Rettung naht

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Roy führte Sansa durch die vielen Tunnel. Wie konnte man sich die ganzen Abzweigungen merken? Als er plötzlich in einem winzigen Nebentunnel anhielt. "Die Trunkenbolde kommen! Los Mylady!" Natürlich! Nur wusste Sansa nicht wohin. Er versperrte immerhin den einzigen Zugang. "Mylady es geht aufwärts!" Er packte sie bei den Oberschenkeln und schob sie gen Tunneldecke.
Er wird mir das Genick brechen!
Doch zu ihrer Überraschung durchstieß ihre rote Mähne den Boden und ihr Oberkörper steckte über dem Boden an den frischen Luft. Roy gab ihr Widerstand für ihre nackten Füße um sich abzustoßen. Von unten hörte die Lady nur Geschrei : "Du Hund hilfst unseren Gefangenen zu fliehen!" Wo einst Decke war ein großes Loch. "Mylady! Zeigt, dass es keine Schande ist zu helfen! Rennt!" Und das tat Sansa. Die Beine in die Hand ohne rechtes Ziel nur weg. Hinter ihr hörte sie das klirren von Schwertern und wie Stimmen nach und nach erstarben.
Die frische, eisige Luft strömte Sansas Körper entgegen. Sie wäre gerne stehen geblieben und hätte die Sterne in dieser ach so klaren Nacht bewundert, doch sie rannte unermüdlich dem Nordstern entgegen, denn dort war Winterfell- ihr Hoffnungsschimmer.
Ihre wunden Füße wurden taub und ihre Lungen brannten. Sie rannte in einen tiefen Wald, denn egal was dort lauerte, sie hatte schlimmeres gesehen. Zwischen großen Wurzeln fand Sansa Unterschlupf. Ein Glück hatte es scheinbar die letzten Tage nicht geregnet. Kälte und Nässe hätten ihr den Tod gebracht. Und so lehnte sie sich gegen die Wurzeln und fiel in einen kurzen, eisigen Schlaf.
Die frühen Sonnenstrahlen und das Zwitschern einiger Vögel weckten sie. Der Rest ihres Kleides war recht feucht geworden vom Morgentau und ihre steifen Gelenke begrüßten sie in der Natur. Knurren von ihrem Magen ergänzten den Start in den Tag perfekt. Sie strich sich ihre roten, zottligen Haare aus dem Gesicht und stand auf um ihre Reise fortzusetzen. Schnelle Schritte begleiteten ihren Weg. In ihrem Herz war der Norden, aber nicht die Familie und das Zuhause, nein, es fühlte sich an, wie jenseits der Mauer. Sie war allein. Wieso hatte sie niemand von Lord Baelish fern gehalten? Arya... sie hatte es versucht. Wie konnte Sansa bloß ihrer eigenen Schwester misstrauen? Tränen rollten über ihre rosigen Wangen. Nein. Sie würde jetzt nicht in Selbstmitleid versinken und steigerte ihr Tempo noch etwas. Viele Sonnenauf- und untergänge später kam sie an einem großen Hang vorbei. Vorsichtig tastete sie sich bis kurz vor dem Ende heran. Sie konnte von hier oben alles sehen, ob Flüsse, Bäume, Menschen. Menschen! Dort waren sogar eine ganze Menge! Ein richtiger Zug! Und keine roten Lannister Fahnen! Rettung? Rettung! Aber hier konnte sie unmöglich runter. Östlich ging es flacher bergab und dort könnte Sansa ihren Weg kreuzen. Doch war es kurz vor Sonnenuntergang und sie würde nur ungern sich an fremde, bewaffnete Soldaten heranpirschen. Das Starkmädchen suchte sich eine windgeschützte Stelle zum übernachten, heute vermied sie es ein Feuer zu machen. Sonst hätte sie nämlich auch gleich schreien können: "Holt mich!" Hinter einem Felsen fand sie Schutz und hatte zum ersten Mal seit langem war sie zuversichtlich, dass es besser kommen würde. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und es wurde tiefste Nacht. Die Kälte kroch ihre hellen Beine hinauf. Was gäbe sie für ein wenig Wärme. Ihr Ziel war plötzlich so nah, und das erste Mal dachte sie an Lord Baelish. Sie hatte gewusst, dass er etwas für sie übrig hatte, doch war sie sich ihm nie komplett sicher. Sie hatte versucht ihn im Wirtshaus zu manipulieren, um ihn an sie zu binden, doch war Petyr ein Monster. Mord kam sobald er sich einem näherte. Bei allen sieben, den Alten und den Neuen und wen auch immer, hoffentlich sah sie ihn nie wieder. Sie fühlte sich benutzt. Er war der, dem sie vielleicht vertrauen hätte können. Viele Gedanken drehten sich um Petyr bevor sie einschlief.
Die Morgenstunden hatten gerade begonnen, als Sansa bereits losgelaufen war. Bergabwärts, Richtung Straße, bahnte sie sich ihren Weg. Die Strecke sah vom Gipfel viel kürzer aus, außerdem wurde ihr Weg immer wieder von dichten Brombeerbüschen versperrt. Ihren Blick auf das Ziel gerichtet, rastete sie nicht eine Sekunde. Die letzten Weg rannte die Rothaarige trotzdem durch die Büsche, ihre Beine blutig und zerkratzt. Sansa stolperte die letzten Meter aus dem Wäldchen und erblickte bereits aus der Ferne ihr bekannte Gesichter. Hilfe war da! Sie schrie aus vollem Halse : "Hilfe!" Doch ehe sie die Zelte erreichen konnte packten kräftige Hände von hinten ihre Hüfte und hielten ihr den Mund zu.
Und sie hatte es doch nicht geschafft.

Don't trust me, SweetlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt