai, es tut mir leid. Ich...", will ich anfangen doch er schneidet mir das Wort ab.

"Vergiss es Katy. Ich bin ein Psycho. Ich habe mich nicht unter Kontrolle, wie du siehst. Wie solltest du mir denn auch vertrauen können, wenn du mit Jemanden wie mir, unter einem Dach hausen willst? Ich mein, es liegt doch klar auf der Hand. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis wir uns gegenseitig auf den Geist gehen und ich versuche dich umzubringen."

Mein Atem stockt. Mit geballten Fäusten steht er einige Meter von mir entfernt und ich kann seine Wut spüren, welche er verbreitet. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter. Ich sitze immernoch an der Kante des Steges und sehe ihn schockiert an. Als ich mich erhebe und auf ihn zu laufe, höre ich nicht auf meine innere Stimme, welche mir sagt, dass ich mich von ihm besser fernhalten sollte. Nein, ich wage den Schritt und gehe zu ihm. Er ist einfach ein kaputter Mensch. Was ist damals bloß passiert, dass er nun so ist, wie er ist?

Nun stehe ich vor ihm und mustere ihn. Er sieht mich mit einem angespannten Kiefer an und seine Miene ist immernoch düster. Ich wirke jedoch ruhig. Im nächsten Moment ergreife ich seine Hand und halte sie fest. Kate, was tust du da?

Ich schließe für einen Momentlang meine Augen und atme tief ein und wieder aus. Doch es folgt keine Reaktion seiner Seits. Ich öffne meine Augen und seine Gesichtszüge sind weicher geworden. Er wirkt verwirrt. Und dann sieht er mich an.

"Es ist total naiv von mir, dass ich das hier tue, aber ich werde dir die Chance geben, dass du mein Vertrauen gewinnst. Aber, es wird Regeln geben und keine Spielchen, Parker."

Gefängniswelt | Kai Parker Fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt