Verdade

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Ich schlug die Augen auf und sah neben mich, wohl eher unter mich. Neymar. Ich lag auf seiner nackten Brust auf dem Rücksitz des Leihwagens vom Hotel. "Ach du Scheisse" Rutsche mir raus. Neymar schlug die Augen auf und sah mich an. Ich schnappte mir mein Handy. 8:30 Uhr. Na super, wir waren tatsächlich danach eingeschlafen. 5 Anrufe von Coral. 1 SMS. 'Wo seid ihr?' Ich schluckte. Auch Neymar schien erschrocken. "Scheisse Ivana, ich muss in einer Halben Stunde am Trainingsplatz sein" rief er aus und zog sich schnell an. Auch ich schlüpfte schnell in meinen Klamotten. Er brauste los. "Gehst du Kaffee holen?" Fragte er mich. "Sonst schaffen wir das nicht mehr" sagte er ich nickte und fünf Minuten später hielt er an einer Bäckerei. Ich sprang hinaus und eilte hinein. "Hallo, bitte ein mal einen doppelten Latte Macchiato und einen Mokka mit Sojamilch" bestellte ich an der Theke. Die junge Frau sah mich nur mit großen Augen an. Ich runzelte die Stirn. "Sie, sie sind doch, die f-Freundin von Neymar, oder?" Stotterte sie. Ich schluckte und nickte langsam. Sie drehte total am Rad und rief aufgeregt hin und her, bis sie ihre Sprache wiederfand "oh mein Gott, ich hab dich immer so bodenständig und nett eingeschätzt, vor allem weil du ja auch von hier kommst, aber dann hab ich den Artikel gelesen und..." Sagte sie, aber ich unterbrach sie. "Moment mal, Wechten Artikel?" Fragte ich sie. Sie kramte etwas in ihrer Tasche rum und legte mir die "Gossip do Rio" vor, die brasilianische Klatschzeitschrift. Was prangte natürlich auf der Vorderseite? Das fast Kuss Bild von mir und Neymar. Darüber die Überschrift. 'Der Kicker im Liebesglück, doch ist wirklich alles in bester Ordnung, bei ihm und seiner brasilianischen Freundin? Neymar im Exclusive Interview.' Darüber ein Zitat, das von Neymar stammen sollte. "In der Beziehung ist sie oft die größte Zicke, die ich kenne'" ich schluckte. Wow. Und schon wieder. Ein Schlag in die Magengrube. Danke Neymar. Ich schnappte mir die Zeitschrift und die beiden Kaffees und ging nach draußen. Neymar lehnte mit Sonnenbrille am Auto, um nicht erkannt zu werden. Ich schmiss ihm die Zeitschrift vor die Füße "hast du das so gesagt?" Fragte ich ihn kalt. Er hob sie auf und las es. Dann sah er mich an. "Ivana.." Setzte er an, doch ich unterbrach ihn. "Hast du, oder hast du nicht?" Fragte ich ihn. Er sah zu Boden. "Ich habs gesagt" murmelte er. Ich sah ihn fassungslos an "so schlimm?" Fragte er. Ich setzte ein gefaktes Lächeln auf. "Nein, natürlich nicht" sagte ich. Er grinste erleichtert "echt?" Fragte. Mein Lächeln verschwand "nein! Fick dich ins Knie" rief ich, schmiss seinen Kaffee in den Mülleimer und ging davon. Er rief mir hinterher aber ich reagierte nicht. Irgendwann ist er gefahren. Ich seufzte, dann machte ich mich auf den Weg ins Hotel. Erklärte Coral die Situation, duschte mich und lies mich danach stylen. Auf zu Maracanã. Juhu...

[...]

Ich trug ein schwarzes Kleid mit weißen Riemen Pumps. Meine Haare waren in groß Locken gedreht. Ich saß mit Coral und Rafaella im VIP Block.

[...]

1:0 für Brasilien.
Sie spielten gegen Chile. Marcelo hatte es geschossen. Wir freuten uns. "Und wie geht's so in deinem Studium voran?" Fragte ich Rafaella. "Ja, naja momentan ist es ein bisschen schwierig...." Sagte sie. zurück. Ich wollte gerade antworten, als Coral mir mit zitternder Unterlippe und Tränen in den Augen ihr Handy reichte. "Ist für dich" hauchte sie und ich nahm es. "Guten Tag, spreche ich mit Ivana Olveira Pinto" fragte mich eine Männerstimme. Ich bejahte es. "Hier ist ein behandelnder Arzt des Krankenhauses 'Dois corações'" sagte er. Was ist nur passiert?!?! Ich zitterte am ganzen Körper. "Ihre Schwester Taynara Olveira Pinto, wurde vor 20 Minuten hier eingeliefert, sie ist..." Mehr Hörte ich nicht, denn ich hatte das Handy fallen gelassen und war losgerannt. Mein Kopf war leer, als ich die Gänge lief und mit mindestens 6 Leuten zusammenstieß, mein Kopf war leer, als ich aus dem Stadion rannte und über 10 rote Ampeln lief. Mein Kopf war leer, als mein Absatz abbrach und ich der lange nach auf den Boden fiel, sodass die Wunde überhalb meines Auges wieder stark anfing zu bluten. Mein Kopf war leer, als ich ins Krankenhaus rannte und die Frau am Tresen anschrie, wo meine Schwester sei. Mein Kopf war leer, als ich in ihr Zimmer stürmte. Ich ging in die Knie.

[...]

"Ivana?" Hörte ich eine leise Stimme an meinem Ohr. Ich schlug sofort die Augen auf und sah meine Schwester erleichtert an. "Tay! Du bist wach!" Rief ich aus und drückte sie an mich. Jetzt liefen die Tränen über meine Wangen. "Was ist passiert Tay?" Fragte ich sie. Und dann erklärte sie mir alles. Das Luca bei Francisco petzten war, das ich in Europa einen Job hatte und jetzt mehr verdiente, als alle Favelabewohner zusammen. Er ist in unser Haus gestürmt, meine Mutter war nicht da. Er hat ihr in den Bauch geschossen. Nur durch Glück hat Jelito sie gefunden, sonst wäre sie jetzt.... Ich wollte gar nicht darüber nach Denken. Ihr Zustand war stabil, aber nur wegen mir war sie in solch einer Situation. Ich war am Ende, ich entschuldigte mich tausend mal bei Tay und sagte das ich meinen Job aufgeben wollte. Sie meinte zwar das ich das auf keinen Fall machen sollte, aber ich war mir sicher. Ich würde alles dafür tun um mom und Tay zu schützen.

4:30 Uhr nachts..

Ich schloss die Tür zu unserer Suite auf. Es war viel zu spät, ich war lange bei Tay geblieben, auch meine mom war dann dazu gestoßen. Es war alles so furchtbar. Ich hatte soviel geweint wie schon lange nicht mehr. Ich Brauchte frische Luft und setzte mich auf den Balkon.
Ich lehnte mein Kopf an das kalte Geländer. Ich erschrak als ich ein Geräusch hinter mir hörte. Neymar. na super . Er setzte sich zu mir, als er sah wie heftig ich weinte, sah er mich lange an. "Willst du mir jetzt davon erzählen?" Fragte er. Ich holte tief Luft dann nickte ich "alles fing damit an als ich 15 war, mein Vater meine Mutter, Taynara und ich wir haben alle zusammen in einer Hütte in den Favelas gelebt, caramujo, wie du ja weißt. Alles war perfekt. Bis mein Vater zu falschen Zeit am falschen Ort und wurde von der städtischen Polizei erschossen. Lange Zeit habe ich mir Rache geschworen. Ich wollte nicht mehr lachen, nicht mehr essen, ich wollte nicht mal mehr existieren. Nach einer langen langen Zeit habe ich dann kapiert, dass ich funktionieren muss für meine Mutter und für meine Schwester, Taynara. Ich hab die schule nach der 10. geschmissen um Geld zu verdienen. Meine Familie zu versorgen. Dann hab Ich mir das Tatoo stechen lassen weil ich ihn immer bei mir haben wollte. Seus olhos brilham mais que as estrelas. Und du hast recht, sie leuchten nicht mehr.
Dann kam Luca. Er hat den Schmerz gelindert, aber er konnte ihn nicht ganz nehmen. Luca war für mich da, nur die Trennung hat er nicht verkraftet, jetzt als ich gestern zurück nach caramujo bin hat er mich geschlagen und danach bei Francisco verpfiffen. Francisco der Anführer der herrschenden Gang in unseren Favelas, den Guerros. Er hat Taynara angeschossen. Sie liegt im Krankenhaus. Das ist das wovor ich immer Angst hatte, das genau so was passiert. Ich liege jeden Abend wach und weine um meinen Vater. Wenn ich aufwache ist er mein erster Gedanke und wenn ich schlafen geh mein letzter. Ich habe mir oft Vorwürfe gemacht. Hätte ich es verhindern können? Hätte ich irgendwas tun können? Mir war klar, das er nie wieder bei mir sein konnte . Aber die Realität schmerzte so sehr. Ich hab immer zu meinen Vater gesagt: eines Tages verdiene ich so viel Geld, dass wir alle hier raus können. Er meinte, dass sei nur ein Traum. Heute kann ich sie rausholen, aber ich wünsch mir meinen Vater zurück." Flüsterte ich und die Tränen liefen unkontrolliert über meine Wangen. Neymar fackelte nicht lange, sondern zog mich in seine Arme. "Das war das ehrlichste, was ich je gehört habe" flüsterte er. Von meinem Tattoo hinter meinem Ohr, hatte ich ihm noch nichts gesagt. Keiner wusste das ich es hatte. Es war ein Geheimnis zwischen mir und meinem Vater. Es stand Salvador dort. Der Retter. Es passte in jeder Hinsicht. 1. heiß mein Vater so und 2. war er mein Retter.
Neymar sah mir jetzt in die Augen. Diese wunderschönen grün braunen Augen trafen auf meine. Er nährte sich mich, und dann küsste er mich. Und dieser Kuss war kein fordernder heißer Kuss, so wie die, die wir machten, wenn wir kurz davor waren miteinander zu schlafen. Nein, das war so ein Kuss, der Abertausende Schmetterlinge in meinem Bauch auslöste. Scheisse..

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