Kapitel 15

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Am nächsten morgen war ich wieder recht früh wach, weil ich mein Auto abholen wollte und wie jeden Samstag zum arbeiten in die Kanzlei musste. Ich suchte die ganze Zeit nach irgendwelchen Informationen, Daten oder ähnliches, die mich Hassan näher bringen konnten. Herrn Hoffmann fragte ich, ob ich einige Rechtsbücher und Ordner mit nach Hause nehmen konnte und setzte mich zu Hause nach dem Essen weiter an die Akten. Ich wusste nicht was die Sache mit Milan Veit in mir ausgelöst hatte, aber jeder noch so winzige Anhaltspunkt fesselte mich umso mehr an alles und lies meine Entschlossenheit Hassan endlich zu finden wachsen.

Urplötzlich war ich in einem großen und mir unbekannten Raum. Es kam mir so vor, als würde es keine Wände geben, denn das einzige was mich umhüllte war blank und weiß. Nichts war zu sehen. Und ich stand in diesem nichts. Langsam hörte ich Schritte auf mich zu kommen und mein Kopf bewegte sich wie aus eigener Hand in die Richtung aus der die Schritte kamen. Langsam und sicher war eine Gestalt zu erkennen und nach weiteren Schritten erkannte ich den Umriss einer Person. Und jetzt erkannte ich sie. Meine wunderschöne Mutter, die nur wenige Meter in einem langen weißen Kleid vor mir stand. Ich zögerte nicht und wollte auf sie zu rennen, als ich ihr atemberaubendes Lächeln sah, aber nach nur wenigen Schritten meinerseits, war mir der Weg auf unerklärlicher Weise versperrt. Es schien als stünde eine imaginäre Wand zwischen uns, die mir ihr Anblick ermöglichte, aber mich nicht zu ihr hinüber lies. Sie stand immer noch dort und lächelte.

Ich: Anne?

Ihr lächeln wurde breiter und ich haute gegen diese verfluchte mir unsichtbare Wand. Ich hämmerte, klopfte und schlug wilder gegen die Wand, doch es tat sich nichts. Wie ich sie vermisst habe. Nichts auf dieser Welt könnte auch nur ansatzweise beschreiben wie sehr. Ich wollte doch bloß in ihre Arme und ihre Nähe spüren, wieso musste diese Wand uns trennen?

Ich: Anne!

Ich wurde etwas lauter und meine Augen füllten sich, was ich vermeiden wollte, um ihr strahlendes Lächeln nicht zu brechen. Ich sah wie sie ihre Lippen bewegte und mir etwas sagen wollte, doch hörte sie nicht. Wieder schlug ich mit aller Kraft gegen die Wand und wieder geschah nichts.

Ich: ANNE!

Ich wollte sie hören. Wenn ich sie schon nicht spüren durfte, warum konnte ich sie dann nicht hören? Sie bewegte sich nun wieder auf mich zu, was mich dazu veranlagte meine gesamte Masse gegen diese verfluchte Wand zu drücken. Sie stand nun genau vor mir. Auf der anderen Seite der Wand. Sie sah immer noch so aus, wie ich sie in Erinnerung habe. Immer noch so wunderschön.

Ich: Anne.

Anne: Oglum. Emre

Für dieses Lächeln würde ich sterben. Für diese kleinen Wörter. Alles würde ich hergeben, um ihre Nähe zu spüren. Wieso konnte es nicht so sein, wenn ich doch bereit war alles zu opfern? Immer wieder verließ das Wort 'Annem' mein Mund ich sah wie sie wieder etwas sagen wollte. Ich konnte förmlich spüren, wie sie mir etwas mitteilen wollte. Und bevor sie dies konnte verschwand plötzlich alles.

Ich war wieder in meinem Zimmer und saß auf meinem Stuhl, mit meinem Kopf auf meinen verschränkten Armen, die auf meinem Schreibtisch lagen zwischen den ganzen Ordern der Kanzlei und dem Unikram. Das Licht, welches gerade angeschaltet wurde hatte mich wohl aus meinem Traum und Schlaf geholt, denn meine Tante stand besorgt im Türrahmen und kam im nächsten Augenblick auf mich zu. Ich stand auf und setzte mich auf mein Bett, während sie sich fortan neben mich setzte und mich ansah.

Teyze: Emre..

Mit ihrer rechten Hand wischte sie über meine Wange und somit bemerkte ich erst jetzt, dass mir der Traum im Schlaf Tränen entlockt hatte. Ich nahm die Hand meiner Tante und hielt sie sanft fest, woraufhin ich ihr versuchte mit einem Lächeln deutlich zu machen, dass alles in Ordnung war.

Bis ich auf Dich traf <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt