Kapitel 11

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Ich hörte wie mein Vater und die anderen beiden wieder zur Tür reinkamen. Mit dem Brief in der Hand ging ich langsam und ängstlich zurück. Ich hatte keinen Schimmer, wie die anderen reagieren würden, aber eins war klar, ich musste es ihnen zeigen. Meine Mutter stand sofort auf als sie mein Vater sah.

Anne: Und wart ihr dort? Was haben sie gesagt? Habt ihr schon etwas neues?

Ömer: Anne setz dich erst mal.

Baba: Nichts! Wir haben nichts! Sie können erst etwas unternehmen, wenn sie 48 Stunden nicht erreichbar ist.

Alle setzten sich, bis auf mir. Meine Mutter fing wieder an zu weinen.

Ich: Baba..

Die Aufmerksamkeit aller war auf mich gerichtet. Ich bekam Panik und fing an zu zittern. Kein einziges Wort bekam ich raus. Ich war einfach viel zu überfordert mit der Situation.

Ömer: Ceylan?!

Ich atmete tief ein und aus und überreichte meinem Vater den Brief. Nachdem er ihn las sank sein Kopf. Dieser Anblick war unerträglich und als wir sahen, wie seine Tränen nach und nach fielen, zerbrach eine Welt für mich. Ich hatte meinen Vater noch nie weinen gesehen, wirklich noch nie. Er ist der Mann zu dem ich aufsehe, der einen beschützt, ein Held, der sich vor nichts fürchtet und mit Stärke in den Kampf zieht, für das was er liebt. Und jetzt saß er dort so zerbrechlich. Es war nicht so, dass er nun an Stärke verloren hat, nur verengte es einem das Herz, seinen Helden, seinen Vater weinen zu sehen. Ich ertrug diesen Anblick nicht mehr und fing selber an fürchterlich zu weinen. Enes riss meinem Vater den Brief aus der Hand und man merkte sofort, dass auch die anderen schockiert waren, als sie meinen Vater so sahen. Enes las den Brief laut vor:

Canim Kardesim,

es tut mir mehr als nur Leid, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich wollte einfach nur weg. Es zerstört mich innerlich, Tag für Tag zu sehen, dass ich nicht erwünscht bin. Ich ertrage diese Streitereien nicht mehr, es verletzt mich nicht nur, es macht mich fertig. Ich habe lange überlegt und ich weiß, dass meine Entscheidung vielleicht nicht die richtige ist, aber gülüm benim (meine Rose), es gibt noch einiges, wovon du nichts weißt. Ich fühle mich mehr als nur schlecht dir gegenüber. Ich weiß ich hätte dir alles anvertrauen können, nur wusste ich nicht wie. Irgendwann kommt der Moment, in dem man sagt: bis hier hin und nicht weiter. Ich bin an diesen Punkt angelangt und möchte ein wenig Glück und Freude in meinem Leben haben. Ich hoffe du verstehst mich ein wenig. Ich werde mich auf jeden Fall bei dir melden canim (mein Schatz/Seele). Sei mir bitte nicht all zu böse und verlier dein wunderschönes Lächeln nicht. Ich liebe dich. Leyla <3

Wovon weiß ich nichts? Und wie konnte sie mich hier alleine lassen? Ich zerbrach mir den Kopf mit diesen Fragen.

Enes: Sie.. sie ist abgehauen.

Er war für einen kleinen Moment wie versteinert. Meine Mutter versuchte erst einmal zu realisieren, was überhaupt geschah und im nächsten Moment sah ich wie sie hin und her schwankte und sich versuchte irgendwo fest zu halten. Hätten mein Vater und Ömer sie nicht gehalten, wäre sie auf den Boden gefallen.

-Emres Sicht-

Ich bin froh, wenn die Prüfungsphase vorbei ist. Momentan hab ich viel zu wenig Zeit und dafür viel zu viel zu tun. Herr Hoffmann hatte mir erzählt, dass wir eine Bestätigung zur Überprüfung der Einreisen aus Bulgarien erhalten haben. Ich feierte diese Zusage innerlich und konnte kaum auf weitere Informationen warten. Langsam komme ich voran und nicht mehr lange und der Mistkerl Hassan ist in meinen Händen. Seda war momentan ziemlich launisch, was wegen ihrem Vater, der sie nach England schicken wollte war. Und ich hätte heute beinahe das Gruppentreffen bei Kaiser vergessen. Es war nicht so wie letzte Woche. Dieses mal wollte ich sogar dahin. Ich verstand selber nicht warum. Keine Ahnung was für eine Gehirnwäsche Kaiser bei mir angewendet hat. Ich konnte heute früher aus der Lesung, also hatte ich endlich mal ein wenig Zeit für mich. Ich dachte darüber nach, was wir wohl heute machen würden. Ob Ceylan heute auch kommt, oder heute ausfallen lässt? Wenn ja, dann kann es ja wieder 'super' werden, mit den ganzen Zigos. Kurz vor 18 Uhr fuhr ich dann los und setzte mich auf meinen Platz. Bei jeder Person die rein kam, dachte oder besser gesagt hoffte ich, dass es Ceylan war.

Bis ich auf Dich traf &lt;3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt