Eine ägyptische Jungmagierin zu sein, war nie mein Traum. Es war natürlich auch nie mein Wunsch, als kleines Kind den Garten meiner Eltern zu zerstören - ganz zu schweigen von dem ausgezeichneten Geburtstagskuchen - aber ich schätze, so spielt das Leben.
Es gibt gute und schlechte Seiten jeder Erfahrung und jeder Erinnerung und jeder Tat. Ein Beispiel? Gut. Wäre ich heute morgen nicht aufgestanden, hätte ich meinen Freund, Juán, nicht küssen können (ich hatte ihm strikt verboten, vor um zwölf in mein Zimmer zu kommen). Aber ich hätte genauso wenig dieses Halbgottpärchen getroffen und einen riesigen Emu mit Schweinekopf bekämpft.
Es war die typische, klischeehafte Begegnung, so dämlich und bekannt, dass ich keinem davon erzählen kann, ohne dass er mich fertig macht. Ich, in Baumwollklamotten (an die Kratzigkeit gewöhnt man sich) und knalllila Sneakers, mit lila Strähnchen im Haar, die mir meine Mentorin Sadie Kane gefärbt hatte, schien die Hauptattraktion des Central Parks zu sein. Das natürlich nur, bis ich diesen riesigen Ahornbaum fand, der magische Störungen in der ganzen Region Manhattan verursachte. Denn der stand mitten im Wald.
"Also", sagte ich laut. "Das überrascht mich jetzt."
Ich hatte einiges erlebt. Und erwartet hatte ich vieles - Götter, Magier, Geister, Monster, vielleicht auch ein Portal in Form einer Minipyramide. Aber ein Baum? Ein Objekt musste mit dem alten Ägypten verbunden sein, um magisch zu werden, weil damals die Götter auf der Erde präsent waren. Das müsste heißen, dieser Baum wäre Jahrtausende alt, wäre in Ägypten gewachsen (ich war mir sicher, dass Ahornbäume dort eher Mangelware waren) und hierher verpflanzt worden, dabei kam er mir ziemlich verlassen vor für so eine teure Operation.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und erschreckte mich. Und mit erschrecken, meine ich erschrecken. Ich hatte kein Knacksen der Zweige und kein Rascheln der bunten Herbstblätter gehört. Ich wirbelte herum und fand mich einem Mädchen gegenüber.
"Du solltest gehen", flüsterte sie mit einer wohlklingenden Stimme. "Bevor es wieder kommt. Verstärkung ist schon unterwegs. Mr Underwood hat sie selbst her beordert."
Ich blinzelte langsam. Das Mädchen war grün. Es sollte mich eigentlich nicht mehr wundern, wo doch der Gott der Unterwelt blaue Haut hatte und Sadies Vater war. Aber dieses Mädchen war so grün, dass es in den Augen weh tat und trotzdem sah es irgendwie süß, unschuldig und wunderschön aus.
Das Mädchen konnte nicht älter als zehn Jahre alt sein und hatte einen sanften Grünton als Haut. Ihre Augen waren grün wie die Blätter im Frühling, ihre Fingernägel waren grün lackiert, ihre Haare waren grün wie eine Wiese, sie war barfuß und trug ein leichtes, ebenso grünes Kleid. Zumindest war es das mal gewesen, denn jetzt hatte es die verschiedenen Farben in einem Spektrum von Gelb, Orange, Rot und Braun in Flecken überall angenommen. Alles in allem sah sie aus wie ein Blatt an einem Baum. Wie sie das aushielt, wusste ich nicht, denn es war für Anfang Herbst ziemlich kalt.
"Wer bist du denn?", fragte ich, trat einen Schritt zurück und wusste nicht, wohin mit meinem Stab. Ich wusste schließlich noch nicht, ob dieses Mädchen eine Bedrohung darstellte oder nicht.
Als dann ein Brüllen ihre nächsten Worte verhinderte und ihre grüne Haut blasser wurde, beschloss ich, dass nicht sie die Bedrohung war. Ich war wirklich überrascht, als das Mädchen "Versteck dich!" rief und mit einem Baum verschmolz. Und zwar richtig. Deshalb sah sie also aus wie ein Baum. Sie war ein Baum. Klingt nach einem normalen Tag, oder?
Gerade, als ich die Idee des Baummädchens vielleicht doch in Erwägung ziehen wollte, brach der Emu aus dem Wald hervor. Er war riesig, mindestens fünf Mal so groß wie ich und ich war nicht unbedingt klein. Aber dann hatte ich ja wohl schon genug riesige Dinge sehen, richtig?
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Percabeth One-Shots
Fiksi PenggemarSüße, kleine One-Shots über das berühmteste Halbgottpärchen unserer Zeit. Götter, Halbgötter und Sterbliche treffen auf Percy Jackson und Annabeth Chase. Neuestes Kapitel: Lilith Talamonté trifft das entspannteste Pärchen aller Zeiten. *** Mit frei...