Kapitel 27

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Ich öffnete meine Faust, mit dem Gegenstand in ihr und kniete mich zu ihm nieder. Er funkelte die Kette und den Ring an, bis er sie mir schell aus der Hand nahm.

Ich atmete tief durch, beobachtete wie er die Kette fest in der Faust umschloss, sie anschließend wieder betrachtete und sich dann wieder dem Grabstein widmete. Wollte er das ich gehe? Weder redete er mit mir, noch sah er mich an. Ich stand auf und drehte mich um. Er möchte allein sein. Aber wieso konnte ich ihn nicht dort alleine zurück lassen? Schweigen ist manchmal der lauteste Schrei. Er schwieg, aber keiner verstand, was es bedeutete. Im Schneidersitz, in der selben Position wie er setzte ich mich neben ihn hin und öffnete meine Hände um ein Gebet für seine verstorbene Mutter aufzusagen. Immer noch ignorierte er mich.

Ich: Du musst das nicht alleine durchstehen Emre.

Emre: Du solltest nicht hier sein. Geh zurück in die Schule.

Ich: Ich bin da wo ich sein möchte.

Bei dir.

Emre: Aber ich möchte hier niemanden haben!

Ich: Emre-..

Emre: Ceylan geh!

Zögernd stand ich auf und musterte ein letztes mal das Grab. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen.

-Emres Sicht-

Obwohl ich die Hoffnung beinahe aufegegeben hätte, hatte ich endlich meine Kette wieder. In diesem Moment der Hoffnungslosigkeit und Trauer, schenkte sie mir ein wenig Leben. Wieder ein Funken Leben und wieder durch Sie. Ceylan. Das ist sie Anne. Das Mädchen das ich liebe. Aber sie durfte mich nicht so sehen! Es war so anders, jemanden an ihrem Todestag dabei zu haben. Obwohl ihre Anwesenheit mir gut tat, wollte ich nicht, dass sie mich so schwach und kraftlos sah.

...

Ich: Ceylan geh!

Sie stand auf und stand noch für einen kurzen Moment neben mir. Was tue ich da? Ich brauchte sie! Wenigstens einen Menschen den ich liebte, wenn es meine Mutter nicht sein konnte. Wieder kehrte sie mir den Rücken zu und meine Brust zog sich zusammen. Die Tränen, welchen ich den Weg aus meinen Augen versperrt hatte, hatten sich nun frei gekämpft und entliefen mir. Sie wird gehen.

Ich: Ceylan.. bitte bleib.

Es waren die mit Abstand traurigsten Worte, die ich je von mir gegeben habe. Bitte bleib. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, dass er um die Anwesenheit eines anderen bittet? Wie sehr muss er ihn brauchen? Wie sehr ist er abhängig von dieser Person, dass er denkt ohne diese Person nicht klar zu kommen? Wie sehr liebte ich dieses Mädchen? Ich stand auf und sah in ihr mit Tränen übersätes Gesicht. Einen Augenblick sahen wir uns bloß stumm in die jeweils feuchten Augen. Ich sah auf meine Hand, in der ich die Kette hielt und dann wieder zu ihr auf.

Ich: Danke.

Sie nickte und wieder entwich mir eine Tränen aus dem Augenwinkel.

Ich: Sie.. sie gehörte meiner Mutter. Es war ihr letztes Geschenk an mich. Sie hatte es von ihrem Vater erhalten. Danke das du sie mir wieder zurück gebracht hast.

Sie kam auf mich zu und umarmte mich urplötzlich. Und so als hätte ich nichts anderes gebraucht, schlang ich meine Arme um sie und drückte sie fest, während ich wieder meinen Emotionen verfiel und in ihren Armen weinte und trauerte. Auch ihre schluchzer waren hörbar. Trösten ist keine Kunst der Worte, sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden, was sie eindeutig tat. Meine Augen waren geschlossen und ich nahm bloß ihren Duft wahr, bis mir meine Mutter vor die Augen kam. Wie in meinem Traum. Sie stand dort in weiss. Eure Wege haben sich nicht aus Zufall gekreuzt. Schlagartig öffnete ich meine Augen wieder. Erst jetzt begriff ich was sie damit meinte. Sie meinte eindeutig Ceylan. Unsere Wege hatten sich nicht aus Zufall gekreuzt, nein es soll so sein. Ich wollte mich nicht mehr aus ihren Armen lösen. Dieses Mädchen gehörte einfach zu mir. Ich hatte mich wieder einigermaßen beruhigt und auch von ihr hörte ich nichts mehr, also löste sie sich von mir und sah mich an. Ihre Hand strich über meine Wange und sie wischte mir schnell die Träne vom Gesicht.

Ceylan: Du musst das nicht alleine durchstehen.

Sie schaute runter auf meine Hand und im nächsten Moment hielt sie sie in ihrer. Was in diesem Moment in mir vorging konnte ich nicht beschreiben, aber es fühlte sich mehr als nur gut an. Wir setzten uns nebeneinander wieder an das Grab. Hand in Hand. Die ganze Welt verliert die Farbe, wenn du alleine bist und du denkst, du musst lernen damit umzugehen. Ich war nicht allein. Ich trauerte nicht allein. Ceylan war es, die meiner Welt noch Farbe schenkte. Es war jetzt bereits nach 15 Uhr. Ceylans Kopf war an meiner Schulter angelehnt und ihre Hand immer noch in meiner verschränkt. Vielleicht sollte es dieses Jahr anders sein. Ich sollte vielleicht nicht den gesamten Tag auf dem Friedhof verbringen, denn sagt man nicht; mit jeder Träne, die auf die Erde des Grabs des verstorbenen landete, leidet der darunter umso mehr. Sollte Ceylan der Beginn eines neuen, glücklicheren Lebens für mich sein? Gerade wollte ich sie fragen, ob sie Hunger hat um danach mit ihr etwas essen zu gehen, als plötzlich vor uns auf dem Grab die Schatten zweier Personen erschienen. Vielleicht waren Memo und Seda gekommen? Aber ein Blick nach hinten, wo die zwei Personen standen verriet mir etwas ganz anderes. Etwas womit ich ganz und gar nicht gerechnet hatte, denn ich blickte in das Gesicht von Hassan. Ich brauchte eine Sekunde um zu realisieren, dass er es tatsächlich war. Er stand direkt hinter mir, blickte mir in die Augen und war so Nah wie niemals zuvor. Mit welchem Gesicht wagte er sich allen ernstes, sich sichtbar zu machen, sich mir gegenüber zu stellen und vor allem HIER am Grab meiner Mutter.

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Hey ihr Zuckerschnuten,

ein etwas kleineres Kapitel I know, aber besser als nichts oder?:)

Uuuuh Hassan ist aufgetaucht, habt ihr das schon gehört?:o

Und seit gestern hab auch ich wieder Schule..:/

EIN MEGA DANKE AN DIE SÜßEN VOTER, IHR SEID SUPER*-*

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Ihr seid einfach tolle Leser, dankeschön<3 fühlt euch geknuddelt von mir:*

Schönes Wochenende euch allen noch:)

Hab euch lieb und au revoir<3

Bis ich auf Dich traf &lt;3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt