Kapitel 3- Annem

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Memo: Athooos..

Sagte er und gab mir zur Begrüßung eine kleine Umarmung. Sicherlich kennt ihr die 3 Musketiere.. das sind wir. Okay nicht die originalen, aber wir drei halten einfach zusammen wie die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis. Ich als Athos, Memo als Porthos und Seda als Aramis. Unser drittes Musketier ist halt weiblich.

Seda: Wie geht's dir?

Fragte sie mich nachdem auch sie mich begrüßte.

Ich: Gut und dir kleine?

Sie nickte mir lächelnd zu und schon konnten die Lesungen beginnen. Nach 8 Stunden hatte ich dann endlich Schluss. Seit einem halben Jahr mag ich den Freitag nicht. Das Gefühl zu wissen, dass ab diesem Tag das Wochenende beginnt ist zwar fantastisch, aber als ich vor 2 Jahren erfuhr, dass Hassan wieder aufgetaucht ist, bin ich durchgedreht vor Wut. Noch am selben Abend hätte ich beinahe ein Unfall gebaut, was zum Glück noch gut ausging. Meine Wut ihm gegenüber ist Tag zu Tag gestiegen, was meine Tante mir leider ansah. Sie hat sich Sorgen gemacht und wollte etwas dagegen unternehmen. Ich sehe meine Mama manchmal in meinen Träumen. Ihr wunderschönes Lächeln. Und manchmal spielt sich die grauenvolle Szene in meinen Träumen ab, in der Hassan sie gnadenlos ersticht und ich als kleiner Junge weinend neben meiner sterbenden Mutter sitze. Schrecklich sind diese Träume. Jedenfalls weiß meine Tante von den Träumen, weshalb sie erst recht wollte, dass ich mir eine Therapeutin aufsuche, die meine Wut und Aggressionen ein wenig lindern kann und mir mit den grausamen Traum helfen könnte. Seit einem halben gehe ich nun zu dieser Therapeutin auf Wunsch meiner Tante. Hätte sie mich nicht weinend darum gebeten, hätte ich es bestimmt nicht gemacht. Jedenfalls hatte ich bis vor kurzem zwei Sitzungen wöchentlich bei Frau Dr. Kaiser. Ein wenig hat es schon gebracht, aber ich kann der doch nicht mein ganzes Leben Stück für Stück erzählen, das kann ich einfach nicht, mich einer fremden so öffnen und ihr Einlass in meine Gedanken zu erstatten. Deshalb muss ich leider weiterhin zu ihr, zum Glück aber nur noch einmal die Woche und dies jeden Freitag. So viel zum Thema warum ich den Freitag nicht mehr mag. Nach der Uni bin ich erst direkt zum Friedhof gefahren. Ich besuche meine Mutter jeden Tag. Ich verstehe die Leute nicht, die ihre verstorbenen Geliebten nur dann Besuchen, wenn sie mal traurig oder so sind. Ich vermisse meine Mutter unheimlich und an ihrem Grab kann ich ihr ein wenig Nahe sein. Dieses Gefühl, wenn ich dort sitze und ein Gebet für sie aufsage, ist so anders. Einfach unbeschreiblich. Es fühlt sich dann so an, als würde sie direkt neben mir sitzen und mir ihre Kraft schenken. Ich weiß du bist da Anne und für dich lebe ich. Mag sein das ich vielleicht wie ein Weichei oder ähnliches rüber komme, aber wer jemanden so wichtiges in seinem Leben verloren hat, der kennt dieses Gefühl. Und ein Weichei bin sicherlich nicht. Nach dem täglichen Besuch meiner Mutter fuhr ich dann zu Dr. Kaiser, der ich die momentane Lage schilderte, mir einiges von ihr anhörte und dann endlich nach Hause fahren durfte.

Teyze: Hosgeldin oglum. (Herzlich willkommen mein Junge)

Sagte sie als ich die Wohnung betrat.

Ich: Hosbulduk Teyze.

Teyze: Geh deine Hände waschen canim, dass essen ist schon fertig.

Ihr musste ich natürlich berichten wie es bei Dr. Kaiser lief. Ich erzähle ihr alles, denn sie versteht mich und steht hinter mir. Sie ist auch der Meinung, dass Hassan seine gerechte Strafe bekommen soll, aber mit der Tatsache, dass ich mich rächen und ihn leiden sehen will, kann sie sich nicht ganz anfreunden. Nach dem Essen ließ ich mich einfach in mein Bett fallen und schlief irgendwann ein.

Anne: Es reicht Hassan! Ich will dich nicht mehr sehen! Ich will dich nicht mehr in unserem Leben! Verschwinde!

Schrie meine Mutter, während sie mich an der Hand hielt und versuchte mir die Ohren zu zuhalten.

Hassan: Halt deinen verdammten Mund! Glaubst du wirklich du kannst mich einfach so loswerden?!

Er hob seine Hand und schlug ihr ins Gesicht. Ein lauter Knall ertönte und meine Mutter fiel auf den Boden. Ich sah nur noch wie ihre Hand aus meiner glitt. Nein! Wir dürfen einander nicht loslassen!

Ich: Lass Sie in Ruhe und verschwinde doch endlich! Wir wollen dich nicht!

Schrie ich aus voller Kehle und stellte mich vor meine Mutter direkt gegenüber von Hassan.

Hassan: Und wer wollte dich? Nicht einmal dein Vater!

Auch mir gab er jetzt eine Ohrfeige.

Anne: Oglum. Canim iyimisin? ( Mein Junge. Meine Seele, geht es dir gut?)

Fragte sie besorgt und nahm mich für ein paar Sekunden in den Arm, ehe Sie sich auf Hassan stürzte.

Anne: Wer bist du das du meinem Sohn die Hand hebst?! Wer bist du, dass du es dir erlauben kannst Ihn zu schlagen?!

Sie schrie lauter als zuvor und schlug auf Hassan ein. Er konnte sie nicht von sich weg zerren und lief in die Küche.

Anne: Canim oglum, es tut mir so leid! Ich hätte dieses Monster nie in unser Leben lassen dürfen. Emre, bitte weine nicht. Du weißt ich werde sonst traurig.

Sie strich mir über die Wangen und küsste mich.

Hassan: Du gibst mir jetzt all das Geld, was du für diesen kleinen Hund zu Seite gelegt hast und öffnest dein Mund nie wieder, verstanden!

Anne: Nicht einmal in deinen Träumen!

Plötzlich zog er mich an meinen Haaren auf und entriss mich aus den armen meiner Mutter, die nach mir schrie und wieder aufstand, bis er langsam das Messer an meinen Hals hielt. Dieser Blick meiner Mutter, voller Angst und Wut ließ mich erstarren. Stumm rollten mir ein paar Tränen über die Wange, die so brannte. Auf einmal änderte sich Mamas Blick, sie lief auf Ihn zu und schlug auf Ihn ein, während sie versuchte Ihm das Messer aus der Hand zu reißen. Hassan brüllte laut auf und im nächsten Moment hörten wir ein merkwürdiges Geräusch und meine Mutter, glitt langsam zu Boden. Erst jetzt sah ich das Messer in Ihrem Bauch.

Ich: ANNEEEE!

Ich lief zu Ihr und wischte ihre Tränen weg.

Anne: Oglum.. Emrem.. (Mein Junge)

Ich: Anne du darfst mich nicht verlassen. Mama du hast gesagt wir bleiben immer zusammen. Immer. Anne bitte weine nicht. Wir bringen dich ins Krankenhaus und dann wird alles wieder gut Anne.

Ich versuchte sie mit meinen kleinen Händen aufzurichten. Und er stand dort mit großen Augen und rührte sich nicht.

Anne: Canim oglum. Seni herseyden herkezden cok seviyorum. Unutma tamami! ( Mein geliebter Junge. Ich liebe dich mehr als alles und jeden anderen. Vergiss das nicht, okay!)

Ihre Stimme hörte sich so anders an. Kraftlos und brüchig.

Ich: Anne ich liebe dich auch. Mama du musst mir ein bisschen helfen, bitte versuch aufzustehen.

Langsam schlang sie ihre Arme um mich und küsste mich überall im Gesicht, bis sie mir dann noch ein Lächeln schenkte und ihre Augen schloss.

Ich wachte aus diesem Alptraum auf und keuchte vor mich hin. Ich hatte geschwitzt wie sonst was und musste wieder normal Luft holen. Das Licht ging an und meine Tante kam mit einem ängstlichen und besorgten Blick in das Zimmer. Als sie mich so auf dem Bett sitzen sah füllten sich Ihre Augen und sie setzte sich neben mich.

Teyze: Geht es dir gut?

Ich: Mir geht’s gut Teyze. Tut mir leid, dass ich dich wieder geweckt habe.

Teyze: Du hast mich nicht geweckt canim. Ich spüre es doch, wenn du diesen Alptraum hast.

Ich lächelte und breitete meine Arme aus, damit sie sich wieder beruhigt. Sie schüttelte lachend den Kopf und wollte mich nicht umarmen. Als ich mein Shirt sah verstand ich auch warum.

Ich: Ich geh duschen.

Sagte ich lachend und verschwand unter die Dusche. Das tat echt gut. Das Wasser prasselte auf mein Kopf und ich schloss meine Augen. Wieder erschien dieses Bild vor meinen Augen. Meine Mutter, blutüberströmt auf dem Boden. Blitzartig öffnete ich meine Augen wieder. Mit dem schlafen war es das für mich wieder. Wie immer, wenn ich diesen Alptraum hatte. Nachdem duschen setzte ich mich an ein paar Akten und Ordner der Kanzlei, die ich sortierte. 5.02 Uhr zeigte die Uhr an und ich legte mich wieder in mein neu bezogenes Bett. Etwas später schlief ich dann auch endlich wieder ein.

Bis ich auf Dich traf <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt