Jamie Young

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Ein Konzertbesuch war nicht die beste Idee in meiner Situation. Aber was sollte ich schon tun? Die Karten wegschmeißen? Nein, danke. Ich hatte zwei von drei Karten verkaufen können und ertränkte meine Wut durch das Geld in . . . Schorle. Nein, nicht Schnaps. Ich war minderjährig. Und Bier hinterließ diesen seltsamen Nachgeschmack in dieser Stadt.

Die Musik meiner Lieblingsband dröhnte in meinen Ohren, wenn auch ein wenig gedämpft durch die Klotüren. Während stille Tränen meine Augen schwellen und mein Make-up verlaufen ließen und die Schorle auf irgendeine Weise mein Bewusstsein vernebelte, hörte ich das stetige Wechseln der Frauen in den drei Toiletten neben mir. Oder Männer. Nach dem dritten Mal Nachschenken am Getränkestand, hatte ich aufgehört auf die Schilder zu schauen.

. . .

Nope, definitiv Frauen. Dem Himmel sei Dank, wie ich mir im Nachhinein dachte. Sonst würde ich dort immer noch festhängen. Auf der anderen Seite wäre das besser als das, was mit gleich passieren würde.

Ich dürft durchaus eure Meinungen über klischeeliebende, sechzehneinhalbjährige Mädchen haben, denn das war mir egal. Ich würde vielleicht irgendwann auch mal meine Meinung über storylesende Teenager mitteilen, die sich einen Spaß daraus machten, die liebsten Personen in eingebildete, egoistische Deppen zu verwandeln.

Keine Namen.

Okay, im Nachhinein, wenn ich das hier lese, muss ich sagen, dass es mir leidtut. Mein Ärger hat sich wohl einfach entladen. Was mir passiert war? Er war mir passiert. Und sie. Wir hätten gestern unser Dreiwöchiges gefeiert, Oliver und ich. Ich hatte uns zwei Karten für unsere Lieblingsband gekauft, und für meine beste Freundin Stephanie, weil sie unsere Beziehung akzeptierte, obwohl sie auch mal in ihn verliebt war.

Ich stand also vor der Schule, fummelte die drei Karten aus meiner Tasche und grinste aufgeregt vor mich hin, als ich die beiden entdeckte. Knutschend. Direkt vor dem Eingang, als wollten sie es mir so richtig geben. Ich spürte schon jetzt die vielen mitleidigen Blicke im Rücken, die ich bekommen würde. Mein Lächeln fror ein und ich bekam kaum mit wie ein Mädchen begann, mit mir zu reden.

"Oh meine Götter . . ." Sie steckte ihre Zunge in seinen Mund. ". . . Karten für . . ." Gottverdammt, er griff ihr an den Arsch! ". . . wünschte, ich hätte Karten . . ." Das sollte ich sein, du Schlampe von Freundin! ". . . ausverkauft . . ."

"Willst du sie kaufen?", unterbrach ich die fremde Schülerin. Ich riss meinen Blick von den zwei Verrätern los und wandte mich dem hübschen, blonden Mädchen zu, das mich mit offenem Mund anstarrte.

"Nein!", stotterte sie. "Ich meine, ja, aber hast du sie nicht schon verplant?"

"Das hat sich eben erledigt. Sie haben keine Zeit", erwiderte ich. Sie biss sich auf die Lippe und sah mich zweifelnd an. "Du brauchst auch nicht extra zu bezahlen", lockte ich. Sie zögerte noch einen Moment, aber dann gab sie nach. "Wenn du sicher bist . . . zwei, bitte."

Meine Hoffnung sank. "Und die dritte?"

"Die gehört dir", antwortete sie. "Ich brauche nur zwei - für mich und meinen Freund."

"Oh", murmelte ich. "Wann kannst du bezahlen?"

"Wann hast du Schulschluss?"

Ich blickte auf meine Uhr. "Dreiviertel Zwei."

"Dann werde ich da sein." Sie lächelte mich an. Ich nickte und sie drehte sich um. "Moment", sagte ich plötzlich. "Gehst du überhaupt auf diese Schule?"

Sie grinste. "Nein, ich habe meinen Freund hergebracht. Das ist mein Schulweg."

Ich machte große Augen. "Du gehst auf die AGKNY?"

Percabeth One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt