Am nächsten Tag wurde ich durch die ersten Sonnenstrahlen wach, die durch das Fenster schienen. Ich blinzelte. Dann öffnete ich meine Augen ganz. Ich streckte mich und stand langsam auf. Dann Schlich ich mich nur in Unterwäsche runter ins Wohnzimmer. Doch ich blieb kurz vor der Tür stehen, als ich Stimmen hörte. Einmal war da ganz klar Neymars. Aber die zweite kannte ich nicht.
"Ja, ich liebe sie und will nur das beste für sie. Deswegen ist es wichtig, dass ihr geholfen wird. Ich will das sie da rauskommt, rauskommt aus dieser unglaublichen Trauer, die sie so in den Wahnsinn treibt. Ich will meine Freundin glücklich sehen." Hörte ich Neymar sagen. Seine Stimme klang bedrückt. Ich atmete stoßweise. Mit wem zum Teufel redete er. Dann ertönte eine Frauenstimme. "Ich werde nem bestes geben, sie davon wegzubringen. Ich habe auch schon AntiDepressiva dabei, die muss sie zu Beginn zwei mal täglich nehmen, morgens und abends. Das ist am Anfang besonders wichtig, mit der Zeit so nach den ersten 5-7 Monaten reicht es dann wenn sie täglich eine nimmt." Sagte die Frau. Ich zuckte zusammen. Die glaubten tatsächlich ich wäre verrückt. Tränen stiegen mir in die Augen, dann ging ich in Wohnzimmer und sah die beiden am Tisch sitzen. Als ich reinkam sahen sie mich beide an. Neymar sprang sofort auf. "Ivana" sagte er und sah mich mit großen Augen an. Doch ich hatte nur Augen für die Psychotante. Sie hatte blonde lange Haare und einen Hosenanzug an. Wahrscheinlich wäre sie wirklich hübsch, wenn sie nicht diese eiskalten Augen hätte, die sich ihrem Lächeln gänzlich widersetzten. Auch sie stand jetzt auf und streckte mir ihre Hand entgegen. "Hallo Ivana, ich bin Senhora Delita." Sagte sie. Ich nickte und ignorirete ihre Hand. "Ich brauche keinen Seelenklemptner, Neymar." Sagte ich kalt ohne sie noch eines Blickes zu würdigen. Dann ging ich die Treppen hoch in mein Zimmer. Entschied mich für eine schwarze Hose und einen getrieften Pulli. Ich band gerade meine Haare zu einem hohen Zopf und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Neymar reinkam. Er sah mich besorgt an. "Hey hübscher" sagte ich ironisch ohne ihn dabei richtig anzusehen. Er sah mich ernst an. "Ivana..." sagte er und wollte meine Hand nehmen, doch ich zog sie energisch weg. "Lass mich" sagte ich scharf und ging an ihm vorbei. Ich ging zu Tür, zog meine Schuhe an und ging raus. Draußen blieb ich erstmal stehen und atmete die frische Luft ein. Tat das gut. Dann ging ich zu meinem Lieblingsplatz. Er war am höchsten Punkt, man hatte den perfekten Ausblick auf die Stadt. Ich setzte mich auf den Boden und legte mein Kinn auf meinem Knie ab. Wie konnte mein Leben nur so dermaßen aus den Fugen geraten? Alles hat mit dem Tod meines Vaters angefangen das war klar. Aber er war nicht tot, sicher nicht. Er lebte. Eine einzelne Träne rollte mir über die Wangen und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Ivana?" Eine vertraute Stimme sagte meinen Namen. Ich kannte sie und nahm augenblicklich die Hände von meinem Gesicht. Vor mir saß ohne Zweifel. Mein Vater. "Papa" hauchte ich. Es gelang mir fast nicht es auszusprechen. Ich sah ihn einfach nur an und er mich. Ich konnte nichts sagen. Bis er mit einer Hand vorsichtig über meine Wange strich. Ich konnte ihn fühlen, er war es also wirklich. "Papa" flüsterte ich nochmal und dann fiel ich ihm in die Arme und hielt ihn fest. So fest. Und ich weinte, weinte und weinte. Es wollte einfach nicht aufhören, aber er reagierte nicht, er hielt mich einfach nur fest. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich schluchzte und ich war verlassen von meiner ganzen Kraft. Ich hielt meinen Vater in den Armen, von dem ich jahrelang geglaubt hatte, dass er tot ist. Ich hatte so viele Fragen, aber gerade in diesem Moment war ich unfähig sie zu stellen. Gerade übermannten mich alle Gefühle auf einmal. Trauer, Verzweiflung, Leidenschaft. Aber vor allem Liebe. So tiefe Liebe und Glück in hier bei mir zu haben.
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Alles für eine gute Show
Fanfiction"Schöne Augen" "Kann ich nur zurück geben" Um den brasilianischen Slums zu entkommen nimmt Ivana ein Jobangebot in Barcelona an. Doch wenn sie gewusst hätte was sie dort erwartet, wäre sie vielleicht doch lieber in Rio geblieben...